Gummersbach – In der Kreisverwaltung des Oberbergischen Kreises sollen Impfungen stattgefunden haben, die nicht mit der allgemein geltenden Impfreihenfolge übereinstimmen. Das bestätigte Landrat Jochen Hagt am Sonntagabend auf Anfrage dieser Zeitung. Im Detail wollte er sich noch nicht äußern. Man befinde sich noch in der Aufklärung. Er wolle am Montag das Gespräch mit Gesundheitsdezernent Ralf Schmallenbach dazu suchen.
Der Teufel steckt im Detail – genauer gesagt in der 14. von 19 Fragen, die die SPD-Kreistagsfraktion am Wochenende an Hagt richtete. Die SPD will wissen, wie viele Mitarbeiter des Rettungsdienstes geimpft sind: „Wie verteilen sich die Impfungen (absolut und prozentual) auf den Rettungsdienst im Außeneinsatz (mit Krankenkontakt) und auf weitere Mitarbeitende in Amt 38 ohne Krankenkontakt (zum Beispiel Leitstelle, Verwaltung, Tele-Notärzte etc.)“.
Täglich 36 Impfdosen übrig geblieben
Auf Nachfrage sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Ralf Wurth: „Wir fragen nicht einfach nur. An uns sind Menschen herangetreten, die uns berichten, dass es da zu Unregelmäßigkeiten gekommen ist.“ Genau die bestätigte Hagt. Er wisse, dass es im Rettungsdienst gerade Unruhe gebe.
„Als wir am 27. Dezember angefangen haben zu impfen, wurde schnell festgestellt, dass es mehr Impfdosen gibt als erwartet“, sagt der Landrat. Tatsächlich sollen von 180 Impfdosen noch 36 übrig gewesen sein. „Da wurde am Anfang ein Stück weit improvisiert.“ Dafür habe er auch Verständnis. Auch danach galt zwar die Prämisse, keinen Impfstoff kaputtgehen zu lassen. „Dennoch war die klare Vorgabe, die Impfreihenfolge zu beachten.“ Was da schiefgelaufen sei, wolle er dezidiert aufklären. Hagt bestätigte auch, dass die Kreisleitstelle geimpft sei und auch Mitarbeiter im Innendienst des Amtes 38, das für Rettungsdienst, Brand- und Bevölkerungsschutz zuständig ist.
Schmallenbach bezeichnet Gerüchte als „Quatsch“
Der Landrat betont, selbst nicht geimpft zu sein. Gesundheitsdezernent Ralf Schmallenbach wollte sich am Sonntagabend auf Nachfrage nicht dazu äußern, dass er der einzige aus der Führungsmannschaft im Kreishaus sein soll, der aus übrig gebliebenen Dosen geimpft wurde. Schmallenbach: „Ich sage nur so viel: Wenn es so wäre, entspräche es den Prioritäten, weil ich als Leiter des Impfzentrums zur Kategorie eins gehöre.“ Ähnliches gelte für die Mitarbeiter der Leitstelle: „Auch die gehören zum Rettungsdienst. Wenn die nicht geimpft sind, wäre das auch ein Risiko für die, die draußen unterwegs sind und mit ihnen in Kontakt kommen.“
Darüber hinaus bezeichnete Schmallenbach Gerüchte über zusätzliche, nicht berechtigte Impfungen in der Verwaltung als „Quatsch“. Schon ab dem zweiten Tag sei gezielt darauf geachtet worden, dass auch verbliebene Dosen auf jeden Fall nach der festgelegten Reihenfolge vergeben werden. „Dafür wurden zum Beispiel im Umfeld der Pflegeheime extra Über-80-Jährige ausfindig gemacht“, sagt Schmallenbach.