Gummersbach – Während am Montag rund 800 Krankenpfleger, Altenpfleger und Unterstützer gegen den Impfzwang im medizinischen Bereich durch Gummersbach zogen, kämpften ein paar hundert Meter entfernt neun Bewohner des evangelischen Seniorenzentrums an der Reininghauser Straße mit den Folgen einer Corona-Infektion.
Auch wenn es Hinweise gibt und unter Angehörigen erzählt wird, eine infizierte Pflegekraft habe das Virus weitergetragen, sagt Manfred Resch, Aufsichtsratsvorsitzender des Heimträgers, sei dies nicht mehr als ein Gerücht: „Wer wen infiziert hat, kann niemand nachweisen.“
Gummersbacher Heim am stärksten betroffen
Tatsächlich sind im evangelischen Seniorenzentrum derzeit nicht nur neun Bewohner infiziert – von ihnen sind drei ungeimpft –, sondern auch vier Mitarbeiter, unter ihnen zwei Ungeimpfte. Nach Auskunft der Kreisverwaltung ist das Gummersbacher Heim derzeit am stärksten von einem Ausbruchsgeschehen betroffen, in fünf weiteren Pflegeeinrichtungen gebe es aber auch infizierte Bewohner und Mitarbeiter. Die Lage in den Heimen sei dynamisch und verändere sich ständig, heißt es dazu vom Kreis. Auf der Suche nach einem Grund für den Ausbruch haben Mitarbeiter des Gesundheitsamtes das Gummersbacher Heim unangemeldet kontrolliert.
Dabei sei „Verbesserungspotenzial bei der Impfquote des Personals“ festgestellt worden. Auf Nachfrage erklärt die Heimleitung, knapp 30 Prozent der Mitarbeiter seien ohne Impfschutz – und von ihnen hätten nicht alle medizinische Gründe, eine Impfung zu verweigern. Der aktuelle Fall mache ein gravierendes Problem deutlich, sagt der Aufsichtsvorsitzende Resch: „Arbeitgeber, wie unser Heim, haben kaum arbeitsrechtliche Möglichkeiten, um mit Impfgegnern in der Mitarbeiterschaft umzugehen.“
Freistellung von Ungeimpften rechtens?
Resch ist verärgert über die aus seiner Sicht unakzeptable Lage. Bei Einführung der Impfpflicht müsse eine Regelung getroffen werden, fordert Resch, wie mit ungeimpften Beschäftigten umgegangen werden soll. „Die Politik hat es aber versäumt, diesen Punkt zu regeln.“
Ob es rechtens ist, nicht-geimpfte Mitarbeiter – ob in der Pflege oder in anderen Bereichen – vom Dienst freizustellen, ist eine Frage, die derzeit viele Arbeitgeber beschäftigt. Für Altenheime wie das in Gummersbach aber würde eine Freistellung mehrerer Mitarbeiter bei voller Bezahlung eine große finanzielle Belastung bedeuten. Resch: „Wenn es die Gesellschaft akzeptiert, dass es ungeimpftes Personal gibt – egal, ob in einem Heim oder bei einem anderen Arbeitgeber –, dann hat dafür die Gesellschaft auch finanziell aufzukommen.“
Unterdessen sorgt sich Dr. Janinne Ladda um ihre 96 Jahre alte Schwieger-Oma im Gummersbacher Heim, bei der kurz nach der Booster-Impfung Corona diagnostiziert worden ist. Ihr gehe es schlecht, sagt Ladda: „Meine Schwieger-Oma hat alles getan, was sie konnte, um sich zu schützen. Dass sie trotzdem angesteckt wurde, trotz 3G-Pflicht am Arbeitsplatz, halte ich für fahrlässige Körperverletzung.“
Es gebe keinerlei Hinweise darauf, dass die 3G-Regel bei den Mitarbeitern unzureichend kontrolliert wurde, heißt es hingegen vom Kreis. Und Resch versichert: „Wir unternehmen alles Mögliche, um unsere Bewohner zu schützen. Doch letztlich können auch geimpfte Menschen das Virus übertragen.“