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Nach LockdownNeue Nettersheimer Theaterschule hat wieder geöffnet

Lesezeit 3 Minuten

Ein echtes Bühnen-Gefühl vermittelt der rote Samtvorhang in der Theaterschule von Heidrun Grote in Nettersheim.

  1. Heidrun Grote, Schauspielerin, Regisseurin und Rezitatorin, hat zum Jahresanfang ihre Theaterschule ins Leben gerufen.
  2. Am 28. März sollte die Einweihung gefeiert werden, genau zu dem Zeitpunkt, als Corona-Pandemie und Lockdown so richtig Fahrt aufnahmen.
  3. Mitte Juni durfte sie in Absprache mit der Gemeinde erste Kurse starten. Darunter ist ein regelmäßiger Improvisationsabend mit genau den sechs Personen, die gestattet sind.

Nettersheim – Ob die Bretter des Holzbodens tatsächlich die sind, die die Welt bedeuten, wird jeder für sich entscheiden müssen. Aber einladend sind sie. Hell und lichtdurchflutet ist der Raum im Obergeschoss des Hauses in der Steinfelder Straße. Hier hat die Theaterschule Nettersheim ihr Domizil gefunden. Im Treppenaufgang hängen beim Rollenstudium zerlesene Reclamhefte und ein Kleid – ein ehemaliges Bühnenoutfit. Seit vier Wochen finden hier erste Kurse statt.

„Sechs Leute können sich hier zurzeit wegen der Abstandsregeln treffen“, berichtet Heidrun Grote. Die 53-jährige Schauspielerin, Regisseurin und Rezitatorin hat zum Jahresanfang die neue Einrichtung ins Leben gerufen – wie mittlerweile bekannt ist, einer der ungünstigen Zeitpunkte für was auch immer. Am 28. März sollte die Einweihung gefeiert werden, genau zu dem Zeitpunkt, als Corona-Pandemie und Lockdown so richtig Fahrt aufnahmen.

Regelmäßiger Improvisationsabend

„Es war schrecklich, es wären so viele gekommen“, bedauert Grote die damalige Absage. Es wäre ein richtiger Aufmarsch geworden, beschreibt sie die Stimmung noch kurz vorher. Doch dann habe es sich angefühlt „wie mit 180 gegen die Wand“, schildert sie ihre damaligen Gefühle.

Mitte Juni durfte sie in Absprache mit der Gemeinde erste Kurse starten. Darunter ist ein regelmäßiger Improvisationsabend mit genau den sechs Personen, die gestattet sind. „Das ist schön, man kommt direkt ins Spiel und geht gut gelaunt nach zwei Stunden wieder nach Hause“, freut sich Grote. Der letzte Abend sei Arztserien gewidmet gewesen.

Corona macht es schwer

Seit drei Jahren lebt sie in Nettersheim. Auch in Köln betreut sie bereits einen Improvisationskurs. „Ich bin jetzt in einem Alter, in dem man das Wissen weitergeben will“, begründet sie die Idee, eine Theaterschule zu gründen. Die Menschen sollten eine Ausbildung bekommen. Auch kleine Aufführungen seien möglich. Noch sei die Reaktion etwas zögerlich. Zwei Personen erarbeiten gerade mit ihr ein Stück, und auch eine Kindergruppe gebe es. Doch Corona mache es schwer. „Viele Ältere trauen sich nicht zu kommen, Eltern trauen sich nicht, ihre Kinder zu schicken, und die Kinder wissen noch nicht, wie sie nach den Ferien Schule haben“, schildert sie die Situation.

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Dabei genießt sie gerade die Arbeit mit Kindern: „Die haben immer Lust zu spielen und sind so kreativ.“ So entwickelten diese nur mit den Vorgaben von vier Postkarten spontan ein Stück, dass sie ihr dann vorspielen. Basisarbeit würde sie mit ihnen machen: Wie stehe ich, wie spreche ich, was ist anders auf der Bühne.

„Es ist viel möglich“

In ihren Kursen verwendet sie vor allem Methoden des russisch-amerikanischen Schauspiellehrers Michail Chechov, einem Neffen des berühmten Autors, der 1955 in Beverly Hills starb. „Seine Technik ist, von außen, also Körpersprache und Bewegungen, nach innen zu den eigenen Gefühlen zu kommen“, erläutert sie das Konzept.

Sie habe es als sehr effektiv bei der Arbeit an Rollen gefunden. Nach den Ferien werde es vor allem mit Einzelarbeit und Erwachsenenkursen losgehen. Sie könne sich viel vorstellen, was in Nettersheim möglich wäre, zum Beispiel auch eine Kooperation mit der Tanzoffensive von Doris Neff. Mit den Theatervereinen in der Gemeinde habe sie zu Beginn des Jahres Kontakt aufgenommen, und eigentlich sei auch ein Treffen vorgesehen gewesen, dass allerdings corona-bedingt hätte ausfallen müssen.