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Häuser mit Geschichte(n)Wo in Gummersbach der Name „OVZ-Haus“ herkommt

Lesezeit 4 Minuten

Recht neben Haus Wetzlar und direkt am Aufgang zum Simonsplatz in der Altstadt liegt das Haus Kaiserstraße 44, das in Gummersbach seit vielen Jahren auch als „OVZ-Haus“ bekannt ist.

Ein Werbebanner hat in Gummersbach einem Haus einen Namen gegeben.

Werbebanner sind nicht einfach nur Werbebanner. Sie können bisweilen auch ortsbildprägend sein und sich über die Jahre fest im Stadtbild verwurzeln. Das „U“ auf der Dortmunder Westfalenhalle stand Jahrzehnte für die einstige Union-Brauerei. Weltweit bekannt sind auch das „4711“-Logo aus Köln und nicht zuletzt die 1923 aufgestellt Hollywood-Buchstaben in Los Angeles, die zunächst dazu dienen sollten, das öde Areal in den Hollywood Hills zu vermarkten. Heute sind sie in der Filmmetropole nicht mehr weg zu denken.

Das Haus Kaiserstraße 44, hier der Blick aus der Brückenstraße, beheimatete anfangs eine Apotheke, später war dort lange Zoo Siebert.

Nicht ganz so berühmt, aber auf seine Weise dennoch prägend, ist der Schriftzug der Oberbergischen Volkszeitung am Bergischen Dreieck in Gummersbach. Das Banner der heimischen Tageszeitung hat sogar dafür gesorgt, dass das Gebäude, an dem die Lettern montiert sind, dem Gebäude mitten in der Gummersbacher Innenstadt im Volksmund den Namen „OVZ-Haus“ beschert haben. Diese Verinnerlichung hat sogar dazu geführt, dass vielfach die Auffassung vorherrscht, dass die Redaktion in den Räumen ihre Heimat hat. Auch in den sozialen Medien und hier der Facebook-Gruppe „5270 Gummersbach“ ist immer wieder vom OVZ-Haus die Rede, wenn es um Erläuterungen zu dem Ensemble am Bergischen Dreieck geht.

Prominenter Bewohner Ende der 1960er Jahre war Klaus Brand

Prominenter Bewohner des Gebäudes war unter anderem der damalige Kapitän der erfolgreichen Handballmannschaft des VfL Gummersbach, Klaus Brand, der Ende der 1960er Jahre nach seiner Heirat dort eingezogen war. Allerdings war das Logo nicht von Beginn an dem Gebäude montiert. Bilder aus dem Stadtarchiv belegen, dass zunächst die Apotheke von Paul-Gerhard Wagner im Erdgeschoss beheimatet war. Das Werbebanner am Haus war damals das ebenfalls bekannte Klosterfrau-Logo. Die Apotheke zog später dann in das neu fertig gestellte Einkaufszentrum Bergischer Hof, die dort bis heute von einem Nachfolger betrieben wird. Im Erdgeschoss war später viele Jahre Zoo Siebert zuhause. Was die Redaktion der Zeitung angeht, so ist diese seit den 1980er Jahren durchgehend im Haus Kaiserstraße 1 zu finden. Davor wurden Artikel und Fotos im Haus der Sparkasse und in dem ehemaligen Bürohaus Mauelshagen der Kaiserstraße produziert. Alte Gummersbacher haben noch die Schaukästen in Erinnerung, in denen die druckfrische OVZ aushing und sich bei der Bürgern großer Beliebtheit erfreute. Das Gebäude musste, wie der Gummersbacher Historiker Jürgen Woelke berichtet, für den Bau der Sparkasse weichen, die in den Jahren 1963/64 entstand.

Am Sandplatz in Gummersbach: Rechts das Haus Piepen-Heuser, links das Haus König.

Doch zurück zum Haus Kaiserstraße 44. Das aktuelle Gebäude wurde, wie Woelke notiert hat, Weihnachten 1956 bezogen. Das Vorgängergebäude, das zuvor abgerissen worden war, hatte im Volksmund den Namen „Haus Piepenheuser“. Zusammen mit den Häusern Kwiet, Solbach und König war an dieser Stelle viele Jahre lang das Zentrum von Gummersbach, also an der Kreuzung von Kaiserstraße und Brückenstraße. Dem Abbruch von Haus Piepenheuser folgte 1974, also vor inzwischen 50 Jahren, der Abriss des stattlichen Bürgerhauses König. Und das auch gegen den massiven Protest des Bürgervereins, der mit einem Sarg über die Trümmer von Haus König marschierte. Das alte Gebäude Kaiserstraße 44 wurde vermutlich 1835 gebaut, ein genaues Datum gibt es nicht. Bauherr war laut Woelke Peter Heuser, ein Drechsler aus Gummeroth. 1872 richtete Lisette Heuser, eine geborene Jonas, nach dem frühen Tod ihres Mannes Franz Gustav hier ein Samen- und Pfeifengeschäft ein. Ihr Sohn Richard war in Gummersbach als „Piepen-Hüser“ bekannt.

Doch es scheint so, als hätte der Name noch einen anderen Hintergrund: In der Zeitung wurde 1956 berichtet, dass der Name im Grunde auf einem Irrtum basiere, sich aber dennoch in den Köpfen der alten Gummersbacher verfestigt habe. Das Haus des wirklichen Piepen-Hüser stand an der Ecke Kirchgasse und Schützenstraße und war im Besitz der Familie Berghaus. Aus dem Begriff „Pfeifen Berghaus“ habe der Volksmund dann „Piepen-Hüser“ gemacht. Als der Laden geschlossen wurde, ging der Name aber nicht unter, sondern wurde auf den Kaufmann Heuser übertragen, der in dem besagten Haus an der Ecke Brückenstraße einen Einzelhandelsladen für Tabakwaren führte.