Im Bereich QuBi, Qualifizierung und Bildung, sollen Teilnehmerinnen und Teilnehmer für den ersten Arbeitsmarkt fit gemacht werden.
NordeifelwerkstättenZentrum für berufliche Bildung in Mechernich ist eröffnet
Am Anfang steht ein altes, leerstehendes Lagerhaus direkt am Mechernicher Bahnhof – am Ende eine Bildungseinrichtung, zu der Menschen aus dem ganzen Kreis kommen.
Am Samstag wurde das neugebildete QuBi in dem markanten Gebäude eingeweiht, in dem früher die RWZ landwirtschaftliche Güter lagerte. Damit bekommen die Nordeifelwerkstätten (NEW) nicht nur ihren fünften Standort, sondern stellen ihren Bildungssektor komplett neu auf.
BBB ist das Kürzel für den generalüberholten Bereich für berufliche Bildung. Sie firmiert seit August unter der Bezeichnung QuBi. Ähnlich kryptisch steht das für Qualifizierung und Bildung. Doch entscheidend ist, was sich hinter der Abkürzung verbirgt, und das ist für die Klientel der NEW eine deutliche Verbesserung.
Mechernich: Zentrum für berufliche Bildung ist nun auch offiziell eröffnet
Grundsätzlich gab es den Bereich Bildung bereits bei der NEW, doch die Qualifizierung und Ausbildung der Neuankömmlinge fand dezentral an den vier Standorten Kall, Nettersheim, Kuchenheim und Ülpenich statt.
„Da die Ausbildung direkt an den Werkstätten stattfand, war der Weg dorthin oft schon vorgezeichnet“, so Christoph Werner, Geschäftsführer der NEW. Das solle nun anders funktionieren. An dem zentralen Standort in Mechernich werden die Teilnehmer der Maßnahmen auf 3000 Quadratmetern auf zwei Stockwerken 27 Monate lang gefördert und qualifiziert – vor allem mit dem Ziel, sie für den ersten Arbeitsmarkt fitzumachen.
QuBi ist seit Juni 2024 aktiv
„Wir haben hier viel mehr Möglichkeiten“, sagte Christina Hölbling, die die Betriebsleitung des neuen NEW-Zweiges übernommen hat. Wie Werner, der seit rund anderthalb Jahren bei der NEW ist, hat auch sie das Projekt geerbt. „Die Pläne waren fertig, mussten aber umgearbeitet werden“, erläuterte sie.
Seit Juni dieses Jahres ist das QuBi aktiv, und es gebe bereits gute Erfahrungen, berichtet sie. Der Wunsch, die Menschen, die zur NEW kommen, in den ersten Arbeitsmarkt zu bringen, habe vorher schon bestanden, doch jetzt sei mehr möglich. „Es ist ein großer Raum für Ideen vorhanden“, so Hölbling.
150 Teilnehmer werden derzeit im neuen Haus ausgebildet
150 Teilnehmer werden aktuell in dem neuen Haus ausgebildet, in Zukunft sollen es noch mehr werden. 35 hauptamtliche Mitarbeiter kümmern sich darum, ihre Stärken zu entdecken und zu entwickeln. Ein Instrument der Qualifikation sind Praktika in Betrieben, die mit der NEW zusammenarbeiten.
Rund 50 Praktika würden in jedem Jahr vereinbart werden. „Das dient auch dazu, Aufklärung zu betreiben und Vorurteile abzubauen, Inklusion geht uns alle an“, erläuterte die Leiterin. Viele hätten Angst davor, mit Menschen mit Behinderungen zu arbeiten. Das QuBi sei dazu da, das aufzubrechen. „Wir wollen zeigen, wie es geht“, so Hölbling.
Nordeifelwerkstätten können Aktivitäten im Kreis zentrieren
Für die NEW bietet der Standort in Bahnhofsnähe eine gute Möglichkeit, seine Aktivitäten im Kreis zu zentralisieren. Doch auch die Stadt Mechernich hat davon einen Vorteil, denn mit dem Projekt hat der Leerstand des ehemaligen Lagergebäudes der Rheinischen Warenzentrale (RWZ) eine neue Aufgabe bekommen.
„Neue Ideen brauchen alte Gebäude“, zitierte Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick die Autorin Jane Jacobs. Im Rahmen der Zentralisierung der RWZ sei der Standort Mechernich aufgegeben worden.
Doch die Angelegenheit sei verzwickt gewesen, denn das Grundstück habe der Stadt Mechernich, das Gebäude aber der RWZ gehört. Es sei Hubert und Peter Schilles zu verdanken, dass das markante Gebäude einer neuen Nutzung zugeführt worden sei. Nun sei das Entree von Mechernich deutlich aufgewertet worden.
Hubert und Peter Schilles hatten die Idee zum Umbau
„Eigentlich wollten wir Wohnungen bauen“, berichtete Peter Schilles von den ersten Ideen. Immer wieder seien sein Bruder und er an dem leerstehenden Gebäude vorbeigefahren, bis sie die Idee zum Umbau bekommen hätten.
Den Kontakt zur NEW habe Schick hergestellt. „Die waren heiß darauf, hier reinzukommen, erst recht, als am Bahnhof der Übergang über die Gleise gebaut worden war“, so Schilles. 15 Monate lang sei umgebaut worden, Probleme habe es dabei nicht gegeben. Auch die Lebenshilfe HPZ, eine Logopädin und eine Frauenarztpraxis hätten sich bereits in dem Gebäude angesiedelt.
Landrat Markus Ramers spricht von Meilenstein in NEW-Geschichte
Das QuBi sei ein Meilenstein in der fast 50-jährigen Geschichte der NEW, sagte Landrat Markus Ramers in seinem Grußwort. „Den Menschen mit Behinderungen Chancen zu geben, nützt uns allen“,betonte er. Der zentrale Standort werde die Inklusion weiter nach vorne bringen, lobte er das Projekt.
An den Jahrestag der Reichspogromnacht vor 86 Jahren erinnerte Rita Witt, Vorsitzende des NEW-Verwaltungsrates. „Das Datum passt hervorragend“, sagte sie. Das sei ein Zeichen, dass hier Vielfalt gelebt werden. Doch bei dem Projekt sei nicht nur Mörtel und Zement wichtig, sondern das innere Haus werden von den Mitarbeitern gebildet, die das Gebäude zusammenhalten würden.