Der Zülpicher Ortsteil Rövenich feierte seine Ersterwähnung vor 900 Jahren. Zum Programm gehörte ein historischer Spaziergang.
OrtsjubiläumRövenicher wandelten auf den Spuren der Geschichte
1492, vor weit mehr als 500 Jahren, entdeckte Christoph Kolumbus Amerika. „Das ist schon sehr lange her. Und doch war unser Heimatdorf Rövenich damals schon längst in Betrieb“, berichtete Ortsvorsteherin Michaela Mohr den im Schützenhaus versammelten Bürgern: „Die erste urkundliche Erwähnung von Rövenich liegt schon 900 Jahre zurück – und somit deutlich vor der Entdeckung Amerikas.“
Im frühen zwölften Jahrhundert wurde die Übergabe der Region durch den damaligen Erzbischof schriftlich festgehalten, und auch der heutige Zülpicher Ortsteil zählte zu den genannten Siedlungen. 900 Jahre später hatte die Ortsvorsteherin nun zur Jubiläumsfeier eingeladen, um die Geschichte in Erinnerung zu rufen.
Zahlreiche Rövenicher berichteten von ihrem Leben
Bereits ein erster Rundblick durch die Schützenhalle erlaubte einen Einblick ins Dorfgeschehen der vergangenen Jahrzehnte. Zahlreiche Ur-Rövenicher hatten sich anlässlich des runden Geburtstages den Fragen von Lisa Schäfer und Silke Essenstam gestellt, um von ihrem Leben zu berichten.
„Es war erstaunlich, wie viel sie von ihrer Kindheit bis heute zu erzählen hatten und dass sie bereit waren, das alles mit uns zu teilen“, freute sich Lisa Schäfer. „Deutlich wurde dabei, dass die Gemeinschaft immer offen für Neues war und für ihr Dorf immer an einem Strang gezogen hat“, fügte Silke Essenstam hinzu.
Eine Eigenschaft, die bis heute viele Neubürger nach Rövenich lockt. In dem Ort leben 547 Menschen, darunter 91 Kinder unter 14 Jahren. Michaela Mohr hatte nicht nur eine
Von den ersten archäologischen Funden, die auf Ansiedlungen in der Region bereits 4000 bis 5000 Jahre vor Christus hinweisen, über die Namensgebung durch einen keltischen oder römischen Gutshofbesitzer bis zur Gründung der ersten Schule im Ort konnten die Teilnehmer in die Historie ihrer Heimat eintauchen.
Theaterverein stellte Szenen aus der Geschichte des Ortes dar
Das Schöne dabei: Mitglieder des Theatervereins „Lampenfieber“ aus Niederelvenich erweckten vergangene Ereignisse zum Leben. „Jetzt heißt es plötzlich, dass Kinder nicht mehr arbeiten dürfen und zur Schule gehen sollen. Doch wie sollen wir das anstellen? Wir haben doch nicht einmal eine Schule“, klagte Thomas Kreuz in der Rolle des verzweifelten Gemeinderates.
Diese Sorge wurde ihm durch ein Ehepaar genommen, das mit dem Ziel, nach Amerika auszuwandern, sein Haus verkaufen wollte. Für 650 Taler kamen die Rövenicher so zu ihrem ersten Schulgebäude, in dem auf gerade einmal 70 Quadratmetern von der ersten bis zur achten Klasse allen Kindern des Dorfes Bildung vermittelt werden sollte.
„Wir haben uns sehr über diese ungewöhnliche Herausforderung gefreut, die Geschichten des Dorfes darzustellen“, sagte Kreuz.
Über den Friedhof, dessen Brunnen während der Weltkriege der Eingang zu einem Schutzbunker war, führte der Rundgang zur Pfarrkirche. „Auch der Turm der Kirche war im Zweiten Weltkrieg trauriger Schauplatz, als drei junge Männer den amerikanischen Besatzern mit Waffengewalt entgegentraten und starben“, berichtete Michaela Mohr. „Das zeigt, dass Krieg damals wie heute eine grausame Verschwendung von Menschenleben ist.“
Eine weitere Station war der Drimbornshof. „Der Hof hat seit seiner Errichtung als Gutshof viele Wandlungen erlebt. Heute beheimatet er Menschen mit psychischen Einschränkungen, die sich ganz liebevoll um die Pflege der Pflanzen im Dorf kümmern“, so Mohr: „Ganz Rövenich hat von seiner Gründung als Bauernsiedlung bis heute viele Wandlungen durchgemacht. Es ist schön, dass wir auf diese bewegte Geschichte zurückblicken können.“