Leverkusen – Geld macht nicht glücklich. Gelb macht glücklich. Manchmal lässt sich mit Gelb Geld verdienen. Das macht auf jeden Fall glücklich. Axel Lache und Michael Raab haben das Erbe von Carl Leverkus angetreten. Lache leitet und Raab verantwortet die Produktion im Farbstoffbetrieb, den Bayer einst zu Lanxess aussortiert hatte: nicht ertragreich genug.
Dieses Urteil hätten Lache und Raab damals auch unterschrieben, wohl oder übel: Farbstoffe, das war längst ein Geschäft für Asien. Für Länder, in denen man es mit dem Umweltschutz nicht ganz so genau nahm. „Seit zwei, drei Jahren dreht sich das“, sagt Lache. Wie das kommt? „In China macht die Regierung jetzt richtig Druck. Firmen, die sich nicht an die Umweltschutzregeln halten, werden einfach zugemacht.“
Plötzlich sei der Kostenabstand gar nicht mehr so groß gewesen. „Und qualitativ waren wir immer besser.“ Effekt: „Jetzt rufen Kunden an, die sich seit Jahren nicht mehr gemeldet haben.“ Denen kann geholfen werden. Bei Lanxess bildet man sich einiges auf viele Jahrzehnte Erfahrung im Einfärben von Kunststoffen ein. Vor allem, wenn es transparent wird, wird es spannend. Denn durchsichtig sind natürlich auch die Bildschirme von Smartphones. Die Granulate, mit denen die Displays einen fürs Auge angenehmen Ton bekommen und trotzdem scharf bleiben, müssen super fein sein. „Das können wir, da haben wir ein ziemliches Alleinstellungsmerkmal“, sagt Produktionschef Raab.
Trotzdem ist er froh, dass es im altehrwürdigen Farbstoffbetrieb nicht nur um die neuesten Handys geht. Auf dem Tisch stehen viele fröhlich bunte Küchenutensilien, dazwischen liegt ein Fetzen Kunstrasen – „ein Standardprodukt“, so Axel Lache. Wie die Pigmente für Druckerfarben. Auf dem Schrank fällt noch ein Raumschiff auf. Baustoff: Lego. Alles klar.
Viele Produkte also. 150, um genau zu sein. Macht wiederum 250 Einsatzrohstoffe. Das bedeutet: viele Prozesse, viel Abwechslung. „Unsere Leute lieben das“, betont Betriebsleiter Lache. In seiner rund 100 Leute starken Mannschaft herrscht ein bestimmter Geist und ein gewisser Anspruch auf Abwechslung. Allerdings braucht man auch eine ganze Menge Erfahrung, um immer den richtigen Ton zu treffen. Denn um eine abweichende Farbe zu erkennen, „muss man kein Fachmann sein“, unterstreicht Lache.
Umso wichtiger ist es, dass absolute Fachleute die Farben herstellen. Die haben jeweils nicht nur ein Produkt im Kessel, sondern 20 bis 25 gleichzeitig. Der Leitstand des Farbstoffbetriebs ist entsprechend reichlich mit Bildschirmen bestückt. Davor liegen Anleitungen und Abhak-Listen. Und am Ende gibt es die Leute vom Labor. Die Analytik im Farbstoffbetrieb ist 24 Stunden am Tag besetzt. „Es darf kein Problem sein, nachts um 3 Uhr eine Probe zu untersuchen. Das leisten wir uns“, betont Axel Lache.
Im Betrieb fällt der Sprühtrockner sofort ins Auge. Nicht nur, weil er so zentral aufgestellt ist. Mit 25 Metern ist er auch höher als das Gebäude, wächst also über das Dach hinaus. In diesem Gebläse werden viele Farbstoffe behandelt. Das Verfahren, mit dem er gereinigt wird, ist ein Kapitel für sich. Genauso aufwendig werden die großen Töpfe behandelt, in denen die Stoffe angerührt werden. Auf einer Schiefertafel steht „sauber“. Das muss dann schon stimmen.
Zu Zeiten von Carl Leverkus ging es noch um Alizarinrot und Ultramarinblau. Heute sind viele Töpfe und Apparaturen von außen leuchtend gelb. Eine frische Farbe. Manchen macht sie glücklich.
Mehr als 4000 Produkte
Der Farbstoffbetrieb im Chempark gehört bei Lanxess zum Geschäftsbereich Rhein-Chemie. In der gesamten Einheit, deren Zentrale unweit von Mannheim liegt, arbeiten 1600 Menschen. Sie stellen mehr als 4000 Produkte her, die nach Angaben des Unternehmens an über 5000 Kunden in 120 Ländern der Erde geliefert werden. Der Betrieb in Leverkusen erzielt rund die Hälfte seines Umsatzes in Europa. Seine Kapazität liegt bei 10 000 Tonnen im Jahr.