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Baby kommt sieben Wochen zu frühWochen voller Sorgen für Gummersbacher Familie

Lesezeit 4 Minuten
Alessia Marina

Pünktlich vor den Festtagen erreichte die Kleine ihr Wunschgewicht.

  1. Joana Rinker dachte sich „Oh nein, nicht jetzt schon!“ als ihre Fruchtblase sieben Wochen zu früh platzte.
  2. Sie schrie so laut, dass die Nachbarn alarmiert an die Tür hämmerten.
  3. Ihr Mann wollte es gar nicht glauben.
  4. Dann überstürzte sich alles.

Dieringhausen – Eigentlich sollte Alessia Marina ein Christkind werden oder kurz nach Weihnachten zu Welt kommen. In der 36. Schwangerschaftswoche wollten ihre Eltern noch einen Gipsabdruck vom Babybauch machen. Doch dann kam alles ganz anders: Sieben Wochen vor dem errechneten Geburtstermin platzte bei Joana Rinker in der Nacht die Fruchtblase.

„Oh nein, nicht jetzt schon!“, habe sie gedacht und so laut geschrien, dass die Nachbarn alarmiert an die Tür hämmerten. Ihr Mann Justin wollte es gar nicht glauben. Dann überstürzte sich alles: „Wir hatten noch nicht mal eine Tasche fürs Krankenhaus gepackt“, sagt Joana Rinker. Fieberhaft suchten die werdenden Eltern jemanden, der beim zweijährigen Sohn Samuel bleiben konnte. „Er hat zum Glück die ganze Aufregung verschlafen“, erzählt seine 22-jährige Mutter.

Mit Wunschgewicht vor Weihnachten nach Hause

Im Krankenhaus habe man dann versucht, noch zwei Tage lang die Geburt aufzuhalten, um die Lungenreife beim Baby in Gang zu bringen. Zwei Tage voller Angst: „Wird mein Baby es schaffen? Ich sollte auf die Kindsbewegungen achten, aber dann habe ich zwischendurch keine mehr gespürt. Ich habe sehr viel geweint.“

Joana Rinker und Baby

Eine glückliche Mama mit ihrem Baby Alessia Marina.

„Am schlimmsten war“, sagt Vater Justin (26), „dass ich überhaupt nichts machen konnte. Ein Mann möchte doch seine Familie beschützen. Aber in der Situation war ich völlig hilflos. Das war ganz schwer zu ertragen.“ 1530 Gramm leicht und 40 Zentimeter klein kam Alessia Marina dann im Kreiskrankenhaus Gummersbach zur Welt. Wäre sie eine Woche früher geboren worden, hätte sie nach Köln in die Klinik gebracht werden müssen, die auf extreme Frühchen eingerichtet ist. „Wir hatten noch Glück, dass sie in Gummersbach bleiben konnte.“

Der Chef hat Verständnis

Alessia Marina lag auf der Neugeborenenintensivstation. „Mit einer Magensonde im Inkubator“, erzählt ihre Mama, die die ganze Zeit über bei ihrem Baby im Krankenhaus blieb, während Papa Justin sich zu Hause um den zweijährigen Samuel kümmerte. „Es war gar nicht so einfach, denn ich konnte ja nicht von heute auf morgen einfach nicht mehr zur Arbeit gehen“, seufzt der Dachdecker und lobt das Verständnis seines Chefs, der ihn so bald wie möglich freistellte.

Nur einmal konnte der Bruder seine Schwester im Krankenhaus besuchen.

Zu allem Überfluss wurde der kleine Samuel auch noch krank und durfte seine kleine Schwester nur ein einziges Mal in all den Wochen sehen. „Er war ja ein Infektionsrisiko“, erläutert Justin Rinker. „Daher konnte ich selbst meine Frau auch nur viermal in der ganzen Zeit besuchen. Es war für uns alle eine schwere Zeit.“

Wochen voller Sorgen

Wochen voller Sorgen: Zuerst hatte die Kleine Probleme mit der Atmung. Und dann immer die Angst, dass sie eine Behinderung zurückbehalten könnte. „Wir hätten sie auf jeden Fall geliebt“, versichert die junge Mutter. Aber die Erleichterung, dass bisher alle Untersuchungsergebnisse positiv waren, ist ihr deutlich anzumerken. Es gab Tage, da wollte Alessia einfach nicht zunehmen. „Wir kommen hier nie mehr raus“, habe sie immer wieder gedacht, gesteht Joana Rinker.

Justin, Samuel, Alessia, Joana Rinker

Endlich zu Hause: Gerade noch unter den Weihnachtsbaum geschafft haben es Mama Joana Rinker mit Baby Alessia Marina und Papa Justin mit Sohn Samuel.

Die ganze Adventszeit mit Samuel hat sie verpasst, Weihnachtsvorbereitungen fielen aus. „Ich habe nur immer gehofft, dass wir zu Weihnachten nach Hause kommen.“ Aber eine ganze Weile sah es nicht danach aus. „Wenn ich verzweifelt war, habe ich mir immer wieder gesagt: Normalerweise wäre das Baby jetzt noch im Bauch.“ In solchen Momenten war sie stolz auf ihr tapferes kleines Mädchen, das tatsächlich kurz vor Heiligabend das Wunschgewicht von 2300 Gramm erreichte – und nach Hause durfte.

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Papa Justin bleibt erstmal zu Hause: „Ich nehme mir bezahlten und unbezahlten Urlaub. Ich muss mich jetzt um meine Familie kümmern.“ Der Stubenwagen steht unter dem in letzter Minute gekauften Tannenbaum, der Schmuck muss noch aus dem Keller geholt werden.

Nicht so wichtig! Hauptsache, Samuel hat seine Mama wieder, die ihm in den vergangenen Wochen sehr gefehlt hat. Und endlich kann er auch seine kleine Schwester mal ganz vorsichtig kuscheln.