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Ortstermin in Euskirchen90 Schilder in vier Sprachen

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Der letzte Fahrer einer Motorradgruppe aus Großbritannien reagierte irritiert, als ihn Förster Markus Assenmacher stoppte.

Euskirchen-Kirchheim – „Was machen die denn da?“ Markus Assenmacher ist fassungslos, als eine dreiköpfige Gruppe von Motorradfahrern auf den Waldweg einbiegt und zielstrebig mit rund 70 Stundenkilometern in Richtung Steinbachtalsperre steuert. Per Handzeichen stoppt der Förster den letzten Fahrer und fragt ihn, wo er denn so eilig hinwolle. Der Motorradfahrer kommt aus Großbritannien und guckt ganz verständnislos, als ihm Assenmacher erklärt, dass er nicht einfach so durch den Wald fahren dürfe. Da vorne stehe nun mal ein Schild, das die Durchfahrt für motorisierte Fahrzeuge verbiete. „Und die gelten meines Wissens auch auf der Insel“, so der Leiter der Buchholtzschen Forstverwaltung an der Steinbachtalsperre.

Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hatte sich mit Assenmacher auf dem Wanderparkplatz Hülloch zwischen Bad Münstereifel und Scheuren verabredet, um von ihm zu erfahren, wie man sich im Wald zu verhalten hat. Bei dieser Gelegenheit wurde ziemlich offensichtlich, dass viele Leute sich auf fremden Eigentum – wie etwa in einem Privatwald – bewegen, als wären sie bei sich zu Hause.

Natürlich stellen die professionellen Pilzsammler, die zurzeit in der ganzen Eifel unterwegs sind, ein ganz großes Problem für Assenmacher und seine Kollegen dar. Erst am vergangenen Wochenende hat der Förster etliche Personalien von Pilzsammlern in sein Notizheft geschrieben, die wesentlich mehr als die zwei Kilo für den Eigenbedarf geerntet hatten. Die auffällig gewordenen Mitbürger stammten unter anderem aus Russland, Kasachstan und Polen.

Da wundert es nicht, das die kürzlich aufgestellten 90 Verbotsschilder gleich in vier Sprachen abgefasst sind: in Deutsch, Polnisch, Russisch und erstaunlicherweise in Italienisch. „Wieso Italienisch?“, wollte der „Kölner Stadt-Anzeiger“ von Markus Assenmacher wissen. Naja, weil Italiener eben auch eine größere Gruppe unter den professionellen Pilzsammlern stellten. Er habe letztes Jahr zum Beispiel den Chef eines italienischen Nobelrestaurants aus Köln mit viel zu vielen Körben erwischt, was ein saftiges Bußgeld zur Folge gehabt habe.

Wenn Assenmacher Leute im Wald anspricht und sie auf Fehlverhalten hinweist, geht das selten ohne verbale Auseinandersetzungen ab. „Männer zwischen 25 und 60 in Begleitung einer Frau werden fast immer frech“, berichtete der diplomierte Forstingenieur. Wenn die Betreffenden ihre Ausweise nicht zeigen wollen, bleibt dem Förster nichts anderes übrig, als die Polizei zu rufen.

Kurze Zeit später biegt ein weiterer Wagen auf den Waldparkplatz auf der anderen Seite der Straße. Ein älterer Herr marschiert beherzt an dem Schild vorbei, auf dem steht, dass dieser Abschnitt des Waldes zurzeit gesperrt ist. Assenmacher fährt dem munter ausschreitenden Mann hinterher, der sich als Rentner ausgibt, der einen Waldspaziergang machen möchte. Der Rucksack und die Messerscheide deuten allerdings eher darauf, dass er auf Pilzsuche ist. Er habe die Terminangabe auf dem Schild offenbar falsch verstanden, sagt der Waldbesucher und trollt sich zurück zu seinem Wagen.

„Seit wir die Schilder aufgestellt haben, ist es allerdings viel besser geworden“, berichtete Markus Assenmacher. Darauf steht zwar klein, aber unüberlesbar, dass man Hunde außerhalb der festen Wege anzuleinen hat, dass man nicht ohne Not in Dickungen eindringt und das Wild aufscheucht und ähnliches mehr. Der Text der Tafeln wurde mit der Unteren Landschaftsbehörde beim Kreis und mit den höheren Forstbehörden abgestimmt. „Da gibt es jetzt keinen Interpretationsspielraum mehr wie auf den Schildern, die vorher verwendet wurden“, so der Forstexperte.

Er ist verantwortlich dafür, dass auf den 110 Hektar, die zum Privatwald des Baron Wolf von Buchholtz gehören, ein möglichst effektiver Waldbau betrieben wird, der unterm Strich Gewinn abwirft. Und wenn Pilzsammler das Wild so in seinem Lebensraum bedrängen, wie dass zurzeit der Fall ist, knabbern die Tiere schon im Sommer an den Bäumen und verursachen Schälschäden. Weshalb die Forstverwaltung alles daran setzt, diesen Leuten die Arbeit möglichst zu erschweren.

So ließ Assenmacher in Abstimmung mit dem Münstereifeler Ordnungsamt zahlreiche Einfahrten in Waldwege, in denen die Sammler vorzugsweise parken, mit Holzpoltern blockieren. Weshalb die Sammler gezwungen sind, die offiziellen Waldparkplätze anzufahren, die von den Forstleuten momentan natürlich unter besonderer Beobachtung stehen.

„Nicht, dass wir uns missverstehen: Die Leute sollen in den Wald gehen, sich erholen und die Natur genießen. Dafür ist er schließlich da“, betonte der Förster. Ab man müsse sich eben an bestimmte Regeln halten. Das würden manche Zeitgenossen leider nicht akzeptieren.