Fragen und Antworten20 Hektar Waldfriedhof in Engelskirchen geplant

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Eine Andachtsstelle im Ruheforst Rügen Abtshagen. Der Ruheforst befindet sich in einem Eichen- und Buchenwaldgebiet.

Urnenbestattungen im Wald, das soll bald nahe Engelskirchen möglich sein.

Einzugsbereich Köln und Bonn: So groß wie 28 Fußballfelder soll der neue Bestattungswald in Oberberg werden.

Ein Waldfriedhof, wo Urnen unter Bäumen beigesetzt werden, soll nach dem Willen des Stifts Ehreshoven im Süden der Gemeinde Engelskirchen entstehen.

Das private Projekt würde der Kommune Einnahmen für das chronisch klamme Friedhofsbudget bringen, doch in der Politik gibt es Sorge um Konkurrenz zu den Friedhöfen der Ortsteile. Das Projekt wurde nun im Bau- und Infrastrukturausschuss vorgestellt und stieß dort auf ein geteiltes Echo.

Wo soll der Waldfriedhof entstehen?

Der Waldfriedhof soll am Heckberg entstehen, einem großen Waldgebiet südlich von Loope. In dem Gebiet Heckberg bestehen auch Pläne für Windkraftanlagen, die aber von dem Bestattungswald ein gutes Stück entfernt liegen. „Wir bestatten nicht unter Windrädern“, sagte Clemens Freiherr von Boeselager vom Stift Ehreshoven im Ausschuss.

Wer plant den Bestattungsort im Wald?

Das Stift Ehreshoven als Waldeigentümer, das das ausgearbeitete Konzept mit dem Namen „Waldruh“ übernimmt. Im Ausschuss stellte Matthias Weckbach die Pläne vor, Weckbach arbeitet für den Konzeptgeber auf Gut Bodman in Baden-Württemberg. Dort gibt es bereits die Begräbnisstätte „Waldruh St. Katharinen“ der dortigen, privaten Forstverwaltung am Bodensee.

Was soll das für ein Bestattungsort sein?

Das Konzept sehe eine christliche Begräbnisstätte vor und solle einen „Wandel in der Bestattungskultur begleiten“, so Weckbach. Ein Andachtsplatz werde auf einer natürlichen Lichtung eingerichtet, der Parkplatz werde auf einem bestehenden Holzumschlagplatz angelegt.

Von da aus gehe es noch rund „400 Meter zu Fuß“ zu den ersten Bestattungsbäumen. Alles zusammen sei das Konzept „sehr naturnah“, zeigte Weckbach in einer Präsentation. Die Urnen aus kompostierbarem Material werden bei Waldruh um einzelne Bestattungsbäume herum beigesetzt.

An den Bäumen sind Hinweise auf die Verstorbenen zu finden. Anonyme Bestattungen sind nicht vorgesehen. Das sei „mit unserem Konzept nicht vereinbar“, so Weckbach.

Wie groß soll der Bestattungsort sein?

20 Hektar groß soll der Waldfriedhof einmal werden, berichtete Weckbach. Einbezogen werden 4,5 Hektar bestehender Wald und 15,5 Hektar Brachflächen werden wieder aufgeforstet. Bestehender Wald und Brachfläche zusammen sind etwa so groß wie 28 Fußballfelder.

Wird der Wald eingezäunt?

Nein, denn der Wald bleibt in erster Linie Wald: Keine Zäune, keine Absperrungen, keine Gebäude. Stattdessen gewartete Wege und Ruhebänke. „Der Erholungswert steigt“, betonte Weckbach.

Darf jeder einfach einen neuen Friedhof anlegen?

In NRW dürfen nur Kommunen und die großen Kirchen, die auch Körperschaften öffentlichen Rechts sind, Friedhöfe neu anlegen. Gemeinden dürfen aber private Anbieter beauftragen oder beleihen.

Für die Realisation benötigen Waldruh und das Stift aber mehr als nur eine Genehmigung der Gemeinde. So muss im Flächennutzungsplan das Waldgebiet auch zusätzlich als Begräbnisort gekennzeichnet werden.

Für wen wird der Bestattungsort angelegt?

Die Zufahrt zur geplanten Waldruh erfolgt über Süden, also teils durch den Rhein-Sieg-Kreis, der Einzugsbereich soll betont überregional sein: Köln, Bonn, der Rhein-Sieg-Kreis. „Wir haben festgestellt, dass das städtische Umfeld eher zur Waldbestattung tendiert“, so Weckbach.

Vergleichswerte nannte er aus Baden-Württemberg: So gehe die Gemeinde Bodman-Ludwigshafen, die nahe Waldruh St. Katharinen liegt, davon aus, dass auf kommunalen Friedhöfen pro Jahr ein bis zwei Bestattungen weniger stattfinden.

Die Gemeinde Engelskirchen selber ist mit ihren sechs kommunalen und zwei konfessionellen Friedhöfen eigentlich gut versorgt. Die Friedhofsflächen sind größer als bei vergleichbaren Kommunen, wie erst vergangenes Jahr das Gemeindeprüfungsanstalt festgestellt hat. Der Pflegeaufwand sorgt trotz der Arbeit der ehrenamtlichen Friedhofsvereine für vergleichsweise hohe Gebühren.

Wie viel soll eine Bestattung im Wald kosten?

Auch eine Kostenkalkulation für Waldruh gibt es. Von 550 bis 1950 Euro reichen die Gebühren für eine Bestattung am Gemeinschaftsbaum. An Gemeinschaftsbäumen gibt es bis zu 18 Ruhestätten für 20 Jahre.

Familienbäume mit bis zu zwölf Gräbern beginnen bei 5500 Euro und haben eine deutlich längere Laufzeit. Eine Beisetzung selbst kostet zwischen 390 und 490 Euro.

Erhält die Gemeinde Geld aus dem Projekt?

Ja, das Konzept sieht vor, dass die Kommune als Träger prozentual an den Gebühren beteiligt wird. Die Planer gehen davon aus, dass das jährlich einen „fünfstelligen Betrag“ausmache, der in das Friedhofsbudget einfließen könne.

Ist das eine Konkurrenz für die öffentlichen Friedhöfe?

Der geplante Waldfriedhof sei nicht einfach mit einem kommunalen Friedhof zu vergleichen und schon gar keine Konkurrenz zu den bestehenden Ruhestätten in der Gemeinde, sagte Clemens von Boeselager im Ausschuss, als er das Projekt vorstellte. Vielmehr solle die Bestattung im Wald veränderter Bestattungskultur vor allem in den nahegelegenen Ballungsräumen Rechnung tragen.

Monika Güdelhöfer (SPD) konterte: Wenn nun ein weiterer Friedhof hinzu komme, der praktisch keinen Pflegeaufwand für Angehörige mit sich bringe und der im Vergleich zu den Gebühren auf öffentlichen Friedhöfen auch noch günstiger sei, dann werde das „sehr wohl zu einer Konkurrenz“.

Wie geht es weiter?

Das Stift Ehreshoven hat sein Projekt zunächst vorgestellt, erst im Arbeitskreis und dann im Bau- und Infrastrukturausschuss. Anträge sind noch nicht eingereicht worden. Der Stift sei weiter überzeugt von dem Konzept, jetzt wolle man weiter das Gespräch suchen, so Clemens von Boeselager auf Nachfrage.

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