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PreisträgerkonzertNachwuchsmusiker begeistern Publikum in der Remise von Burg Langendorf

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Luise Magdalena Böhm, Tammo David Hupfer und Jan Zimmer spielten in schwarzer Kleidung auf der Bühne zu dritt am Marimbaphon.

Spektakuläre Darbietung: Luise Magdalena Böhm (v.l.), Tammo David Hupfer und Jan Zimmer spielten zu dritt am Marimbaphon.

Beim Preisträgerkonzert in der Remise auf Burg Langendorf entdeckte das Publikum Komponisten und Stile, die sonst eher nicht zu hören sind.

Wie jedes Jahr war auch dieses Preisträgerkonzert spektakulär. Junge Musikerinnen und Musiker im Alter von 13 bis 19 Jahren beeindruckten das Publikum zur Saisoneröffnung der Konzerte in der Remise auf Burg Langendorf. Dabei durften die Zuhörer nicht nur staunen, was die jungen Künstlerinnen und Künstler so alles können, sondern auch neue Komponisten und Musikstile entdecken, die in gängigen Konzertprogrammen eher nicht zu hören sind.

Alle jungen Talente, die am Samstagabend in der Remise begeisterten, hatten auch beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ in Lübeck überzeugt. Dort belegten sie erste Plätze, ob solo oder als Ensemble. Aufgrund des Alters der Nachwuchsmusiker waren die Instrumente teilweise größenreduziert, das machte die Darbietungen noch bemerkenswerter. Juliane B. Vetter und Matthias Pannes, Bundesgeschäftsführer des Verbandes deutscher Musikschulen, hatten in der Kategorie „Besondere Besetzungen“ die Teilnehmer für das Konzert auf der Burg ausgewählt.

Die jungen Musiker spielten zu dritt am Marimbaphon

Ein Highlight gab es gleich zu Anfang. Ein Blick auf die Bühne vor Konzertbeginn ließ schon Spannung aufkommen, was einen wohl zum Einstieg erwarten würde. Dort stand eine große Trommel, die man von beiden Seiten schlagen konnte, umrahmt von zwei Pipe Drums. Daneben ein Marimbaphon mit zahlreichen Schlegeln. Dann traten Tammo David Hupfer, Luise Magdalena Böhm und Jan Zimmer an die Trommeln heran. „Das wird jetzt ganz schön frisch und laut“, kündigte Matthias Pannes an, der den Abend moderierte.

Haskell Harr, ein Komponist des 20. Jahrhunderts, schuf mit „Ticonderoga“ ein Werk, das nichts für zarte Ohren und Gemüter ist. Die drei ließen es so richtig krachen. Die schottische Pipe Drum, die auf den ersten Blick wie eine Snare Drum aussieht, ist außergewöhnlich hoch gestimmt, das Fell also sehr stark gespannt, was für einen harten Klang sorgt. Atemberaubende Rhythmen setzten die drei Erstplatzierten da zusammen und bauten dazu noch eine Performance ein, in der sie ihre Positionen wechselten und dabei allein mit den Schlegeln weiter die Rhythmen angaben. Sanfter, aber nicht weniger aufsehenerregend war ihre Interpretation von „Stubernic“ aus der Feder von Mark Ford.

Theresia Volbers spielt auf zwei Blockflöten.

Theresia Volbers spielte auf zwei Flöten gleichzeitig.

Zu dritt spielten sie am Marimbaphon, jeder mit zwei bis vier Schlegeln in den Händen. Das Instrument wurde wirklich von allen Seiten bespielt. Jeder Teil wurde zum Klangkörper, von den Holzklangstäben über die Röhren bis zum Gestell. Schlegel wurden einfach mal umgedreht oder dienten alleine als Rhythmusinstrument. Auch diesen Vortrag versahen die drei Künstler mit viel Bewegung und beeindruckten dabei mit größter Präzision, mit der sie weiche und harte Klänge kontrastieren ließen. In dieser Fülle flossen weiche Melodien in einer Rhythmik, die ins Blut ging. Das Publikum johlte vor Begeisterung.

