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Spektakulär und ausgefeiltDas Bundesjazzorchester überzeugte auf der Burg Langendorf

Lesezeit 4 Minuten
Blick auf die Musiker des das Bundesjazzorchesters.

War mal wieder in der Remise von Burg Langendorf zu Gast: das Bundesjazzorchester.

Das Bundesjazzorchester gastierte auf Burg Langendorf. Die Nachwuchs-Jazzer überzeugten auch diesmal mit ihrem hohen Niveau.

Am Sonntagmittag gab es auf Burg Langendorf ein Wiedersehen mit dem Bundesjazzorchester. Langjährige Konzertbesucher erinnern sich noch an die Anfänge, als Peter Herbolzheimer die Band in einer entspannten Matinee im Burghof präsentierte. Seither sind die Nachwuchs-Jazzer regelmäßig zu Gast bei Familie Vetter, und sie überzeugten auch diesmal wieder mit ihrem hohen Niveau.

„Building The Web“ lautete der Titel des Programms. Ein Thema, das der Fantasie kaum Grenzen setzt und auf vielfache Weise verstanden und umgesetzt werden kann. Unter der Leitung von Hendrika Entzian bescherte das Bundesjazzorchester seinen Fans unbeschwerte Musik, zum Glück nicht unter freiem Himmel, sondern bei angenehmer Temperatur in der Remise der Burg.

Stücke boten in der Remise der Burg Langendorf viel Raum für Entwicklung

Die Bassistin, Dirigentin und Komponistin Hendrika Entzian leitete das Ensemble für diese Arbeitsphase als Gastdirigentin und prägte es mit ihrer eigenen Handschrift. Sie übte nicht nur Werke aus ihrer eigenen Feder ein, sondern schuf eine schöne, kollegiale und wertschätzende Atmosphäre, in der sich die Künstlerinnen und Künstler der Musik entspannt, aber mit größter Sorgfalt widmen konnten. Unaufdringliche Intensität machte ihre Interpretationen so besonders.

Weit angelegt waren die Stücke und boten somit viel Raum für Entwicklung und die Gelegenheit, völlig in die Musik abzutauchen und zu genießen. Das Publikum ließ es sich einfach gut gehen, nicht zuletzt auch wegen des unvergleichlichen Ambientes der Burg und der freundlichen, unkomplizierten Art, mit der Burgherrin Juliane B. Vetter die renommierte Konzertreihe seit Jahr und Tag veranstaltet.

Tolle Solo-Einlagen von zwei Künstlerinnen

Zwei Künstlerinnen begeisterten gleich im ersten Stück mit tollen Solo-Einlagen. Charles Mingus schrieb „Fables of Faubus“, das Hendrika Entzian teilweise mit durchaus scharfen Tönen versah. Ada Greifenhahn ließ ihr imposantes Baritonsaxophon warm erklingen, Carlotta Armbruster spielte ein Solo auf der Posaune.

Eine Zitronenpflanze eines Freundes, die trotz aller Pflegeversuche allmählich einging, inspirierte Entzian zu dem Stück „Limona“. Dem Leidensweg der Pflanze verliehen die Solisten Lukas Wögler und Clemens Köhler am Tenorsaxophon auf unterschiedliche Weise Ausdruck und fächerten die enorme Klangvielfalt ihrer Instrumente auf. Mal schrill, mal weich und gedämpft und teilweise sehr virtuos musizierten die beiden Künstler. Im Hintergrund breitete das Orchester seine farbenprächtigen Klangfarben in reizvoller Harmonik aus. Manche Musiker beherrschten mehrere Instrumente. So griffen beispielsweise Paul Beskers und Bruno Bode vom Altsaxophon auch mal zur Querflöte.

Fünfköpfiges Vokalensemble war der Höhepunkt

Ein Highlight war das fünfköpfige Vokalensemble des Bundesjazzorchesters. Die Stimmen von Nadja Brezger (Sopran 1), Eva Swiderski (Sopran 2), Laura Detterbeck (Alt), Joshua Tjong-Ayong (Tenor) und Tillmann Risse (Bass) harmonierten wunderbar miteinander. Sie überzeugten in allen Tonlagen und verschmolzen zu einem charmanten, sehr präzisen Gesamtklang. Doch bei ihnen ging es auch mal markanter zu, wie zum Beispiel in „Tangled up in you“. Dieses Stück stammt von Veronika Morscher, einer Gesangsdozentin, die mit dem Ensemble in der Probenphase gearbeitet hat. Hendrika Entzian arrangierte es für das Bundesjazzorchester.

Lukas Langguth überraschte in „Sleep“ mit interessanten und effektvollen Spieltechniken am Flügel, die weit über das bekannte Anschlagen der Tasten hinausgingen. Viele tolle Solo-Einlagen würzten das Programm. Die Künstlerinnen und Künstler glänzten mit einer in jeder Hinsicht reifen Leistung und einem eleganten Stil. Zum Glück forderte das Publikum am Schluss noch eine Zugabe, denn sonst wäre ihm das spektakuläre Kontrabass-Solo von Tabea Kind verborgen geblieben.

Ein großes Lob gilt Niko Raschke und seinem Team von den Hansahaus-Studios Bonn an der Technik. Sie sorgten durchweg für brillante Aussteuerung und perfekte Ausgewogenheit.

Seit 30 Jahren bereichern die „Konzerte in der Remise“ auf Burg Langendorf nun schon die Kulturlandschaft im Kreis Euskirchen mit hochtalentierten jungen Musikern.


Am 28. September kommt ein weiterer beliebter Stammgast. Sebastian Tewinkel dirigiert zum Abschluss der diesjährigen Saison das Landesjugendorchester NRW. Auf dem Programm stehen Werke von Edvard Grieg und Nikolai Rimsky-Korsakov. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.vetter-konzerte.de.