Die Zunahme von Krisen und Kriegen und ihre Verquickung war das bestimmende Thema bei der Zentralen Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag.
KranzniederlegungenZentrale Gedenkfeier zum Volkstrauertag in Bergneustadt
Die stetige Zunahme an internationalen Krisen und Kriegen waren das Leitmotiv aller Redner bei der Zentralen Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag in Bergneustadt. Auch an vielen anderen Orten im Oberbergischen verbanden die Menschen im Rahmen zahlreicher Kranzniederlegungen das Gedenken an die Toten vergangener Kriege mit aktuellen Ereignissen.
Auf dem Bergneustädter Zentralfriedhof begrüßte Bürgermeister Matthias Thul die Anwesenden zur gemeinsamen Veranstaltung von Oberbergischem Kreis, Stadt Bergneustadt und dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, darunter Abordnungen von Bundeswehrreservisten, Vereinen und der Bergneustädter Schützen.
Globale Verquickung der Krisen
Thul betonte die globale Verquickung der verschiedenen Krisen unserer Zeit, erwähnte, dass sowohl Ukraine als auch Russland Partner an ihrer Seite haben – Russland etwa den nordkoreanischen Diktator, zudem verfüge Russland über iranische Waffensysteme. „Die Rolle des Iran wird vielleicht noch nicht von allen erkannt“, sagte Thul mit dem Hinweis auf die Unterstützung Irans für die Terrororganisationen Hamas und Hisbollah.
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Damit trage Teheran eine Mitverantwortung für den Terrorangriff vom 7. Oktober 2023 auf Israel . „Die zynische Hoffnung der Terroristen, durch gezielte Falschinformationen weltweit den Hass auf Juden anzufachen, ist fatalerweise aufgegangen“ – auch in Deutschland, konstatierte der Bürgermeister. Die Losung „Nie wieder“ bedeute, dem Hass heute entschlossener denn je entgegenzutreten.
„Was zurzeit in der Welt, in Europa und in Deutschland geschieht“, griff Prof. Friedrich Wilke als stellvertretender Landrat den Faden auf, „macht viele Menschen fassungslos.“ Russlands Überfall auf die Ukraine, der Terrorangriff der Hamas auf Israel und auch die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten, der gerade „ein Gruselkabinett“ zusammenstelle – all das sei nicht der Beginn einer großen Krise, „es ist ein Prozess, der in vollem Gange ist.“ Sinn und Zweck von Veranstaltungen wie der in Bergneustadt sei es, „aus der Erinnerung heraus wachsam zu bleiben“.
Wilke dankte den ehrenamtlichen Unterstützern im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, die den Gefallenen und den Opfern der Kriege ein ehrwürdiges Gedenken gewährleisten und schloss in den Dank alle ein, die sich für eine lebendige Erinnerungskultur engagierten.
Pastoralreferent Simon Miebach von der Katholischen Pfarreiengemeinschaft Oberberg-Mitte sagte in einer kurzen Andacht, man habe erkennen müssen, dass auch Gewalt ein legitimes Mittel sei, um sich gegen Gewalt zu verteidigen. In diesem Zusammenhang erinnerte er daran, dass auch das Nazi-Regime nur mit Gewalt gestoppt worden sei. Aber dennoch gelte: „Wir müssen den Frieden verbreiten!“ Aber wie? Die Aussöhnung zwischen den ehemaligen Erzfeinden Deutschland und Frankreich führte er als Hoffnung gebendes Beispiel an, dass so etwas möglich ist.
Im Jahr 2023 habe es so viele Kriege und bewaffnete Konflikte auf der Welt gegeben wie noch nie, so Simon Miebach weiter: 55 an der Zahl, und zähle man jene ohne Beteiligung von Nationalstaaten noch dazu, summiere sich die Zahl auf 82.
Diese Krisen seien teilweise eng miteinander verzahnt, weshalb man von einer „Polykrise“ spreche. Dass es für dieses Phänomen überhaupt eine eigene Begrifflichkeit gibt, finde er erschreckend, so Miebach.
Im Anschluss an die Ansprachen und die Andacht wurden am Ehrenmal auf dem Friedhof sieben Kränze niedergelegt; der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr spielte dazu das Lied vom guten Kameraden und die Nationalhymne.