Getränkekisten-Klettern und Kinderflohmarkt: der 14. Gummersbacher Weltkindertag zeigte, dass Nachhaltigkeit Spaß machen kann.
Unter dem Titel „Die Blaumacher“ rief das Stadtjugendamt die Kinder dazu auf, „unsere Meere wieder blau zu machen“.
Auf der Bühne hatten die Blaumacher einen prominenten Fürsprecher.
Gummersbach – Fridays for Future? Auch am Saturday setzen sich junge Oberberger für die Umwelt ein. Ein zentraler Programmpunkt des Weltkindertags im Gummersbach war am Samstag eine Kunstaktion gegen Plastikmüll.
Unter dem Titel „Die Blaumacher“ rief das Stadtjugendamt die Kinder dazu auf, „unsere Meere wieder blau zu machen“, nämlich eine Plastiktüte mitzubringen, zur Kugel zu knüllen und an einem der Stände in der Stadt abzugeben – damit sie nicht etwa in einem Ozean endet.
Harro Füllgrabe machte mit
Moderator André Kasel erläuterte die Aktion auf der Lindenplatzbühne und bat, nur halb im Scherz: „Natürlich wollen wir, dass Ihr eine Tüte von zu Hause mitgebracht habt und jetzt nicht eine neue kauft.“ Am Nachmittag füllte die Gummersbacher Künstlerin Ulrike Stausberg die bunten Knäuel dann in große Drahtkugelfische. Einer der Plastikfische wird noch zehn Tage lang vor der katholischen Kirche stehen und Tütenkugeln fressen, bevor er in der Leppedeponie (und nicht im Meer!) entsorgt wird. Für jede Tüte gab es einen Schwimmbad-Gutschein. Auf der Bühne hatten die Blaumacher mit TV-Moderator Harro Füllgrabe einen prominenten Fürsprecher.
Dort traten im Laufe des Tages Kindertanzgruppen aus der ganzen Stadt auf. Bei herrlichem Spätsommerwetter tummelten sich tausende Menschen auf Kaiser- und Moltkestraße. Darunter auch die befreundeten Mütter Olga Mierau aus Engelskirchen-Hardt und Angelina Gonscharow aus Strombach, die mit jeweils drei Kindern Plastikknäuel ablieferten. Dem Umweltgedanken fühle sich ihre Familie verpflichtet, versichert Mierau: „Wir bringen unseren Kindern bei, dass man Müll nicht in die Natur schmeißt.“
Der Nachwuchs sei inzwischen beinahe übereifrig, sagt Mierau und lacht: „Selbst wenn ich einen Apfelrest ins Gebüsch werfe, heißt es gleich: Mami, das darfst du aber nicht!“ Den Weltkindertag schätzen die jungen Mütter nicht nur als Unterhaltungsprogramm, sondern auch als Infobörse. Sie haben Kontakt zu einer Musikschule und einem Tanzstudio geknüpft.
Der 14. Gummersbacher Weltkindertag zeigte, dass Nachhaltigkeit Spaß machen kann. Etwa als alte Getränkekisten auf der Moltkestraße zum Turm gestapelt wurden, der Rekordhöhen von mehr als acht Metern erreichte. Oder als beim Kinderflohmarkt nebenan gebrauchtes Spielzeug versilbert wurde – auch eine Art von Kunststoffrecycling. Ansonsten boten Kitas, Schulen und andere Gummersbacher Jugendeinrichtungen an ihren Ständen Tombolas, Bastelaktionen und Waffeln bis zum Abwinken.
Am Nachmittag erlebte das Bühnenprogramm mit dem Auftritt von Iggi Kelly und Daniele Negroni seinen Höhepunkt. Die beiden Castingshow-Stars sorgten bei einigen jungen Mädchen sogar für ein bisschen Kreischalarm. Und als Iggi „Love Yourself“ von Justin Bieber und Daniele „Cello“ von Udo Lindenberg („Und heute wohnst du in Gummersbach“) sangen, hörte man: Wiederverwertung kann auch gut klingen.
Die Stadt Wiehl feierte Geburtstag ihres Jugendamts
Der Weltkindertag wurde in Wiehl schon zum 17. Mal groß gefeiert. Als 2002 das erste Fest über die Bühne ging, war das städtische Jugendamt gerade erst gegründet worden. Gestern feierte es 20-jähriges Bestehen. Und 56 Einrichtungen feierten im Wiehlpark mit. Natürlich die Kindergärten, aber auch die Feuerwehr, Sportvereine und viele andere Organisationen, die dazu beitragen, dass Wiehl als familienfreundliche Stadt gilt. Parallel fand auf der Bahnhofstraße ein großer Automarkt statt.
Das Jugendamt ist für Michael Schell eine Erfolgsgeschichte. Der heutige Beigeordnete hat es viele Jahre lang geleitet. „Das eigene Jugendamt hilft uns dabei, das Miteinander in der Stadt selbst zu gestalten, etwa bei der Kindergartenplanung“, sagt Schell. Die Zusammenarbeit der Beteiligten sei dadurch enger, der Austausch viel unkomplizierter. Rainer Salisch-Chromow kann das bestätigen. Er ist Vorsitzender des Ortsvereins der Arbeiterwohlfahrt, die in Wiehl vier Kindergärten betreibt: „Es gibt in der Wiehler Jugendarbeit einen unkomplizierten Kontakt und guten Informationsfluss. Das kann ich auch als Bürger und Großvater sagen.“
Beim Weltkindertag lud die Awo die Kinder wieder zur Teilnahme am Ballonwettbewerb ein. Die evangelisch-freikirchlichen Gemeinden hatten den Kletterturm aufgebaut, zudem gab es auf dem Gelände unter anderem Gelegenheit, Tennis zu spielen und auf Zeit zu sprinten. Die verbrauchten Kalorien konnten am nächsten Bratwurst- oder Kuchenstand wieder nachgeladen werden. So machten es auch die Zwillinge Luise und Marie und ihre Freundin Annika (alle 9) aus Oberwiehl: „Wir haben Tüten angemalt und Kerzen gebastelt“, berichtete Luise. Am besten gefallen hat ihr aber die Zuckerwatte. (tie)