Nach anfänglichen Widerständen in Kirche und Gesellschaft gehört der „Ordo Communionis in Christo“ heute fest zum Mechernicher Stadtbild.
„Communio in Christo“1984 war der Mechernicher Orden dem Bischof noch ein Dorn im Auge
Wie packt man 40 Jahre Ordensgeschichte in eine 20-minütige Powerpoint-Präsentation? Schwester Lidwina gelang dieses Kunststück, um im Schnelldurchgang an einige Meilensteine des am 8. Dezember 1984 im Mechernicher Mutterhaus an der Bruchgasse gegründeten Ordo Communionis in Christo zu erinnern.
Damals gab es aus Kirchenkreisen erhebliche Widerstände gegen diese Ordensgründung. Inzwischen ist die Gemeinschaft jedoch vom Bistum anerkannt, weshalb am Sonntag der kommenden Woche auch der Aachener Bischof Helmut Dieser einen Festgottesdienst in der Mechernicher Pfarrkirche feiern wird.
„Entsprechend dem Namen Communio, der Gemeinschaft bedeutet, möchten wir heute als Team die Communio in Christo vertreten“, sagte Generalsuperior Jaison Thazhathil: „Wir feiern, weil das Werk, das Mutter Marie Therese auf göttlichen Auftrag hin begonnen hat, durch die Unterstützung vieler Menschen bis heute Bestand hat.“
Ordo Communionis in Christo hat weltweit 250 Mitglieder
Neben den weltweit rund 250 Mitgliedern, die ein Gelübde für den Orden abgelegt haben, gibt es in vielen Ländern Europas, Asiens und Afrikas Unterstützer und befreundete Organisationen. „Der Ordo Communionis in Christo versteht sich als ‚Kirche im Kleinen‘“, so der Generalsuperior: „Hier findet man alle Christen – Familien, Jugendliche, Laien, Schwestern, Priester und Bischöfe. Herkunft, Orden oder Kultur spielen dabei nur eine geringe Rolle – jeder ist willkommen und soll sich zu Hause fühlen.“
Das gilt auch für die Mitarbeiter der vom Sozialwerk Communio in Christo betriebenen Pflegeeinrichtungen. In der Spitze waren rund 300 Pflegekräfte und weitere Mitarbeiter für das Unternehmen tätig. „Beginn dieser Arbeit war bereits 1982 mit der Gründung des Haus Effata in Blankenheim, einer klassischen Altenpflegeeinrichtung mit heute rund 60 Betten“, blickt Geschäftsführer Norbert Arnold zurück.
Für reichlich Wirbel sorgten dann im Mechernich der späten 80er-Jahre die Pläne des Sozialwerks, ein Hospiz für Schwerstkranke und Sterbende zu errichten. Viele HIV-Infizierte starben zu dieser Zeit an den Folgen der Immunschwächekrankheit. „Das Hospiz Stella Maris war bei seiner Eröffnung 1990 erst die dritte Einrichtung dieser Art in Deutschland“, rief Schwester Lidwina in Erinnerung. „Damals hatten viele Menschen Angst, sich durch den Kontakt mit den Schwerstkranken selbst zu infizieren“, so die Ordensfrau weiter.
Mechernicher Orden und Sozialwerk stehen allen Menschen offen
Seit dem Jahr 2003 sind das Hospiz mit seinen 12 Betten und die Pflegeeinrichtung für Schwerstkranke mit heute 111 Plätzen baulich getrennt. Ansonsten besteht im Mechernicher Mutterhaus aber eine enge Verbindung zwischen den verschiedenen Einrichtungen, zu denen auch eine Wäscherei und eine Küche gehören. „Gutes Essen ist Lebensqualität“, betont Arnold: „Daran soll es den Patienten nicht mangeln.“
Auf den in der Pflegebranche schon lange herrschenden Fachkräftemangel hat das Sozialwerk frühzeitig reagiert. „Wir haben enge Kontakte ins indische Kerala, wo wir seit vielen Jahren gut ausgebildetes Personal akquirieren“, berichtet Einrichtungsleiterin Sonja Plönnes.
Getreu den Idealen der Ordensgründerin gibt es sowohl bei Mitarbeitern als auch Patienten keinerlei konfessionelle oder religiöse Einschränkungen. „Wir sind offen für alle Menschen“, betont daher auch Spiritual Pater Rudolf Ammann. Er hat es sich neben der spirituellen Begleitung zur Aufgabe gemacht, das 26-bändige Werk der Schriften von Mutter Marie Therese einer Neuauflage im Echter-Verlag zuzuführen.
Wer war die Ordensgründerin Mutter Marie Therese?
In der neu gebauten Kapelle fand am 8. Dezember 1984 – um 6.45 Uhr, wie in den Unterlagen der Gemeinschaft vermerkt ist – die Gründung des „Ordo Communionis in Christo“ durch Mutter Marie Therese statt.
Die Ordensgründerin wurde am 21. März 1927 im niederländischen Oud-Valkenburg geboren. Im Alter von 19 Jahren weihte sie in Maastricht vor dem Gnadenbild der Mutter Gottes, „Stella Maris“, ihr Leben der Heiligung der Priester und dem Heil der Menschheit.
Von Krankheiten verfolgt, legte sie im Alter von 24 Jahren vor einem Provinzial der Karmeliten die Gelübde ab und nahm den Namen Marie Thérèse de Jesu an. Später erneuerte sie das Gelübde in einem ihr nahe stehenden Karmelitinnenkloster.
Marie Therese machte eine Ausbildung als Lehrerin, die sie 1948 mit Auszeichnung und einem Diplom abschloss. Zwischen 1948 und 1964 gründete und leitete sie in Valkenburg und Amsterdam mehrere staatlich anerkannte Privatschulen. Krankheitsbedingt war sie jedoch gezwungen, diese Tätigkeit aufzugeben, weshalb sie 1965 mit ihrer Mutter nach Deutschland zu ihrem Pflegebruder Pfarrer Wim Robben ging.
Die Ordensgründung erfolgte 1984 zunächst gegen Widerstände und Verbote. Marie Therese gab an, vom Heiligen Geist trotz ausstehender Genehmigung des Bischofs dazu gedrängt worden zu sein. Sie leitete die weltweit tätige Communio in Christo und die angeschlossenen sozialen Einrichtungen bis zu ihrem Tod 1994.
Die kirchenrechtliche Anerkennung blieb dem von ihr gegründeten Orden zeit ihres Lebens verwehrt, sie erfolgte erst am 13. Oktober 2018 durch den Aachener Bischof Helmut Dieser.