Während die AfD in der Tomberghalle in Weilerswist-Vernich einen „politischen Frühschoppen“ abhielt, lief draußen eine Demonstration.
Protest in Weilerswist150 Menschen demonstrieren in Vernich gegen die AfD

Mit Plakaten und Bannern protestierten insgesamt mehr als 150 Menschen in Vernich gegen die AfD.
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Lautstarke Rufe, mit denen das Geschehen auf dem Rasen kommentiert wird, sind rund um die am Vernicher Sportplatz gelegene Tomberghalle keine Seltenheit. An diesem Sonntag war es jedoch kein Fußballspiel, das die Gemüter in Wallung brachte. Es war ein von der AfD angekündigter „politischer Frühschoppen“, zu dem bereits am Morgen zahlreiche Demonstranten stimmgewaltig ihren Unmut kundtaten.
„Demokratie ist unantastbar – Nein zur AfD in Vernich“ lautete das Motto, mit dem Susann Pattgiesser sowie Cathrin und Jerome Geldermann zur Protestaktion eingeladen hatten. „Das ist für uns drei die erste Demonstration, die wir organisiert haben. Aber uns allen war klar, dass wir diese Versammlung nicht unkommentiert lassen wollen“, berichtete Jerome Geldermann. „Die AfD hat ein Versammlungsrecht. Aber das haben wir auch, und dann müssen sie eben mit unserem Gegenwind klarkommen“, stimmte Cathrin Geldermann zu.
Vermieterin der Halle ist die Gemeinde Weilerswist
Bereits im Vorfeld hatte die Veranstaltung im Ort für Verwirrung gesorgt. Die Vermietung der Halle wurde zunächst von einigen fälschlicherweise dem TuS Vernich zugeschrieben, dieses Missverständnis ist mittlerweile ausgeräumt. Die Halle ist Eigentum der Gemeinde, und sie allein ist für die Vermietung zuständig. Die Gemeinde habe, so Jerome Geldermann, einen Rundbrief verschickt und auch darüber hinaus sehr gute Aufklärungsarbeit geleistet: „Allerdings hätten wir uns diese Transparenz schon früher gewünscht, dann wäre es wahrscheinlich gar nicht erst zu einer Anschuldigung des Vereins gekommen.“

Zu den Rednern zählte der AfD-Bundestagsabgeordnete Martin Hess.
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Große Banner mit Aufschriften wie „Wir sind die Brandmauer“, „Kein Veedel für Rassismus“ oder auch „Willkommen zum Frühjahrsputz – weg mit dem braunen Dreck“ verdeutlichten die Stimmung draußen auf den ersten Blick. „Wir haben im Ort sehr viel Zuspruch für unseren Einsatz bekommen, und es hat uns Mut gemacht zu sehen, wie viele Menschen hinter uns stehen“, freute sich Susann Pattgiesser. Deutlich wurde dieser Zusammenhalt, als sich plötzlich die mehr als 150 Demonstranten zu einem Chor mit dem Ausruf „Alle zusammen gegen den Faschismus“ vereinten.
Wir haben im Ort sehr viel Zuspruch für unseren Einsatz bekommen.
Beim „politischen Frühschoppen“ drinnen war von den Protesten außerhalb nichts zu spüren. Knapp 100 Gäste waren der Einladung der AfD zu Vorträgen zum Thema „Innere und äußere Sicherheit“ gefolgt. Der Titel „Frühschoppen“ sei nur bedingt passend gewählt, da während der Versammlung kein Alkohol ausgeschenkt werden dürfe, sagte Josef Burkart, Sprecher des AfD-Kreisverbands Euskirchen. Stattdessen stünden politische Fortbildung und Information im Vordergrund. Dazu waren die Bundestagsabgeordneten Rüdiger Lucassen und Martin Hess gekommen.
Anwohner: Vernich ist mit den Treffen nicht einverstanden
Man sei der Gemeinde dankbar, das Treffen in der Tomberghalle durchführen zu können, so Burkart: „Zukünftig wollen wir solche Veranstaltungen regelmäßig abhalten, und in Euskirchen ist dies aufgrund des Fehlens des City-Forums derzeit nicht möglich.“ Zur Demonstration draußen äußerte er Unverständnis: „Als demokratische Partei agieren wir hier nur auf Grundlage des Gesetzes, die Proteste sind für mich darum nicht nachvollziehbar.“
Worte, die die Menschen vor der Tomberghalle jedoch nicht von ihrer Demo abhielten. Auf Grundlage des Gesetzes agierten sie schließlich auch. „Wenn die AfD wirklich wiederkommen sollte, kommen wir natürlich auch wieder“, betonte ein Anwohner: „Wir wollen deutlich machen, dass Vernich nicht mit diesen Treffen einverstanden ist. Darum stehen wir heute hier und darum werden wir auch beim nächsten Mal hier stehen.“