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Ausflug-WetterBorkenkäfer erhebt sich aus Oberbergs Waldböden

Lesezeit 3 Minuten
Spurensuche in Oberbergs Wäldern im Juni 2021, hier an der Aggertalsperre, Talsperrenweg / Derschlager Straße.

Diese Aufnahme aus dem Juni 2021 ist in Gummersbach-Lantenbach entstanden. Inzwischen hat die Wiederaufforstung Fortschritte gemacht.

Der Borkenkäfer hat im Oberbergischen so viel Schaden angerichtet, dass er dieses Jahr nicht mehr viel anrichten kann. Aber er ist noch da.

Die steigenden Temperaturen laden den Borkenkäfer im Wortsinn zum Ausflug ein. Dieser Tage dürfte das Wetter sie aus dem oberbergischen Waldboden hervorlocken, dann schwärmen sie aus. „Es ist erhöhte Wachsamkeit gefragt, auch wenn sich die Lage zuletzt entspannter gezeigt hat“, warnt der Landesbetrieb Wald und Holz NRW in Bonn.

Auch im Oberbergischen sollten Waldbesitzer die Augen jetzt wieder offen halten, rät Jörn Hevendehl, Leiter des Regionalforstamtes Bergisches Land in Gummersbach. Auch wenn die zu befürchtenden Käfer-Schäden in diesem Jahr in Oberberg nicht mehr so groß sind. Einfach deshalb, weil der Borkenkäfer in den Jahren 2019 und vor allem 2020 in oberbergischen Wäldern schon ganze Arbeit geleistet hat.

Experte empfiehlt wöchentliche Überprüfung

Zirka 10 000 Hektar Wald sind den nur wenige Millimeter großen Käfern in den beiden Jahren im Kreisgebiet zum Opfer gefallen. „Ganz überwiegend waren Fichten betroffen, die höher als 15 Meter und älter als 40 Jahre waren“, so Hevendehl, „die sind fast alle vernichtet worden.“

Zwar habe das Frühjahrswetter dem Käfer zugesetzt, aber Entwarnung gibt der Forstamtschef nicht: „Es sind noch Käfer da, und für einzelne noch stehende Fichtenbestände ist die Gefahr auch noch gegeben.“ Waldbesitzern, in deren Parzellen gesunde Fichten stehen, ob es nun 20 oder 50 sind, legt er ans Herz, wöchentlich nachzusehen, ob die typischen Bohrlöcher des Buchdruckers zu sehen sind. Das ist die Käferart, die in erster Linie für die immensen Forstschäden verantwortlich ist. Werden Bohrlöcher entdeckt, solle sofort der Förster kontaktiert und der Baum aus dem Wald geschafft werden.

Es sind noch Käfer da, und für einzelne noch stehende Fichtenbestände ist die Gefahr auch noch gegeben.
Jörn Hevendehl, Leiter Regionalforstamt Bergisches Land

Deutlich angespannter als im Oberbergischen blickt man andernorts in der Region auf Borkenkäfer und Fichte. Vor allem im Sauerland und in der Eifel gibt es noch Fichtenbestände, meldet der Landesbetrieb. „Wir bleiben achtsam, auch wenn das Wetter uns Hoffnung schenkt“, sagt Norbert Geisthoff, Waldschutzexperte bei Wald und Holz NRW. „Entscheidend ist, dass es im Sommer weiter regnet, Stürme vorbeiziehen und dass wir befallene Stämme schnell aus dem Wald bekommen.“

Auch die Tätigkeiten der natürlichen Gegenspieler des Borkenkäfers geben – Stand Mai – Grund zur Hoffnung auf ein schwaches Borkenkäfer-Jahr. „Die Pilzsporen des Beauveria Bassiana wachsen bei warm-feuchter Umgebung in den Brutsystemen der Borkenkäfer. So ließ der feucht-warme Sommer 2023 viele Käfer sterben. Auch Ameisenbuntkäfer und Erzwespen haben die Population reduziert“, teilt Wald und Holz NRW mit.

Um Oberbergs Lärchen, Douglasien und Kiefern macht sich Jörn Hevendehl im Zusammenhang mit dem bevorstehenden Erscheinen der Borkenkäfer keine Sorgen. Und was den Stand der Wiederaufforstung angeht, zieht er eine positive Bilanz: „Auf der Wiederbewaldung liegt unser Fokus, und die macht Fortschritte.“

In diesem Zusammenhang weist der Regionalforstamtsleiter noch einmal auf die Möglichkeit hin, dass Förderanträge für Aufforstungsprojekte beim Land NRW auch online eingereicht werden können. Das gilt für Privatpersonen ebenso wie für Kommunen, Organisationen, Unternehmen und Vereine. Das NRW-Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz hat dafür ein Portal eingerichtet.