Gummersbach – „380 000 Euro auszugeben – das ist schon privat nicht einfach. Aber machen Sie das mal im öffentlichen Dienst.“ Prof. Helmut Winkel, Direktor des Instituts für Werkstoffkunde und Angewandte Mathematik am Campus Gummersbach der Technischen Hochschule Köln, hatte sich lange um die Anschaffung eines neuen Rasterelektronenmikroskops bemüht.
Jetzt ist das Hightech-Gerät, das zu Vergrößerungen bis 1,5 Millionen mal in der Lage ist, in Gummersbach angekommen und eingerichtet. Es läuft – ausgerechnet jetzt, denn der Professor geht in Kürze in den Ruhestand. Aber er trägt es mit Fassung, wie man seiner launigen Lehrstunde über das Rasterelektronenmikroskop entnehmen konnte, die er jetzt vor geladenen Gästen hielt.
Wenn Professor Winkel Ende des Monats in den Ruhestand geht, dann tut er das nicht nur als dienstältester Professor am Campus Gummersbach, sondern auch als dienstältester Professor an der ganzen TH Köln.
Zur Person
Prof. Dr.-Ing. Helmut Winkel, 1952 in Essen geboren, wurde 1982 an der RWTH Aachen mit seinen „transmissionselektronenmikroskopischen Untersuchungen zur Versprödung von Reaktordruckbehälterstählen“ promoviert. 1987 wurde er in Gummersbach zum Professor für Werkstoffkunde/Umformtechnik im damaligen Fachbereich Maschinentechnik berufen.
1988 übernahm er das Labor für Werkstoffprüfung; seit Gründung des Instituts für Werkstoffkunde und Angewandte Mathematik war er dessen Direktor. Im Hochschullehrerbund (HLB) war Prof. Winkel Vizepräsident auf Bundes- und Landesebene. (r)
„Sie haben 31 Jahre lang einen guten Job gemacht, Sie haben Maschinenbauern und Wirtschafts-Ingenieuren die Werkzeugkunde beigebracht“, sagte Prof. Dr. Christian Averkamp, Dekan des Campus Gummersbach. Die Qualität von Winkels Vorlesungen seien exzellent gewesen.
Winkels Leistung, so der Dekan, habe auch keineswegs nachgelassen in den letzten Dienstmonaten – sondern er habe 380 000 Euro akquiriert. „Hut ab, das ist eine brillante Leistung gewesen.“ Unterm Strich gab’s einen ehrlichen Handschlag des Dankes vom Dekan: „Du warst nie einfach, immer fordernd, aber berechenbar und fair.“
Professor Winkel lobte die Arbeit der Technischen Hochschule, die „unmittelbar einsetzbar ist“. Die TH verortete er gerade nicht „im Hochschul-Elfenbeinturm“.
„Einige Studenten empfinden meine Anforderungen als zu hoch“, sagte er, den Gästen aus der Industrie zugewandt, „aber ich glaube, ich habe Anforderungen, die Sie auch haben. Die Leute, die hier ausgebildet worden sind, kann ich Ihnen als Ingenieure schicken.“ Jungen Wissenschaftlern riet er dringend, ihre Fächer selbstständig zu gestalten und die Freiheit von Forschung und Lehre ernst zu nehmen.
Winkels Nachfolgerin, Prof. Dr. Danka Katrakova-Krüger, ist bereits seit zwei Wochen am Campus Gummersbach.