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Ungewöhnlicher EinsatzortBundeswehr unterstützte zehn Monate Impfzentrum in Oberberg

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Wer nicht gleich durchblickt im Impfzentrum, dem bieten die Soldaten ihre Begleitung an.

Gummersbach – Seit gut zehn Monaten unterstützt die Bundeswehr den Kreis im Kampf gegen das Coronavirus. Zunächst bei der Kontaktverfolgung im Kreishaus und bei den Schnelltests in Altenheimen, seit Februar dann auch als Lotsen und uniformiertes Begrüßungskomitee im Gummersbacher Impfzentrum. Für die letzten sechs von ihnen endet der ungewöhnliche Einsatz dort Ende des Monats.

Die Überraschung, einen leibhaftigen Offizier im Kampfanzug am Eingang zum Impfzentrum zu sehen, war vor allem älteren Menschen bei deren Erstimpfung anzumerken. Aber rasch hatten sich die Impflinge daran gewöhnt, von Herrn oder Frau Hauptmann, Hauptfeldwebeln oder Gefreiten in Empfang genommen zu werden. „Und bei großem Andrang ist es gar nicht schlecht, jemanden in Uniform dort stehen zu haben“, sagt Joachim Seibert, Organisationsleiter des Zentrums. Das strahle Autorität aus.

Infektionsgeschehen außer Kontrolle: Bund sprang ein

Hergestellt hatte den Kontakt zur Truppe das Kreisverbindungskommando Oberberg, eine offizielle Einheit von Reservisten, die den Kreis zum Beispiel im Krisenstab bei logistischen Fragen berät. Als im vergangenen Spätsommer klar wurde, dass das Infektionsgeschehen außer Kontrolle geraten und das Kreisgesundheitsamt die Nachverfolgung der Kontakte Corona-Infizierter auch mit massiver Verstärkung aus dem eigenen Haus nicht schaffen würde, sprang der Bund ein.

Zeitweise taten 43 Soldaten und Soldatinnen Dienst, 14 von ihnen machten Schichtdienst im Impfzentrum. Die stehen sonst in Bonn unter anderem beim Kommando Streitkräftebasis im Dienst, einer Art Dienstleister für die Bundeswehr.

Unterstützung von der Bundeswehr wird mit Trinkgeld belohnt

Der Empfang, das haben alle berichtet, die in der ersten Etage des „Bergischen Hofs“ Dienst machten, sei freundlich, die Aufnahme durch die Menschen regelrecht herzlich gewesen: „Die freuten sich, uns zu sehen.“ Kritik, die Truppe hätte wohl nichts Besseres zu tun, blieb die absolute Ausnahme. Viel häufiger kam es vor, dass man den Soldaten sogar ein Trinkgeld zustecken wollte als Dank für den tollen Service. „Das haben die natürlich nicht angenommen, sondern auf die aufgestellten Spendendosen verwiesen“, berichtet ein Gefreiter.

Dass er und seine Kameraden und Kameradinnen im Kampfanzug und Springerstiefeln Dienst tun statt im Dienstanzug ihrer jeweiligen Teilstreitkräfte, habe einen einfachen Grund, erklärt Oberstleutnant Thomas Meier, der stellvertretende Chef des KVK Oberberg: Einheitlichkeit. Derzeit machen Angehörige von Heer und Luftwaffe hier Dienst, käme noch einer von der Marine dazu, sähen sie in ihren Innendienstanzügen zu unterschiedlich aus, sagt Meier.

Aufgaben der Soldaten: Fragen beantworten und Termine koordinieren

Die Soldaten stehen am Empfangstresen vor dem Impfzentrum, prüfen kurz, ob alle erforderlichen Unterlagen für die Impfung vorliegen und begleiten die Impflinge – falls nötig – auf ihrem weiteren Weg durchs Zentrum. Vor allen Älteren sei die Aufregung manchmal anzumerken gewesen, sagt einer von ihnen. Ihre Namen sollen nicht veröffentlicht werden, da ist die Bundeswehr pingelig. Die Resonanz auf die eingesetzten Kräfte sei jedenfalls außergewöhnlich positiv gewesen, berichtet etwa Iris Trespe, Sprecherin der Kreisverwaltung.

Die Soldaten sitzen an der Hotline des Impfzentrums, um Termine zu vereinbaren oder zu verschieben, und sie beantworten die Fragen der Impfkandidaten. Da muss man immer auf dem Laufenden sein, denn die Regeln änderten sich manches Mal schneller als das Wetter.

Imagegewinn für die Bundeswehr durch Unterstützung in Oberberg

Die aktuelle Gruppe im Impfzentrum, mit deren Abrücken in der kommenden Woche sich die Bundeswehr von ihrem Oberberg-Auftrag verabschiedet, besteht fast ausschließlich aus Reservisten. So wie der Kreis froh ist, dass ihm die Bundeswehr hilft, so ist das Kommando Streitkräftebasis froh, dass man auch Reservisten in den Impfeinsatz schicken kann, damit die eigenen Leute in Bonn ihren angestammten Aufgaben nachgehen können.

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Eingezogen werden die Soldaten der Reserve dafür übrigens nicht. Sie melden sich bei der Truppe. „Es ist gut, wenn man in dieser Situation den Menschen helfen kann“, sagt der Hauptfeldwebel der Runde.

Oberberg hat Corona hat auch mit Militärhilfe noch nicht besiegt, aber ihr Einsatz war auf alle Fälle ein großer Imagegewinn für die Bundeswehr.