Was war? Was kommt? In unserer Serie ziehen wir Bilanz für 2023. Heute geht es los mit Gummersbach.
Bilanz 2023Gummersbachs Bürgermeister kündigt seinen Abschied an
Der 14. November 2023 ist ein Tag, den man in Gummersbach so schnell nicht vergessen wird. Auf offener Straße wird ein Angreifer in der Fußgängerzone von der Polizei niedergeschossen, bewaffnet ist er mit Messer. Der Mann kommt schwer verletzt in die Klinik und danach in U-Haft.
Kein Wunder, dass im Nachgang eine Diskussion über objektive und subjektive Sicherheit in Gummersbach geführt wird, denn der Messerangriff ist, wie sich bald herausstellt, kein Einzelfall.
Dabei hatte die Stadt erst Ende März die Stadtwache auf dem Steinmüllergelände eröffnet, um nicht zuletzt auch für ein verbessertes subjektives Sicherheitsgefühl bei den Menschen zu sorgen. Dass man sich indes nicht vor allen Unbilden des Lebens schützen kann, dafür ist der Messerangriff vom 14. November ein Beleg. Das sagt auch Bürgermeister Frank Helmenstein, wenn er betont, dass es „keine 100 Prozent Sicherheit geben kann“.
Helmenstein überrascht den Gummersbacher Stadtrat
Allerdings habe der Bürger einen Anspruch auf „bestmögliche Sicherheit“, wie er im Gespräch sagt. Der Staat nehme für sich das Gewaltmonopol in Anspruch, also müsse er dieses auch bestmöglich ausfüllen. Wenige Wochen nach dem Messerangriff in der Gummersbacher Innenstadt war es nun Helmenstein selbst, der in Gummersbach und im Kreis aufhorchen ließ. Zu Beginn der Ratssitzung im Dezember verkündete er in gerade einmal vier Sätzen, dass er als Bürgermeister bei der Kommunalwahl im Herbst 2025 nicht erneut kandidieren wolle.
Damit hatten wohl auch Helmensteins Parteifreunde von der CDU in der Form nicht gerechnet. Rund 20 Jahre in diesem Amt sind dem Bürgermeister genug. Mit der Revitalisierung des Steinmüllergeländes konnten er und sein Team auch überregional für Beachtung sorgen. Jetzt will der Bürgermeister gerne Landrat werden – und man darf gespannt sein, was die Kreis-CDU davon hält.
Apropos „hält“: Nichts hält der Bürgermeister von einer Massenunterkunft für geflüchtete Menschen, die das Land gerne in Containerbauten auf dem Sandberg unterbringen möchte. Ende Oktober wurden die Überlegungen des Landes bekannt und es entbrannte heftiger Bürgerprotest.
Ungewisse Zukunft für das Regionaleprojekt
Und bei einer Unterredung mit dem Kölner Regierungspräsidenten ließ Helmenstein keinen Zweifel darüber aufkommen, dass er auch alle rechtlichen Instrumente bespielen werde, sollte das Land an den Plänen festhalten. Inzwischen hat die Stadt auf dem Areal eine Veränderungssperre erlassen und sieht auf dem Areal neuen Wohnraum. Eine finale Entscheidung des Landes indes steht noch aus in Sachen Flüchtlingsunterkunft.
Einen Grund zu feiern gab es im Frühjahr 2023 auf dem Bernberg. Im Rahmen des Tages der Städtebauförderung wurde der Abschluss der Stadtumbaumaßnahme rund um das ehemalige Alten- und Jugendzentrum groß gefeiert. Hunderte Menschen waren auf den Beinen und man hatte den Eindruck, als wollten sie das neue Bernberg auch gleich für sich erobern.
Das neue Begegnungszentrum ist nach wie vor das Herz. Genau so, wie es die Väter der Erschließung des damals neuen Gummersbacher Stadtteils sich erdacht hatten. Die Entwicklungsgesellschaft, die seinerzeit für die Erschließung von Bernberg gegründet worden war, feierte Ende des Jahres ihr 60-Jähriges zusammen mit der Gummersbacher Wohnungsbaugesellschaft, die bereits zehn Jahre zuvor gegründet worden war.
Breiten Raum der Berichterstattung nahmen im Jahr 2023 auch die Pläne der Stadt ein, nach dem Vorbild von Tübingen und dessen OB Boris Palmer eine Verpackungssteuer in der Kreisstadt einzuführen. Am Ende war es allen voran die CDU, die gegen den eigenen Bürgermeister stimmte. Damit aber offenbar auch der Skepsis und dem Widerstand aus der Gummersbacher Gastronomie Rechnung trug.
Tag der Städtebauförderung wurde groß gefeiert
Ungewiss ist derweil, was aus dem Regionale-Projekt im Aggertalsperrenraum wird. Helmenstein sagt, dass es „klinisch tot“ sei. Und begründet das damit, dass die Stadt keinen Fördermittelzugang habe. Dabei hatte das Projekt bereits den B-Stempel und war gefühlt auf einem guten Weg. Was nun wird? „Wir sind jedem dankbar, der uns Wege aufzeigt“, sagt Helmenstein, der auch beim Thema Glasfaserausbau nichtwirklich zufrieden ist mit dem Verlauf im vergangenen Jahr. Beim Weiße-Flecken-Ausbau hänge man hinterher. In Teilen Abhilfe schaffen soll nun das Unternehmen Vodafone, das 13 000 Haushalte mit Glasfaser versorgen will.
Zu guter Letzt gilt der Blick einem Jubiläum, das Gummersbach und die französischen Freunde in Roche-sur-Yon im 2023 feiern konnte. Seit 55 Jahren sind die beiden Städte partnerschaftlich verbunden. Das Jubiläum war für Helmenstein „ein Termin der Herzen“. Wer die Freude derer, die dabei waren, erleben durfte, kann das nur bestätigen.