Leverkusen – Den 31. Oktober haben sie sich im Kalender rot markiert. Es ist der Tag, an dem Winfried Leßmann und Johannes Krämer das Gesundheitshaus in Wiesdorf ersteigern wollen. Der Arzt und der Landwirt stehen der „Gesundheitshaus Leverkusen GmbH und Co. KG“ vor. Die soll den seit ein paar Jahren zum Problemfall gewordenen Bau am Ludwig-Erhard-Platz übernehmen. Das könnte am 31. Oktober geschehen, denn für diesen Tag ist die Zwangsversteigerung im Opladener Amtsgericht terminiert. Den Wert des 13 Jahre alten Gebäudes hat Gutachter Frank Borchardt auf 17,9 Millionen Euro taxiert. Der Bau hat seinerzeit rund 25 Millionen Euro gekostet.
12 000 Quadratmeter Fläche für Läden, Praxen und Büros
Das Gesundheitshaus steht auf einem 4820 Quadratmeter großen Grundstück und hat fast 12 000 Quadratmeter Fläche für Läden, Praxen und Büros. Dazu kommt eine Tiefgarage mit 210 Plätzen. Derzeit stehen große Teile leer, an Miete kommen laut Gutachter gut 71 000 Euro herein. Zuletzt hatte sich Lanxess eingemietet und die dritte Etage übernommen. Der Spezialchemie-Konzern zahlt in der dritten Etage zehn Euro pro Quadratmeter; der im April geschlossene Mietvertrag läuft vorerst zwei Jahre, kann aber bis 2023 jeweils um ein Jahr verlängert werden. Dann steigt die Miete ausweislich des Gutachtens um einen Euro pro Quadratmeter.
Bis zur Versteigerung hat zwar ein Zwangsverwalter das Sagen im Gesundheitshaus. Aber Krämer und Leßmann, der mit einer Abteilung seiner Med 360° auch Mieter im Gesundheitshaus ist, haben sich in eine gute Position gebracht: Ihre gemeinsame Firma hat die Forderungen der Postbank übernommen; das Geldhaus war Hauptgläubiger des letzten Eigentümers, der Health Care Immo-Gesellschaft aus Aserbaidschan. Die ist seit geraumer Zeit pleite.
Leßmann ist überzeugt vom Konzept eines Gesundheitshauses. Deshalb engagiere er sich dort mit privaten Mitteln, teilte er mit. Er selbst halte zehn Prozent an der Gesundheitshaus-GmbH, insgesamt sind die Familien Leßmann und Krämer mit jeweils 50 Prozent beteiligt. Die Med 360°, so der Arzt, sei in dieser Sache außen vor.
Sollten sie Ende Oktober den Zuschlag erhalten, soll eine neue Ära anbrechen. Nicht alle derzeitigen Mieter passen zum ursprünglichen Konzept. Von ihnen würden sich Leßmann und Krämer trennen wollen. Das geht leichter als sonst nach einer Zwangsversteigerung: Der Erwerber bekommt nämlich ein Sonderkündigungsrecht. Leßmann und Krämer wissen aber auch um die Probleme bei neuen Mietverträgen. Das Gesundheitshaus liegt nach der Seveso-III-Richtlinie in der gefährdeten Zone. Je nach neuer Nutzung muss umgebaut werden. Leßmann und Krämer haben das einkalkuliert.