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Schaulustige zünden RaketenBrandursache für Brände an Neujahr in Bergneustadt und Bielstein geklärt

Lesezeit 4 Minuten
Wohn- und Gewächshausbrand Wiedenest

Völlig ausgebrannt sind die Gewächshäuser und ein Pkw nach einem Feuer in einer Gärtnerei in Wiedenest in der Neujahrsnacht.

Kaum hatte das neue Jahr begonnen, da mussten die oberbergischen Wehren zu zwei großen Bränden ausrücken. Die Polizei hat am Donnerstag die Brandursache bekannt gegeben.

Nach den beiden Bränden in der Neujahrsnacht in Bergneustadt und Bielstein hat die Polizei am Donnerstag die Ursache für die Brände bekannt gegeben. Die Vermutung, dass in beiden Fällen Feuerwerkskörper die Ursache für die Brände seien, wurde jetzt bestätigt.

Menschen verlieren Betrieb und Häuser

Doch es geht nicht nur um die Brandursache in der Nachbetrachtung der beiden Brände. Es geht vor allem um die Menschen, die ihre Häuser, ihren Betrieb durch ein Feuer verloren haben. So auch der Wiedenester Familienbetrieb Blattwerk Blumen Ochel.

In den sozialen Medien bekommen die Betreiber viel Zuspruch und Mut machende Worte zugedacht, nachdem sie am Sonntag von sich aus berichtet hatten, dass ihnen körperlich nichts passiert sei. „Wir können gerade nur in ziemlich kleinen Schritten denken“, heißt es etwa auf Instagram. Nicolas Ochel betont im Gespräch, dass die körperliche Unversehrtheit für die ganze Familie Priorität habe. Alles andere wie die betrieblichen Abläufe oder die Regulierung mit der Versicherung werde sich nach und nach regeln.

Ob und wie es in Wiedenest mit dem elterlichen Betrieb weitergehe, darüber könne man so wenige Stunden nach dem Feuer noch nichts sagen. „Wir sortieren uns gerade noch“, sagt er. Und betont, dass ein Betrieb, in den die ganze Familie so viel Herzblut gesteckt habe, binnen zwei Stunden vernichtet worden sei. Konkret seien das neben dem Betrieb mit seinem Gewächshaus auch das angrenzende Wohnhaus, in dem seine Eltern und ein Mieter gelebt hätten. Das Haus sei nach dem Brand unbewohnbar.

Die evangelische Kirchengemeinde Wiedenest hat inzwischen ein Spendenkonto für die Hausbewohner eingerichtet, wie Pfarrer Michael Kalisch berichtet. Wer die Brandopfer finanziell unterstützen will, kann sich an ihn oder die Gemeinde wenden.

In Bielstein brennt es beinahe zeitgleich

In Bielstein hatte beinahe zeitgleich ein Feuer ein Wohnhaus unbewohnbar gemacht. Die Geschädigten konnten bei der Familie untergebracht werden, wie Bürgermeister Ulrich Stücker weiß.

In der unmittelbaren Nachbarschaft in der Uelpebergstraße ist derweil eine Hilfsaktion angelaufen. Pia Kind ruft dazu auf, für die Betroffenen zu spenden, nachdem ihr Haus unbewohnbar geworden sei. Kind berichtet zudem, dass das Ehepaar nach dem Feuer nicht einmal das Haus betreten darf. Wer die Spendenaktion von Pia Kind unterstützen will, kann sie telefonisch unter der Rufnummer 0151/46534920 erreichen.

Unbeteiligte Schaulustige standen provozierend auf der Straße und haben direkt an der Feuerwehrabsperrung Böller und Raketen gezündet
Michael Stricker, Stadtbrandmeister

Neben den menschlichen Tragödien hat vor allem der Brand in Wiedenest gezeigt, dass Schaulustige für die Einsatzkräfte auch in ländlichen Regionen immer mehr zu einem Thema werden. So berichtet Bergneustadts Stadtbrandmeister Michael Stricker von Unbeteiligten, die sich „provozierend auf die Straße gestellt und dort direkt an der Feuerwehrabsperrung Böller und Raketen abgefeuert“ hätten. Wie aus dem Nichts habe sich eine Traube Schaulustiger gebildet. Offenbar auch, um die Lage nicht weiter eskalieren zu lassen, griff die Polizei nach Strickers Schilderungen ein.

„Jede Sekunde zählt“

Auch Nicolas Ochel berichtet von Menschen, die unmittelbar an der Feuerwehrabsperrung Knallkörper gezündet hätten. „Bei so etwas fehlen mir einfach die Worte“, sagt er. Dass die Feuerwehr bei Einsätzen behindert oder aufgehalten werde, sei ein Unding. „In solchen Situationen zählt jede Sekunde“, sagt der Stadtbrandmeister und macht so auch deutlich, dass jedwede Störung sich summiere.

Stricker berichtet zudem, dass die Zahl derer, die mit Handy am Einsatzort draufhalten würden, in den letzten Jahren immer weiter zugenommen habe. „Und die Leute sind aufmüpfiger“, so seine Erfahrung. Die Feuerwehr könne sich darum nicht kümmern. Das sei Sache der Polizei.

Auch der Kreisbrandmeister reagiert verärgert

Verärgert reagiert Kreisbrandmeister Wilfried Fischer auf die Vorkommnisse in Wiedenest. „Ich dachte immer, wir könnten froh sein, auf dem Land zu leben, und dass es hier so etwas nicht gibt wie in den Großstädten“, so Fischer. Wenn das aber „so eine Gestalt wie in Wiedenest annimmt, helfen uns nur noch härtere Strafen“, wie der Kreisbrandmeister sehr deutlich sagt.

Von Bodycams wie bei der Polizei oder Videoüberwachung auf den Einsatzwagen der Feuerwehr hält er indes nichts. Für die Dokumentation solcher Situationen seien Polizei und Ordnungsbehörden gefordert, auch wenn das am Ende noch mehr Kräfte erfordere.