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Starkregen und HochwasserSo ist die Lage in der Euskirchener Erftaue und entlang der Erft

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild zeigt einen Abschnitt der Erft in der Erftaue. Das Wasser ist teilweise schon aus dem Flussbett getreten.

Die renaturierte Erft gleicht in der Erftaue in Euskirchen einer Seenlandschaft. Teilweise waren am Dienstagvormittag die Gehwege überflutet.

Das Hochwasserrückhaltebecken bei Eicherscheid ist gut gefüllt. Das Wasser wird dort kontrolliert abgelassen. Die Erftaue gleicht einem See.

Plötzlich ist es da – das ungute, mulmige Gefühl. „Wenn ich so viel Wasser in der Erft sehe, denke ich nun anders darüber als vor der Flut“, sagt Iris Radau beim Blick auf die Hochwasser führende Erft in der Euskirchener Erftaue.

Der Fluss ist nach der Flut zwischen der Erftbastei und dem Zusammenfluss mit dem Veybach auf einer Länge von 1,6 Kilometern renaturiert worden. Er schlängelt sich seitdem durch die Erftaue und fließt nicht mehr wie an der Schnur gezogen. Im Bereich der neuen Hundewiese und am Kinderspielplatz ist am Dienstagmorgen von den „Schlangenlinien“ der Erft nicht mehr viel zu sehen.

Euskirchen: Die Erftaue gleicht stellenweise einer Seenplatte

Der Fluss gleicht in diesem Bereich eher einer Seenplatte, die teilweise schon ausufert. Tatsächlich bekommen Spaziergänger nasse Füße, wenn sie von der Erftaue über die Brücke in Richtung Keltenring gehen. Da, wo vor der Flut vom 14. Juli 2021 der Kinderspielplatz war, steht am 7. Mai 2024 das Wasser, umspült den alten Nussbaum, an dem vor drei Jahren noch Bänke standen, von denen aus Eltern ihren Kindern beim Spielen zusahen.

Das Bild zeigt eine Entenmutter mit ihrem Nachwuchs. Alle schwimmen auf dem brauen Wasser der Erft.

Es gibt ruhigeres Gewässer, um mit der Mutter in die Schwimmschule zu gehen. Diese Enten lassen sich vom Hochwasser nicht abhalten.

Apropos Kinder: Der Nachwuchs einer Ente hätte sich wohl einen besseren Tag für die familieninterne Schwimmschule ausgesucht. Anscheinend wurde er aber nicht gefragt. Also ging es auf die sehr viel Wasser führende Erft – ausgerechnet in einem Bereich, in dem der Fluss ordentlich Tempo drauf hatte.

Erft: Renaturierung dient in erste Linie nicht dem Hochwasserschutz

Nach der Flutkatastrophe stellen sich aktuell einige Anwohner und Euskirchener einige Fragen – allen voran zum Hochwasserschutz. „Die Renaturierung der Erft ist nicht primär eine Maßnahme für den Hochwasserschutz“, sagt Volker Gimmler, der die Renaturierung der Erft als Projektleiter begleitete. Dennoch würden durch den längeren Flussweg auch herannahende Wassermassen gebremst und die Welle in die Länge gezogen.

Schon am Montagabend rückte die Feuerwehr aus dem Stadtgebiet Bad Münstereifel aus. Der Grund: Am Lückenbach und am Dreisbach bei Schönau wurden an zwei Stellen vorsichtshalber rechts und links Sandsäcke aufgeschichtet, um das Wasser einzugrenzen, berichtet Johannes Mager von der Pressestelle der Stadt Bad Münstereifel auf Anfrage.

Das Bild zeigt das neue Überschwemmungsgebiet in der Erftaue. Bäume stehen teilweise einige Zentimeter im Wasser.

Vor der Flut war in diesem Bereich der Kinderspielplatz an der Erft.

Zu kritischen Situationen sei es aber nicht gekommen. Wie Mager mitteilte, gingen bei der Stadtverwaltung „vereinzelte Nachfragen“ von Bürgerinnen und Bürgern ein, die sich Sorgen wegen der stetig steigenden Pegel machten.

In Schönau waren die Löschgruppen Schönau und Mahlberg mit dem Bauhof im Einsatz. Zudem haben ein Mitglied der Löschgruppe Nöthen den Wasserstand des Eschweiler Bachs in Gilsdorf und ein Mitglied der Löschgruppe Arloff-Kirspenich den Wasserstand der Erft in Arloff-Kirspenich kontrolliert.

Das Hochwasserrückhaltebecken oberhalb von Eicherscheid ist etwa zur Hälfte gefüllt. Der Erftverband staut dort seit Montagnachmittag Wasser, um nachfolgend die Durchflussmenge der Erft zu regulieren und die Gefahr von Überschwemmungen zu reduzieren. Das Wasser aus dem Becken werde in kurzen Intervallen abgelassen, heißt von der Stadt.

Dies geschehe in einer moderaten Fließgeschwindigkeit von drei Kubikmetern pro Sekunde, um kritische Situationen bei den Unterliegern zu vermeiden. Der Pegel der Erft schwanke deshalb dort um maximal rund fünf Zentimeter. Nicht passierbar ist zurzeit laut Stadt der Erftbegleitweg unter der Brücke an der L11 in Kirspenich. Dieses kurze Wegstück ist aktuell noch von der Erft überspült.


Feuerwehren führten Kontrollfahrten durch

Nach Angaben von Sven Gnädig, Pressesprecher des Kreises Euskirchen, gab es am Montagabend keine Einsätze der Feuerwehren wegen des anhaltenden Regens. Allerdings, so Gnädig, führten die Feuerwehren, beispielsweise entlang der Erft, Kontrollfahrten durch und hielten die Wasserstände so im Blick. (tom)