Teilnehmer aus zehn Ländern sind beim Peace Camp des DRK auf Vogelsang dabei. Ein Teil des Fluchthauses wird neu gestaltet.
Peace Camp in VogelsangTeilnehmer aus zehn Ländern hämmern und sägen für den Frieden
Wenn es hämmert, sägt und klopft in Vogelsang, dann stehen die Chancen nicht schlecht, dass wieder einmal ein Peace Camp ansteht. Bereits zum zwölften Mal haben die Euskirchener Rotkreuzler die Einladung in die Welt hinausgesandt, und 29 Teilnehmer haben sich auf den Weg gemacht, um mit anderen Jugendlichen gemeinsam zu arbeiten, zu diskutieren und auch Deutschland ein wenig kennenzulernen.
Vogelsang: Junge Leute engagieren sich im Peace-Camp
International ist das Peace Camp auch in diesem Jahr: Aus zehn Ländern auf drei Kontinenten kommen die Teilnehmer, die seit Samstag voriger Woche in Vogelsang im Transit 59 wohnen, dem Gästehaus des DRK. Deutschland, Frankreich, Spanien, Senegal, Italien, Großbritannien, Irland, Portugal, Japan und Kroatien – das sind die Herkunftsstaaten der jungen Menschen, die sich im Zeichen des Roten Kreuzes versammelt haben.
Veranstalter ist in diesem Jahr der neu gegründete Verein Rotkreuz-Museum Vogelsang. Er betreibt nicht nur die beiden Museen, die vom DRK-Kreisverband Euskirchen in zwei ehemaligen Kameradschaftshäusern eingerichtet worden sind, sondern verantwortet auch das Peace Camp, das gemeinsam vom Landesverband des DRK und dem Kreisverband finanziert wird. Vorsitzender ist Rolf Zimmermann, Leib und Seele der DRK-Aktivitäten in Vogelsang, als Geschäftsführer fungiert Simon Jägersküpper.
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Veranstaltung des Roten Kreuzes kostet 15.000 Euro
Rund 15.000 Euro kostet die Veranstaltung. Essen, Unterbringung und Transport der Teilnehmer werden davon bezahlt, während die Anreise von den Teilnehmern selbst oder ihren eigenen Rotkreuzgesellschaften getragen werden muss. Zwei Projekte wurden in diesem Jahr realisiert. Wie immer wird eine Seite des Fluchthauses, das in dem ehemaligen Hundezwinger des belgischen Standortes untergebracht ist, neu gestaltet und eingerichtet.
Traditionell spielen die Teilnehmer am ersten Montag des Camps das alte Escape-Room-Rätsel durch, dann wird alles rausgeräumt und ein komplett neues installiert. Zwei verschiedene Aufgaben hält das Fluchthaus bereit: Während auf der einen Seite das Szenario einen Krieg als Ursache für die Flucht ist, ist der Fluchtgrund des anderen Rätsels der Klimawandel und seine Folgen.
„In diesem Jahr ist die Seite mit dem Kriegsszenario dran“, so Jägersküpper. Den Umbau selbst koordiniert Jona Kutsche. Er sorgt dafür, dass genug Farbe da ist, dass Holz, Pinsel und Akkuschrauber bereitstehen.
Auch das Storyboard muss stimmen. „Das entwickeln die Teilnehmer“, sagt er. Wenn das Fluchthaus ausgeräumt sei, würden die Teilnehmer sich zusammensetzen und die Rätsel entwickeln. „Ich bin immer wieder überrascht, welche Ideen dabei entstehen“, sagt er. Seit Jahren sei zum Beispiel eine Kaffeemaschine als Requisit dabei. In diesem Jahr sei sie tatsächlich endlich einmal Teil eines Rätsels geworden.
Einsatz für europäische Werte und die Freiheit
Öffentlich sichtbar ist dagegen die Installation, die neben der DRK-Akademie errichtet wurde. Exakt in der Flucht der zwei Türme, die das erste sind, was der Vogelsang-Besucher zu Gesicht bekommt, und genau mit ihren Abmessungen wurde aus fünf Baumstämmen ein Platz abgesteckt und mit einer Buchenhecke umgeben. Er steht für die Europäische Union.
„Wir wollen ihre gemeinsamen Werte sichtbar machen, gerade als Gegenspieler zu den beiden Türmen, die die Nationalsozialisten errichtet haben“, erläuterte er. Die Baumstämme seien mit Drahtseilen verbunden, an denen Schilder mit diesen Werten angebracht seien. „Es fehlt heutzutage das Bewusstsein für die Freiheit und die europäischen Werte“, so Jägersküpper.
Es müsse bewusst gemacht werden, dass diese Werte bedroht seien und bewahrt werden müssten. Es müsse geredet und ein gemeinsamer Weg gefunden werden – das sei die Idee des Peace Camps. Eine spannende Diskussion habe besonders die Konstellation ergeben, dass mehrere Teilnehmer aus Großbritannien gekommen seien, die den Brexit erlebt haben.
Megan Jones: „Brexit war eine dumme Idee“
„Das war eine dumme Idee“, sagte Megan Jones, die in London lebt, über den Brexit. Es sei eine Sache der alten Leute in Großbritannien gewesen, sie selber sei zu jung gewesen. Die Preissteigerungen in ihrem Land seien nur ein Teil der negativen Folgen.
Noch problematischer ist es für Nydia Ndam aus Irland, die in London Politik und Internationale Beziehungen studiert. Im nächsten Jahr will sie ihren Master machen. Problematisch aber sei, dass die englischen Universitäten mittlerweile von den ausländischen Studenten dreimal so hohe Gebühren verlangen wie von Briten. Das führe dazu, dass viele Ausländer das Land wieder verlassen würden, so Nydia weiter. „Das hat Großbritannien sehr isoliert“, sagte sie.
Teilnehmer sind erstaunt über gute Ausrüstung im Kreis Euskirchen
Erstaunt über gute Ausrüstung Beide arbeiten in verschiedenen Einrichtungen der Flüchtlingsintegration beim britischen Roten Kreuz. Sie seien zum Peace Camp gekommen, um zu sehen, wie das Rote Kreuz in anderen Ländern aufgestellt sei. Was sie hier zu sehen bekamen, ließ sie dann staunen. „Die Ausrüstung ist toll. Wir haben in London ein Budget, das zu klein ist für die vielen Fälle, und winzige Räume, und auch keine Autos“, sagte Megan mit etwas neidischem Blick auf den Euskirchener Fuhrpark und das Rotkreuzhaus in Euskirchen.
Auch Bruna Calafate aus Portugal sieht positiv auf Europa. „Das ist die beste Sache überhaupt“, sagte sie. Es sei ein sicherer Ort mit vielen verschiedenen Ausprägungen.
Im Fluchthaus war Maria Simão dabei, ein Rätsel an die Wand zu schreiben. Eine gute Idee sei es gewesen, an dem Peace Camp teilzunehmen. „Hier kommen Menschen aus aller Welt zusammen, die das gleiche Ziel haben: die Welt zu verbessern“, sagte sie. Es sei gut zu erleben, dass man nicht alleine damit sei.