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Tour um ZülpichRadfahrer entdeckten versteckte Orte mit spannender Geschichte

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild zeigt eine Gruppe Radfahrer.

Die Gruppe am Zülpicher See: Hier war Start- und Ziel der Radtour „Zu versteckten Orten“.

Zu versteckten Orten mit spannender Geschichte führte ein Radtour. Es gab Liebestragödien und Verbrechen zu entdecken.

Das Wetter spielte mit, als sich die 17 Teilnehmer der Radtour „Zu versteckten Orten“ im Kreis Euskirchen am Zülpicher Seepark versammelten. Während der 30 Kilometer langen Tour, die von Stadthistoriker Hans Gerd Dick geleitet wurde, fuhren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer verschiedene Stationen mit interessanten historischen Hintergründen an. So führte der Ausflug zum Beispiel zu Haus Bollheim in Niederelvenich.

Dort, wo sich heute ein Demeter-Bauernhof befindet, spielte sich im 18. Jahrhundert eine wahre Tragödie ab. Denn Bollheim war seinerzeit der Stammsitz des Adelshauses von Hompesch, dessen Tochter Louise sich während der französischen Besatzungszeit in einen General des Besatzers verliebte. Ein Happy End war dieser Beziehung allerdings nicht beschieden. Im Gegenteil: Zur Eheschließung sei es nicht gekommen, so Dick, weil der Soldat Louise über Jahre hinhielt und sie schließlich dann früh verstarb.

Erschießungen in der Kiesgrube sind bis heute nicht juristisch aufgearbeitet

Weiter ging die Fahrt zur Burg Mülheim. Hier ereignete sich 1945 ein schreckliches Verbrechen. Eine auf der Burg stationierte Grenzpolizei-Einheit entledigte sich gefangen genommener Flamen in einer Kiesgrube durch willkürliche Erschießungen. Dieses Verbrechen sei bis heute nur sehr unzureichend juristisch aufgearbeitet, erfuhren die Radler bei der Tour.

Der nächste Halt fand außerhalb des Kreises Euskirchen statt: in Niederberg, wo beim Bau des Hochwasserrückhaltebeckens für den Rotbach 2006 Spuren zweier hölzerner Wassermühlen aus dem 9. Jahrhundert gefunden worden waren. Tourleiter Hans Gerd Dick präsentierte der Radlergruppe eine Zeichnung, die zeigt, wie diese Mühlen ausgesehen haben. Dazu erklärte er, dass es sich wohl um die ältesten Nachweise von Wassermühlen im Rheinland handele.

Familie spendete wertvollen Flügelaltar

Nach einer längeren Etappe über weitgehend ebene Wirtschaftswege traf die Radlergruppe dann am Nachmittag in Frauenberg bei der Kirche St. Georg ein. Auch hier spielte die Familie Hompesch eine wichtige Rolle, denn sie spendete im 15. Jahrhundert einen wertvollen Flügelaltar. Dieser, so Dick, müsse im kunsthistorischen Sinne keinen Vergleich mit anderen Werken – etwa in Köln – scheuen.

Da diese Stationen üblicherweise keine Anfahrtspunkte für Radtouren sind, konnte man hier im Rahmen des Aktionstages „Zu Gast in der Heimat“ noch ein paar schöne Insiderinformationen sammeln, bevor es dann wieder zurück zum Zülpicher Wassersportsee ging, wo sich die Gruppe auflöste und auf einen ereignisreichen Sonntag zurückblicken konnte.

Die Radtour gibt es seit 2018. Sie findet seitdem jedes Jahr anlässlich des Aktionswochenendes „Zu Gast in der Heimat“ statt, und sie richtet sich vorwiegend an Einheimische, die daran interessiert sind, neue Seiten ihrer Heimat zu entdecken.

Eine Radtour ist es hauptsächlich deshalb geworden, so Dick, weil ihm bei seinen historischen Stadtführungen allmählich die „hidden places“ ausgegangen seien und er gern jährlich etwas Neues anbieten wolle. Wie viele neue versteckte Orte er in Zukunft noch finden werde, wisse er selbst noch nicht so genau.

Er zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass er aufgrund seiner Tätigkeit als Kulturwissenschaftler und Verantwortlicher für Tourismus und Veranstaltungen noch weitere neue Hinweise etwa von Heimatforschern und Archäologen bekomme, um so die Radtour weiterhin lebendig zu halten.