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Auch zum HörenIn Nettersheim ist der Weg frei für die Ortsschilder auf Eifeler Platt

Lesezeit 4 Minuten
Das gelbe Schild am Ortseingang von Engelgau trägt in dieser Fotomontage neben dem Ortsnamen oben und dem Schriftzug Kreis Euskirchen unten auch den nun erlaubten Zusatz auf Eifeler Platt in der Mitte: Övesch Jau.

Die Zusätze auf den Ortsschildern könnten so oder so ähnlich wie hier in der Fotomontage am Beispiel Engelgaus aussehen.           

Von Neddeschem bis Övesch Jau: Der Nettersheimer Gemeinderat hat dafür gestimmt, Zusätze auf Eifeler Platt auf den Ortsschildern anzubringen.

Es ist in der Bundespolitik wie im Lokalen nicht selbstverständlich, dass politische Anträge, seien sie noch so vernünftig, angenommen werden, wenn sie von einer anderen Partei kommen. Oft macht auch die Gemeinde Nettersheim keine Ausnahme. Doch der Antrag, den die UNA-Fraktion nun in die politischen Gremien einbrachte, war so charmant, dass sich dem kein Ratsvertreter verschließen mochte.

Ziel war, den einzelnen Orten der Gemeinde die Möglichkeit zu geben, ihren Namen auf Eifeler Platt auf die Ortsschilder zu schreiben. Seit 2017 gibt es mit einem Erlass des Heimatministeriums die Möglichkeit dafür.

Früher konnte man meistens schon an der Sprache erkennen, aus welchem Dorf der Sprecher kam – manchmal auch heute noch.
Franz-Josef Hilger, UNA

Die Eifeler Mundart sei im Alltagsleben auf dem Rückzug, so UNA-Chef Franz-Josef Hilger im Antrag. Allerdings vermittele sie ein Gefühl von Heimat und der Zugehörigkeit zu dieser Region. „Früher konnte man meistens schon an der Sprache erkennen, aus welchem Dorf der Sprecher kam – manchmal auch heute noch“, so Hilger in der schriftlichen Begründung.

Nettersheimer Orte können selbst über die Schilder entscheiden

„Wenn das Dorf es will, soll es gemacht werden, entweder über den normalen Austausch oder über Sponsoren“, führte Hilger aus. Das könnte auch interessant für den Tourismus sein. Andernorts werde das Ganze bereits umgesetzt, zum Beispiel in Kreuzau im Kreis Düren. Dort ist seit einiger Zeit der Ortsname auch im Dialekt zu lesen: „Krözau“. Auf jeden Fall solle es keinen Zwang geben, dass der Mundart-Ortsname auf dem Schild zu erscheinen habe, betonte er. Auch müssen die Ortsschilder weder sofort noch alle gleichzeitig ausgetauscht werden.

Ein Beispiel hatte er direkt parat. So heißen die Orte Engelgau und Frohngau, die nicht weit entfernt voneinander liegen, aber auf verschiedenen Höhenmetern, mit einem präzisen Verweis auf die topographischen Verhältnisse in der Mundart „Övesch Jau“ und „Öngesch Jau“. „Vielleicht gibt es ja den einen oder anderen Frohngauer, der die Idee auch gut findet“, sagte er mit einem werbenden Seitenblick zu Bürgermeister Crump und CDU-Fraktionschef Guido Kurth.

44 Schilder in der Gemeinde können die Zusätze erhalten

Stattdessen meldete sich der Nettersheimer Ferdi Geißler (CDU) zu Wort. Auch für Nettersheim (Neddeschem) und Marmagen (Märmare) gebe es die Entsprechungen. „Wir hatten früher schon einmal darüber gesprochen, so etwas zu machen, doch damals war es noch nicht möglich“, erinnerte er sich. Auch werden dann wohl die genauen Schreibweisen festzulegen sein, die, wie der Frohngauer Peter Schröder weiß, meist nur mündlich überliefert sind.

Bürgermeister Norbert Crump hatte bereits die notwendigen Informationen bereit. 44 Ortseingangsschilder gebe es im Gemeindegebiet, davon 13 im Gemeindeeigentum, 12 gehörten dem Landesbetrieb Straßen NRW, 19 dem Kreis Euskirchen. Ein Schild koste rund 100 Euro, ein sofortiger Austausch sämtlicher Ortsschilder würde Kosten von 5000 Euro verursachen.

Laut dem Erlass des Heimatministeriums ist für den mundartlichen Zusatz ein Ratsbeschluss mit Dreiviertelmehrheit nötig. Diese Hürde nahm der Antrag locker. Einstimmig verabschiedete der Rat den Antrag der UNA, so dass in Zukunft wieder ein bisschen Mundart in der Öffentlichkeit zu lesen sein wird.


Ortsnamen auf Eifeler Platt

Zahlreiche Orte in der Gemeinde Nettersheim, die nun einen Zusatz auf dem Ortsschild bekommen können, hören sich auf platt ganz anders an als auf hochdeutsch, andere sind doch vergleichsweise leicht zu identifizieren:

Neddeschem - Nettersheim

Zengsem - Zingsheim

Peisch - Pesch

Boggert - Bouderath

Röddert - Roderath

Övesch Jau - Engelgau

Önnesch Jau - Frohngau

Märmare - Marmagen

Die Redaktion hat noch zahlreiche weitere Beispiele aus dem Kreis Euskirchen zusammengestellt:

Wielde - Weilerswist

Lommezem - Lommersum

Zöllech - Zülpich

Geech - Geich

Schövve - Dürscheven

Ööskerche - Euskirchen

Euem - Euenheim

Eisch - Dom-Esch

Kuchem - Kuchenheim

Rözem - Roitzheim

Fullem - Stotzheim

(Krüzz)Wöngede - Kreuzweingarten

Mönste - Bad Münstereifel

Keuschemich - Kirspenich

Evveschem - Iversheim

Eschesch - Eicherscheid

Mötsched - Mutscheid

Ropped - Rupperath

Meischenich - Mechernich

Kommere - Kommern

Breedebönde - Breitenbenden

Lörbisch - Lorbach

Berpe - Bergbuir

Löckeroth - Lückerath

Kallemet - Kallmuth

Drömmele - Dreimühlen

Schleede - Schleiden

Jemönk - Gemünd

Wolefjaade - Wolfgarten

Mueschbisch - Morsbach

Uelef - Olef

Drommer - Dreiborn

Beresch - Berescheid

Harpesch - Harperscheid

Kall - Kall

Schäve - Scheven

Jollepisch - Golbach

Süetenich - Sötenich

Helledall - Hellenthal

Bloomedall - Blumenthal

Riefesch - Reifferscheid

Deckesch - Dickerscheid

Holdert - Hollerath

Wönkte - Winten

Ovveschüemisch - Oberschömbach

Ogdebrett - Udenbreth

Luessem - Losheim

Dahlem - Dahlem

Schmeddem - Schmidtheim

Bohsem - Baasem

Frockert - Frauenkron

Blangem - Blankenheim

Möllem - Mülheim

Dörf - Blankenheimerdorf

Frellinge - Freilingen

Hött - Ahrhütte

Üllewe - Uedelhoven

Heimisch - Heimbach