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Geschichten der FluchtFotograf Saurabh Narang zeigt in Gummersbach die Ausstellung „Sunflowers Will Still Grow“

Lesezeit 2 Minuten
Saurabh Narang in der Ausstellung.

Den russischen Angriff auf die Ukraine dokumentiert Saurabh Narang auf eine sehr persönliche Weise.

Kultur und Migration sind die Themen einer Ausstellung, die ab Dienstag, 13. August, im Gummersbacher Rathausfoyer gezeigt werden.

In 15 Bildern und mehreren Kurzvideos beschreibt der Gummersbacher Künstler Saurabh Narang Hintergründe und Geschichten von Menschen, die vor dem Krieg aus der Ukraine geflohen sind. Für seine Arbeit wurde der aus Indien stammende Fotograf und Journalist mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, zuletzt im vergangenen Jahr mit dem Staatspreis „Manufactum“ des Landes Nordrhein-Westfalen.

Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine am 24. Februar 2022 hatte Narang zunächst überlegt, den Krieg zu dokumentieren. Doch als nach der extremen Entwicklung ein Seniorenheim auf dem Bernberg in Gummersbach kurzfristig in eine Flüchtlingsunterkunft umgewandelt wurde, entschied er sich, durch Porträts die Geschichten der Personen zu erzählen, die vor dem Krieg fliehen mussten und in Gummersbach angekommen sind: „Es gab sofort ein großes Verständnis und Empathie auf beiden Seiten“, erzählt der Fotograf.

Behutsame Kontaktaufnahme

Ein glücklicher Zufall war die Bekanntschaft mit der jetzt ebenfalls in Gummersbach lebenden ukrainischen Journalismusstudentin Anastasiia Reshetnyk. Gemeinsam mit ihr suchte er das Gespräch mit seinen neuen Nachbarn. Narang schildert, dass die Kontaktanbahnung zu den sieben porträtierten Familien oftmals sehr behutsam stattfinden musste: „Deshalb haben wir viele Besuche gemacht – manchmal mit, manchmal ohne Kamera.“ So einfühlsam, wie der Künstler das Gespräch mit den Geflüchteten gesucht hat, zeigen seine Bilder die Persönlichkeit dieser Menschen.

Auch in Innenräumen arbeitet Narang mit natürlicher Lichtführung, zeigt ihr Profil und bewahrt ihre Geheimnisse, anstatt sie durch geblitzte Fotos bloßzustellen. Ergänzend dazu gibt es Kurzvideos, in denen die Geflüchteten von ihrem Leben, ihrer Heimat, aber auch von Kulinarischem erzählen. So führt eine Frau etwa vor, wie sie das ukrainische Nationalgericht „Wareniki“ zubereitet. Die gefüllten Teigtaschen unterscheiden sich von den kleineren „Pelmeni“ im Wesentlichen durch ihre Größe. Den Titel der Ausstellung führt Narang auf ein Video zurück, das im Frühjahr 2022 um die Welt gegangen ist. Darin wird eine ukrainische Frau gezeigt, die furchtlos auf russische Soldaten zugeht und sie als Eindringlinge beschimpft.

Bilder zeugen von den Gedanken der Menschen

Dazu überreicht sie ihnen Sonnenblumenkerne und fordert die Männer auf, diese in ihre Taschen zu stecken: „Dann werden wenigstens Sonnenblumen wachsen, wenn Ihr alle hier am Boden liegt.“ „In jedem Bild spürt man die Gedanken der Menschen – das ist Kunst“, sagt Joachim Kottmann, Kulturagent für Schulen.

Daher will er Schülern die Ausstellung direkt nach den Sommerferien erlebbar machen. In Kooperation mit der Gesamtschule gebe es darüber hinaus Überlegungen für drei Projekte mit Saurabh Narang. Die Ausstellung ist bis Ende August zu den Öffnungszeiten des Gummersbacher Rathauses im Foyer zu sehen.