Stipendiaten in Gummersbach„Das Privileg, nicht 20 Wochenstunden arbeiten zu müssen“
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Gummersbach – Das Schlagwort, das die drei Stipendiaten am Campus Gummersbach der TH Köln verbindet, ist Dankbarkeit. David Popoola, Ornela Stella Fante Kenmoe und Vanessa Breitfelder kommen aus verschiedenen Teilen der Welt, aber sie teilen dasselbe Maß an Leidenschaft für ihr Fach – und ihre Entschlossenheit.
Für Popoola aus Nigeria, Fante Kenmoe aus Kamerun und Breitfelder aus Wermelskirchen/Lindlar ist das Deutschlandstipendium eine Möglichkeit, ihre Studien ohne großen finanziellen Druck erfolgreich durchzuführen und zu beenden.
Stipendium bringt finanzielle Stabilität
„Die 300 Euro des Stipendiums nehmen einem eine Last von den Schultern“. Denn als Ehemann und Vater einer 17 Monate alten Tochter muss der 32-jährige Popoola nicht nur für sich sorgen, sondern auch für seine Familie. Die 300 Euro sind ein wichtiger Beitrag zum monatlichen Einkommen.
Fante Kenmoe und Breitfelder haben zwar keine Kinder, doch auch für sie bietet das Stipendium ein gewisses Maß an finanzieller Stabilität. „Ich kann mich voll auf mein Studium konzentrieren und meinen Bachelor in der Regelstudienzeit abschließen“, sagt Fante Kenmoe. „Als Stipendiat habe ich das Privileg, nicht 20 Wochenstunden arbeiten zu müssen, wofür ich extrem dankbar bin“.
Networking wird begünstigt
Auch für Breitfelder eröffnet das Stipendium Möglichkeiten. „Ich kann es mir nun leisten, mein Praxisemsester in Freiburg zu machen, wo die Mieten auch um einiges höher sind als in Oberberg“, sagt die 22-Jährige.
Doch den Stipendiaten winkt weit mehr als bloß finanzielle Hilfe. Der Kontakt zu den Förderern aus der Industrie, zum Beispiel. Der könne für die Stipendiaten beim Networking während und nach dem Studium sehr hilfreich sein, so Popoola. „Und das kann beim doch schwierigen Einstieg ins Arbeitsleben ein großer Vorteil sein.“
Deutschlandstipendium
Das Deutschlandstipendium ist ein von Bund und Hochschulen organisiertes Fördermittel und soll herausragende Studierende an deutschen Hochschulen finanziell unterstützen.
Die Stipendiaten, die aus aller Welt kommen und deren bisheriger Werdegang herausragende Leistungen in Studium und Beruf erwarten lässt, erhalten 300 Euro monatlich, für die Dauer von mindestens zwei Semestern, aber höchstens bis zum Ende der Regelstudienzeit. Die Leistungen der Stipendiaten werden kontinuierlich geprüft. Die Gelder für das Deutschlandstipendium kommen jeweils zu 50 Prozent vom Bund und den privaten Förderern aus der Industrie, während die Hochschulen den mehrstufigen Bewerbungsablauf, die Auswahl und auch die Förderung der Stipendiaten organisieren.
Beim Auswahlprozess werden verschiedene Kriterien in Betracht gezogen. Neben den schulischen und akademischen Leistungen wird auch Wert darauf gelegt, Studenten zu fördern, die gesellschaftliches bzw. ehrenamtliches Engagement zeigen und/oder soziale Erschwernisse und persönliche Hürden haben. Die TH Köln hat eine Broschüre mit Näheren Infos auf ihrer Internetseite veröffentlicht. (fm)
Der 32-jährige Popoola aus Nigeria lebt nun mit Frau und Kind in Köln. Seinen Bachelor in Elektrotechnik schloss er an der Ladoke Akintola University of Technology in Nigeria ab und begann im Oktober 2019 seinen Master in Automation & IT am TH-Campus in Gummersbach.
Ornela Stella Fante Kenmoe wird ebenfalls seit 2019 vom Deutschlandstipendium gefördert und macht an der TH Köln ihren Bachelor in Informatik. „Ich war bereits ein Jahr zuvor in Deutschland und machte einen Deutschkurs, um hier studieren zu können. Leider wurde mein Bachelor in Deutschland nicht anerkannt, weshalb ein Masterstudium für mich nicht möglich war“, bedauert die 24-Jährige. Daraufhin entschied sie sich, einen Bachelor in Informatik an der TH Köln zu machen.
Wie viele akademische Werdegänge war auch der von Vanessa Breitfelder nicht ganz geradlinig. Die 22-Jährige aus Wermelskirchen hatte sich erst für ein Studium der Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftspsychologie entschieden, das sie aber nach dem ersten Semester nicht fortführte. „Nach einem Praktikum im Industriebereich war mir klar, dass meine Zukunft im Bereich der Elektrotechnik liegt“.
Die drei Stipendiaten fühlen sich in Gummersbach sehr wohl und der Campus Gummersbach war für keinen eine große Überraschung. „Ich habe bei meiner Wahl zwischen dem Studiengang Erneuerbare Energien am Campus Deutz und Elektrotechnik in Gummersbach geschwankt“, sagt Breitfelder, „aber der Campus in Gummersbach und die kleineren Studiengruppen haben mich einfach überzeugt.“
Corona hatte Einfluss
Ein „toller Ort zum Leben und Studieren“ sei Gummersbach, findet Fante Kenmoe. Die 24-Jährige wählte ganz bewusst eine kleinere Stadt aus. „Da kann man sich besser auf seine Arbeit und Studien fokussieren, die Ablenkungen halten sich in Grenzen“, lächelt die Informatikstudentin.
Natürlich hatte die Pandemie auch auf die drei Stipendiaten einen erheblichen Einfluss. „Die Internetverbindung in Engelskirchen hat mich schon einige Male im Stich gelassen“, erzählt Breitfelder. Vor allem, wenn alle gleichzeitig im Homeoffice das Internet nutzen, erschwere das die Arbeit an Projekten oder der Hausarbeit.
Fante Kenmoe wurde in der Pandemie die Möglichkeit genommen, seine Verwandten in Kamerun zu besuchen. „Ich habe meine Familie seitdem ich in Deutschland bin nicht mehr gesehen und ich vermisse sie ungemein“, bedauert die 24-Jährige. „Doch wenigstens haben wir moderne Technologie und ich kann mit ihnen telefonieren oder zoomen“.