Leverkusen – Es gab Streit auf der Mitgliederversammlung der Leverkusener Grünen. Klaus Wolf, der als Deutschlands erster Grüner Bürgermeister 1984 Geschichte schrieb, machte auf dem Parteitag in der Stadthalle in Bergisch Neukirchen seinem Ärger über einen offensichtlichen Generationenkonflikt Luft. Wolf warf eine Stellungnahme unter dem Titel „alte weiße Männer“ in den Ring, die für Unruhe sorgte.
„Machtversessen und posteingeil“
Wolf warf dem Vorstand „Hinterzimmerpolitik, Abschottung und Selbstbedienung der Meinungsblase“ vor. „Noch nie auch nicht in den schlimmsten Auseinandersetzungen zwischen Realos und Fundis in den Anfangsjahren habe ich eine derart machtversessene, postengeile und intrigante Inszenierung erlebt, wie sie von einzelnen Vorstandsmitgliedern an den Tag gelegt worden ist.“
Sein Vorwurf: Nur zwei Wochen, nachdem Stefan Baake als OB-Kandidat ins Rennen der Kommunalwahl geschickt worden war, wurde er auf Fraktionsebene als zweiter Vorsitzender abgewählt. „Vorstandsmitglieder hatten es nicht nur in der Hand dies zu verhindern, sondern haben Stefan Baakes Abwahl aktiv betrieben. Was ist das für ein Umgang miteinander?“, fragte Wolf.
Neuer Vorsitzender und Sprecher ist Fabian Hantke, Student aus Quettingen, er trat den Grünen vor zwei Jahren bei. Er bemängelte damals, dass es in der Stadt kein breites Bündnis gegen Rechts gab. Das sei durch „Lev ist bunt“ nun anders. Hantke ist Mitbegründer der Grünen Jugend Rhein-Berg.
Erweitert wurde der Vorstand um die Beisitzer David Dettinger und Ozan Ali Yakincan. Als Beisitzerinnen wurden Claudia Schulte, Irina Prüm und Rupy David gewählt. (JAN)
Die jüngeren Grünen wirkten gekränkt. Sprecher Christoph Kühl, der wie seine Mitstreiterinnen Bettina Miserius und Claudia Wiese seinen Posten im Vorstand niedergelegt hatte da sie in Rat wechselten, betonte, es sei eine Entscheidung der Fraktion gewesen, Baake nicht mit dem Amt des stellvertretenden Fraktionsvorsitzes zu betrauen. Der Vorstand habe damit nichts zu tun. Fraktionsvorsitzende Roswitha Arnold sprach von einer „fairen konstituierenden Sitzung.“
Grüner Tee zur Beruhigung
Mit Charme nahm Claudia Wiese später etwas Dampf aus dem Kessel. Sie habe nichts gegen alte weiße Männer, sie sei selbst mit einem älteren Mann verheiratet. Ratsmitglied Dirk Danlowski empfahl „Grünen Tee zur Beruhigung“. Gemeinsam mit alten Grünen gelte es nun die „Themen zu rocken. Und Alter ist keine Schande, Jugend kein Verdienst“, erklärte der 58-jährige Großvater. Wiese warb dafür, dass die jüngeren in der Partei „die Vielfalt der Gesellschaft abbilden.
Das Klima im Saal war angespannt. Immerhin: Bei der Verabschiedung des Haushaltes 2020 erfuhren alle, dass ein Luftreiniger angeschafft wurde. Diskussionsbedarf gab es bei der Frage, wo gut 4000 Euro blieben, die Grüne eigentlich von den Einkünften in Aufsichtsratsposten hätten abgegeben sollen. Der Vorstand soll recherchieren und für die vergangenen fünf Jahre nachfordern.