Anhaltender Regen machte den Schützen in Füssenich das Leben schwer. Ein 70-jähriger Schütze kam mit den Bedingungen am besten zurecht.
Boden aufgeweichtDas Königsschießen in Füssenich geriet zur Schlammschlacht
Von einer „Schlammschlacht“ spricht man im übertragenen Sinne meist bei einem Streit, der durch unsachliche und beleidigende Argumente geführt wird. Während des Königsschießens der Füssenicher St.-Donatus-Bruderschaft hingegen war dieser Begriff sehr wörtlich zu verstehen.
„Drei Schützen sind schon im Schlamm versunken, aber wir schießen trotzdem weiter“, scherzte Brudermeister Franz-Josef Harperscheidt mit seinen Vereinskameraden, die sich mit einer mehrstündigen Verspätung in Richtung Schießstand in Bewegung setzten. Zuvor hatte man versucht, eine kurze Pause während des anhaltenden Regens auszunutzen, doch Petrus schien den Füssenicher Schützen am Montag einfach nicht gewogen zu sein.
Schützenkönig von 2005 holt sich in Füssenich erneut den Titel
Für Franz-Josef Harperscheidt, der diese Umstände wie die meisten seiner Bruderschaftskollegen mit Humor nahm, erwiesen sich die Wetterbedingungen jedoch schon bald als Glücksfall. Mit dem 60. Schuss stellte sich der 70-Jährige als zielsicherster Anwärter auf den Schützenkönigstitel heraus. Er darf nun die Bruderschaft nach 2005 erneut in vorderster Front repräsentieren.
„Meine Frau war sogar schon dreimal Königin, also sind wir in solchen Dingen schon sehr gut eingespielt“, scherzte die frischgebackene Majestät. „Trotzdem war es für mich wieder ein großartiger Moment, als der Vogel fiel, und für ein paar Orden ist an der Uniform sicher noch Platz.“
Matthias Drove wurde Bürgerkönig in Füssenich
Bei deutlich freundlicherem Wetter durfte der Schützennachwuchs bereits am Vortag seine Zielgenauigkeit unter Beweis stellen. Dabei gelang es Jan Offermann, sich mit dem 108. Schuss gegen seine Mitbewerber durchzusetzen. Bürgerkönig wurde Matthias Drove mit dem 112. Schuss. Und auch das restliche Wochenende verlief für die Schützen deutlich freudiger als der regenverhangene Abschluss am Montag.
„Wir haben unser Konzept für die Schützenfeste umgekrempelt, um auch wieder mehr Jugendliche auf den Platz zu locken“, erklärte der Geschäftsführer der Bruderschaft, Robert Hecker.
Party beim Schützenfest in Füssenich kam gut an
Dieser hatte vor zwei Wochen, als auch die Aufbauarbeiten für das Schützenfest begannen, den Titel des Bezirkskönigs erringen und im Zusammenspiel beider Ereignisse kaum mehr eine ruhige Stunde finden können. „Das war wirklich eine aufwühlende Zeit, aber nicht im negativen Sinne. Wir durften uns über eine überwältigende Beteiligung der Jugend freuen, und auch das Konzert mit der Band Ten Ahead hat unsere Erwartungen sogar noch übertroffen.“
Rund 350 Jugendliche feierten am Freitag ihre „Mega-Party“, die der Vereinsnachwuchs in Eigenregie auf die Beine gestellt hatte, und am Samstag schien das Festzelt mit fast 500 Besuchern überquellen zu wollen. „Ich glaube, die Zeit mit Corona hat auch bei vielen Jugendlichen ein Umdenken angestoßen, wieder näher an ihrer Heimat feiern zu gehen“, so Hecker.
„Unsere Gäste aus Zülpich und Umgebung haben auch eine ganz andere Verbindung zu unserer Jugend, und das schafft noch einmal eine völlig andere Stimmung bei solchen Veranstaltungen. Für uns als kleiner Verein war das Wochenende ein voller Erfolg“, so der Geschäftsführer weiter. Das Wetter am Montag habe man sich zwar anders gewünscht, aber angesichts der restlichen Tage nehme man auch das gerne in Kauf und freue sich schon jetzt auf das Schützenfest im nächsten Jahr.