Die Sanierung des alten Gemäuers in Olef ist eine Herausforderung, doch Viktoria Schnitzlein möchte ihre „Lieblingsruine“ nicht mehr missen.
Viel gelerntSanierung von Fachwerkhaus in Olef ist herausfordernd – Stiftung unterstützt
Viktoria Schnitzlein wirkt, als sei sie angekommen. Nur zögerlich legt sie die Mörtelkelle weg, als der unangemeldete Besucher kommt. Gerade hat sie in dem ehemaligen Stall Lehmziegel in eine Fachung gemauert, um die alte Fachwerkwand wiederherzustellen. Auf einer Leiter steht der Zimmermannsazubi Luca Hickel und arbeitet an einem Flechtwerk, das später den Lehmputz halten soll. „Dort, wo die Querriegel nicht breit genug für die Ziegel sind, wird mit dem Flechtwerk gearbeitet“, erklärt Schnitzlein.
Wenn Haussanierung ein Abenteuer ist, dann hat die Aachenerin gleich die besonders aufregende Variante gewählt. „Meine Lieblingsruine“, sagt sie mit einer Stimme voller Liebe zu dem Haus, das mal eines war und jetzt wieder eines werden will.
Haus in Olef: Förderung in Höhe von 80.000 Euro erhalten
Vor einem Jahr erhielt sie eine Förderung der Stiftung Denkmalschutz in Höhe von 80.000 Euro für die Arbeiten an dem arg mitgenommenen Fachwerkhaus am Ufer des Flusses Olef in dem Dorf Olef. Nicht nur der Zahn der Zeit und ein Investitionsstau hatten eine Kernsanierung notwendig gemacht, auch die Flut im Sommer 2021 war durch das Haus gegangen und hatte viele Schäden im Erdgeschoss verursacht.
Doch eine Zielmarke ist jetzt gesetzt: „Der Plan ist, dass bis zum Wintereinbruch die Hülle geschlossen ist“, sagt Schnitzlein. Das sei eigentlich bereits im vergangenen Jahr beabsichtigt gewesen, doch im Herbst habe es einen Baustopp gegeben, da noch einige Gutachten nachgereicht werden mussten.
Sanierung des Fachwerkhauses: Zeitplan musste angepasst werden
Die Chancen, dass es in diesem Jahr klappt, stehen nicht schlecht. Die Außenwände sind bereits geschlossen, alle Fachungen sind mit Lehmziegeln versehen worden.
Die Fenster seien bei einem Schreiner, der die alten Rahmen restauriere, so die Hausbesitzerin. „Das ist deutlich billiger als neue Fenster“, so Schnitzlein. Und stilgerecht ist es außerdem. Viel hat die Dozentin von der RWTH Aachen in den letzten Monaten über das Haus gelernt. Zum Beispiel, dass es wohl deutlich älter ist, als bisher angenommen wurde. „Wahrscheinlich stammt es aus dem 17. Jahrhundert, mindestens dem 18.“, sagt sie.
Viel Unterstützung erfahre sie von den Zimmerleuten der Firma Christoph Commes, berichtet sie. „Ich bin sehr glücklich darüber, wie er arbeitet und die Baustelle betreut“, sagt sie. Wenn sie mitkriege, was bei Freunden auf deren Baustellen los sei, habe sie es gut getroffen.
Und dazu haben die Zimmerleute noch Schnitzlein unter ihre Fittiche genommen. „Anleitung zur Eigenleistung“, nennt sie es. Sie, die noch nie etwas mit Heimwerken am Hut hatte, hat Mauern, Sägen und Anstreichen gelernt. „Ich mache alles, wo man nichts kaputtmachen kann“, beschreibt sie ihren Einsatz mit selbstironischem Schmunzeln. So habe sie viel über die Bauweise ihres Hauses gelernt.
„Die Handwerker haben eine Engelsgeduld, ich hätte mich mit meinen neugierigen Fragen schon längst auf den Mond geschossen“, scherzt sie. Die Folge: „Wir werden wohl bei der Kostenschätzung bleiben.“ 215.000 Euro hatte die Stiftung Denkmalschutz für den ersten Bauabschnitt ermittelt.
Die Nachbarn nehmen die Neu-Oleferin freundlich auf
Mehr als freundlich aufgenommen wurde die Neu-Oleferin von ihren Nachbarn. Gerade jetzt, wo sie in den Semesterferien praktisch jeden Tag in der Eifel sei und Arbeitsurlaub mache, stünde ein paar Häuser weiter immer ein dritter Teller auf dem Mittagstisch für sie bereit. Immer wieder kommen Einladungen aus der Nachbarschaft zum Kaffee, Grillen oder Pizza essen.
„Ich habe immer noch nicht bereut, dass es Olef geworden ist“, betont sie. Ganz im Gegenteil: In Aachen zu leben und eine Baustelle in der Eifel zu haben, sei nur möglich, wenn die Nachbarn ein Auge auf das Grundstück hätten. Sie erhalte immer einen Report, wann wer auf der Baustelle sei. „Das ist aber nicht Überwachung, sondern mehr kümmern“, betont sie. Da würden auch schon einmal die Blumen gegossen.
Auch Wanderer interessierten sich für den Bau.„Für eine Sackgasse auf dem Dorf ist das sehr belebt“, beschreibt sie den Zuspruch. Immer wieder stünden Handwerker auf der Straße und gäben Tipps für den weiteren Fortgang.
Historische Baumaterialien wurden ihr angeboten oder auch ein komplettes Badezimmer, das allerdings nicht gepasst habe. Auch seien nach einem Artikel im letzten Jahr andere Besitzer von alten Häusern gekommen und hätten sie eingeladen, sich deren sanierte Fachwerkhäuser anzusehen. „Von denen habe ich gelernt, dass so ein Projekt Zeit braucht.“ Teilweise hätten die 10 bis 15 Jahre für die Fertigstellung benötigt.
Gerade wird die Wetterwand mit einer Schutzverbretterung versehen. Dieser Teil war ein besonderes Sorgenkind gewesen. Gleich zweimal hatte sie einen Vorschaden erlitten: einmal im Zweiten Weltkrieg, dann, als ein Müllauto in die Wand gefahren war, bevor die Flut die Balken durchfeuchtete, sodass sie teilweise zu faulen begannen. Doch nun ist alles trocken, und das soll auch so bleiben. „Bei den Regenfällen wurde die Wand feucht“, hat Schnitzlein beobachtet.
In den vorherigen Zustand soll auch der Innenhof versetzt werden, der zurzeit asphaltiert ist. „Laut einem alten Denkmalschutzbericht war der früher mit Bruchstein gepflastert“, sagt sie. Auch wurde der Zementboden aus dem alten Kuhstall geholt. Fast fünfzehn Zentimeter dick sei die Schicht gewesen, unter der ein alter Steinboden zum Vorschein gekommen ist.