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Smartphone-SuchtTH-Köln-Professor stellt Handy-App gegen die Sucht vor

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Prof. Dr. Matthias Böhmer (35) forscht unter anderem zur Informatisierung unseres Alltags. Seine kostenlose Applikation „AppDetox“ wird kontinuierlich weiterentwickelt.

Gummersbach – Wahrscheinlich können die wenigsten Nutzer abends sagen, wie oft sie im Laufe des Tages zu ihrem Smartphone gegriffen haben. Oder wie lange sie die Facebook-App geöffnet oder sich bei Twitter rumgetrieben haben. Wahrscheinlich wollen es die meisten Nutzer auch gar nicht so genau wissen.

Bis zu 85 mal checken Menschen zwischen 18 und 33 Jahren laut einer aktuellen Studie der Universität Lancaster täglich ihr Taschentelefon, weiß Dr. Matthias Böhmer. Der Professor am Institut für Informatik am Campus Gummersbach der Technischen Hochschule (TH) Köln hat eine kostenlose App entwickelt, die jedem Nutzer die Möglichkeit gibt, das eigene Smartphone-Verhalten zu kontrollieren – und zu regulieren.

„Wir bekommen wöchentlich mehrere Rückmeldungen von den Nutzern“

AppDetox heißt das Programm, das sich einen Mechanismus des Android-Betriebssystems zu Nutze macht und protokolliert, wie lange andere Apps genutzt werden.

„Es gibt dieses Phänomen der Angst, etwas zu verpassen, wenn man nicht permanent sein Smartphone checkt“, sagt der Informatiker. Seine App, die nur auf Android läuft, also nicht auf dem iPhone, ermöglicht es den Nutzern zunächst einmal, sich vor Augen zu führen, wie lange man am Handy hängt. Für den Fall, dass dieses Wissen zu dem Wunsch führen sollte, das eigene Nutzungsverhalten in den Griff zu bekommen, bietet „AppDetox“ das Erstellen von Regeln an. „Man kann verschiedene Regeln definieren. Zum Beispiel ein Zeitfenster setzen, in dem man bestimmte Apps nicht nutzen kann“, erklärte der Professor am Mittwoch bei der Vorstellung seiner App auf den Campus-Gelände in Gummersbach. „Wenn man zum Beispiel Facebook nicht während der Arbeitszeit nutzen will, wird Facebook von AppDetox geblockt.“ Vergleichsweise neu ist die Funktion, dass man mit Regeln eine Art Belohnungssystem für sich selbst aufbauen kann: Man kann über AppDetox einstellen, dass man erst 100 Schritte gehen muss, ehe man 30 Sekunden eine bestimmte App öffnen kann.

„Wir bekommen wöchentlich mehrere Rückmeldungen von den Nutzern“, sagt Böhmer. So kommen auch neue Vorschläge ins Spiel, die gute Chancen haben, in die App eingebaut zu werden. So klagten Nutzer, die eigenen Regeln seien viel zu leicht zu umgehen. Prompt ergänzte Böhmer die App: Wer will, kann jetzt einstellen, dass vor dem Außerkraftsetzen der Regeln ein Pin-Code eingegeben werden muss. Wer diesen Pin-Code kennt – der Nutzer selbst oder nur eine zweite Person, vielleicht die Eltern – kann jeder halten, wie er will.

Künftig könnte die App auch Daten abwerfen, die der Wissenschaft etwas über das Nutzerverhalten außerhalb von Laborbedingungen verrät, wenn die Nutzer zustimmen. Schon jetzt nutzen 60 000 Menschen weltweit AppDetox.