Leverkusen – Wirklich verstehen, kann es nur, wer es selbst erlebt hat. Das ist das Credo jeder Selbsthilfegruppe. Auf Eltern, die ein Kind verloren haben, trifft es aber wohl in besonderer Weise zu. Nicht nur der Schmerz des Verlustes, auch die Schuldgefühle seien für Außenstehende schwer nachzuvollziehen. „Selbst wenn man überhaupt nichts für den Tod des Kindes kann, fühlt man sich trotzdem irgendwie schuldig“, sagt Sebastian Peters, „Als Eltern ist man schließlich verantwortlich dafür, auf das Kind aufzupassen.“
Tochter starb mit fünf Jahren
Peters Tochter starb im Alter von fünf Jahren. Sie war von Geburt an behindert und musste künstlich ernährt werden. Der Vater verließ kurz das Zimmer. Als er wenig später zurück kam, atmete sie nicht mehr. Was genau passiert war, weiß er bis heute nicht. Um das zu verarbeiten, suchte er nach einer Selbsthilfegruppe, um sich mit anderen Betroffenen austauschen zu können. Sein Arzt verwies ihn nach Bergisch Gladbach, denn in Leverkusen gab es keine solche Gruppe.
Doch die Hürde einer langen Busfahrt in die Nachbarstadt war Sebastian Peters zu hoch. „Wenn einem so etwas passiert ist, fällt es ohnehin schwer, sich aufzuraffen“, sagt er. Nun hat er die Sache selbst in die Hand genommen und die Selbsthilfegruppe „Sternenkinder“ gegründet.
Unterstützerin auf Facebook gefunden
Über einen Aufruf bei Facebook wurde Vicky Bobbert darauf aufmerksam. „Das war sehr einfühlsam geschrieben. Ich selbst habe mich nach dem Verlust meines Vaters privat viel mit Trauerbegleitung beschäftigt“, sagt sie. Obwohl sie keinen Verlust eines Kindes erfahren hat, will sie Peters helfen, die Gruppe aufzubauen. „Meine Erfahrung ist, dass man als Betroffener schnell wie jemand mit einer schlimmen Krankheit behandelt wird“, sagt Bobbert. „Unter anderen Betroffenen kann man sich dann wieder wie ein normaler Mensch fühlen.“
Gemeinsam setzten sie sich mit der Selbsthilfe-Kontaktstelle Bergisches Land in Verbindung, die beim Umgang mit bürokratischen Hürden hilft, Starthilfe bei der Stadt beantragt und nach einem passenden Raum sucht, der wohl im CBT-Haus in Opladen sein wird. „Bis das alles organisiert ist, wird es wohl Mai oder Juni werden“, sagt Peters. So lange möchte er aber mit den ersten Treffen nicht warten. Wenn sich genug Interessierte finden, würde er gerne schon früher eine Art Stammtisch einrichten.
Zahl der Betroffenen unbekannt
Wie viele Betroffene es in Leverkusen gibt, kann er nur mutmaßen. „Aber wenn man mal in der Zeitung guckt, wie viele Traueranzeigen für Kinder es gibt, dann müssen es schon einige sein.“
Häufig fällt ihm auf, dass auch viele Jahre nach dem Tod noch Erinnerungsanzeigen aufgegeben werden. „Das zeigt doch, wie sehr und lange das die Menschen beschäftigt.“ Sebastian Peters und Vicky Bobbert wollen der Erinnerung an die Kinder und den eigenen Gefühlen einen Raum geben, ohne dafür eigens in die Nachbarstadt fahren zu müssen.
Die Selbsthilfegruppe „Sternenkinder“ befindet sich noch im Aufbau. Informationen für Interessenten gibt es bei der Selbsthilfe-Kontaktstelle Bergisches Land, Birgit Seehausen, Telefon 02171/94 94 95, oder per E-Mail an die Gruppengründer. Sternenkinder-Lev@web.de