Danach wurde es erstmal romantisch. Der 16-jährige Artur Young Kim Andrade spielte auf dem Horn das Konzert Nr. 1 Es-Dur op. 11 von Richard Strauss. Der Komponist hatte das Werk zum 60. Geburtstag seines Vaters Franz Strauss verfasst, der Hornist am Hoforchester München war. Der Künstler spielte durchweg mit geschlossenen Augen und genoss die warmen Klänge seines Spiels. Am Flügel begleitete ihn Seong-Hwa Kim.

Theresia Volbers spielte auf zwei Blockflöten gleichzeitig

Auch das Ensemble, das das Oktett für vier Violinen, zwei Violen, Violoncello und Kontrabass B-Dur von Max Bruch spielte, errang in Lübeck den ersten Platz. Es trat in der Altersgruppe III an, das sind die Jahrgänge 2009/2010. Klanglich war es kaum von den „Großen“ zu unterscheiden. Intensiv, virtuos, präzise und ausdrucksvoll zugleich boten die acht Musikerinnen und Musiker wahrlich eine in jeder Hinsicht reife Leistung. Vor allem der Schlusssatz, der von rasanten Tremoli, zackigen Passagen und wirbelnder Unruhe geprägt war, forderte das Ensemble maximal heraus. Ein nettes Lächeln war dabei zwischendurch immer noch drin.

Nach der Pause präsentierte Theresia Volbers die Blockflöte von einer ungeahnten Seite. Das Werk „Außer Atem“ von Moritz Eggert ist alles andere als gefällig. Er schöpft in seiner Komposition alle Klangmöglichkeiten des Instruments aus. Die Finger der Künstlerin flogen nur so über die Löcher. Aufgeregtes Flirren, schrilles Pfeifen und Stimmeinsatz faszinierten die Zuhörer. Nicht nur dem Instrument, sondern auch dem Können Volbers' schienen keine Grenzen gesetzt. Aber sie setzte noch eins drauf und spielte auf zwei Flöten gleichzeitig.

Für ein Foto posieren die Gewinner des Sonderpreises der Manfred-Vetter-Stiftung mit Urkunden in den Händen.

Die Gewinner des Sonderpreises der Manfred-Vetter-Stiftung mit Juliane B. Vetter (hinten links). Die Musiker hatten zuvor ihr Können auf der Bühne gezeigt.

Zum Abschluss erklangen die Bachianas Brasileiras Nr. 1 und 5 von Heitor Villa-Lobos, gespielt von einem Violoncello-Oktett der durchschnittlichen Altersgruppe IV. Rhythmik und brasilianische Folklore verschmolzen hier zu einem exotischen Klangerlebnis, modern und traditionell, mal warm, mal kratzig. Harmonik und Kontrapunkt tragen die Handschrift Johann Sebastian Bachs, was den Werken ihren Namen gab.

Die Preisträgerkonzerte haben Tradition auf der Burg Langendorf

Wunderbar war die Sängerin Cynthia Torka, die zunächst ganz ohne Text die berühmte Nr. 5 intonierte und dabei von den Streichern zart, aber leidenschaftlich mit viel Pizzicato begleitet wurde. Ihr Gesang ging unter die Haut, war sehr sauber intoniert, auch bei großen Sprüngen. Temperamentvoll und mit rasend schnellem Text sang sie den Schlusssatz, den das gesamte Ensemble mit viel Schwung, Esprit und Spaß vortrug.

Dieses Ensemble und das Max-Bruch-Ensemble erhielten während der Veranstaltung den diesjährigen Sonderpreis in der Kategorie „Klassik/Romantik“ der Manfred-Vetter-Stiftung, der diesmal mit 5700 Euro dotiert ist.

Die Preisträgerkonzerte haben eine lange Tradition auf Bug Langendorf. Manfred Vetter war vor 30 Jahren an Matthias Pannes herangetreten, er wollte die jungen Nachwuchskünstler bei sich auftreten lassen. Das allererste Konzert in der Remise war ein solches Preisträgerkonzert, so Pannes.

Am 1. September spielt das Bundesjazzorchester unter der Leitung von Hendrica Entzian in Langendorf. Karten gibt es bei Köln-Ticket.