Wenn es dunkel ist, haben die Täter oft ein leichtes Spiel. Doch die Bürger können sich schützen, sagt die Polizei im Kreis Euskirchen.
PolizeiberatungWinterzeit ist im Kreis Euskirchen Einbruchszeit
Spätestens seit der Zeitumstellung am zurückliegenden Wochenende ist klar: Die dunkle Jahreszeit hat begonnen. Es ist die Zeit im Jahr, in der die Polizei auch im Kreis Euskirchen alljährlich einen signifikanten Anstieg bei den Tageswohnungseinbrüchen verzeichnet.
„Die Täter schlagen meistens in der Zeit zwischen 16 und 20 Uhr zu, wenn es dämmert, die Leute aber noch auf der Arbeit oder einkaufen sind“, sagt Eva Winkel, Technische Sicherheitsfachberaterin der Kreispolizeibehörde. Die Kriminalhauptkommissarin fügt hinzu: „Einbrecher schlagen genau dann zu, wenn sie erwarten, dass sie niemanden zu Hause antreffen.“
In Mechernich weisen die Beamten auf Schwachstellen von Häusern hin
Mit dem Mechernicher Bezirksbeamten Markus Braun ist die Expertin an einem sonnigen Herbstnachmittag in einem Reihenhausgebiet in Mechernich unterwegs. Dabei schlüpfen die beiden Polizeibeamten gewissermaßen in die Rolle eines Einbrechers. Denn ihr gemeinsames Ziel ist es, Anwohner auf mögliche Gefahren und Schwachstellen in Sachen Einbruchschutz hinzuweisen. Und dazu nehmen sie Fenster, Türen und andere Faktoren in Augenschein.
„Ältere Türen sind in der Regel schneller zu knacken als eine moderne Tür mit verbessertem Einbruchschutz. Je länger es dauert, eine Tür oder ein Fenster aufzubrechen, desto eher gibt ein Einbrecher auf, weil die Gefahr besteht, entdeckt zu werden.“
Wer es Einbrechern leicht machen will, lässt Fenster auf Kipp stehen, zieht die Wohnungstür nur hinter sich zu, statt sie zweimal zu verriegeln, oder lässt den Schlüssel gleich auf der Tür stecken, „wenn man nur mal kurz zum Nachbarn rübergeht“, zählt Braun auf. „Sie glauben nicht, wie viele das machen.“
Schon ein nicht geleerter Briefkasten kann ein Risiko sein
Ein nicht geleerter Briefkasten könne für einen Täter ebenfalls ein Hinweis darauf sein, dass niemand zu Hause ist, so Winkel weiter.
Bei Familie Kratz scheint auf den ersten Blick alles okay zu sein: Tür und Fenster zur Straße hin sind verschlossen. Doch ein Rankgitter neben der Tür, die von der Einfahrt zum Garten auf der Gebäuderückseite führt, erregt die Aufmerksamkeit der beiden Polizeibeamten: „Das erleichtert im Zweifelsfall einem ungebetenen Gast den Weg hinters Haus, wo er dann ungestörter seinem kriminellen Handwerk nachgehen kann“, erklärt Winkel.
Alte Türen und Fenster lassen sich leicht nachrüsten
Als weiteren Schwachpunkt macht die Kommissarin die Terrassentür aus. „Die verfügt leider nur über Rollzapfen, die einem Aufhebelversuch weniger entgegenzusetzen haben als moderne Pilzkopfzapfen.“ Die Hausherrin ist besorgt, aber Braun weiß Rat: „Die lassen sich auch bei älteren Türen und Fenstern leicht nachrüsten, und als Schlosser müsste ihr Mann das auch selbst machen können.“
Überhaupt: „Bereits durch einfache technische Maßnahmen können Einbrechern die Tatausführungen erschwert werden, und die Wahrscheinlichkeit steigt, dass sie von der weiteren Tatausführung ablassen. Vor allem rückwärtige Fenster und Türen sollten sicher gemacht werden“, empfiehlt die Polizei im Rahmen des Aktionsprogramms „Riegel vor!“ den Bürgern.
Mechernicher Bevölkerung reagierte positiv auf das Präventionsprogramm
Rainer Kratz findet den überraschenden Hausbesuch der beiden Polizeibeamten ebenfalls hilfreich: „Das ist eine gute Aktion, um präventiv auf mögliche Gefahren hinzuweisen.“ Bei ihrem Gang durch die Stadt verteilen die beiden Experten der Polizei auch informative Broschüren zum Thema Einbruchschutz. „Die Reaktionen bei den Bürgern auf das Aktionsprogramm sind durchweg positiv“, berichtet Braun von seinen Erfahrungen.
Einen Satz hört er dabei regelmäßig: „Bei uns ist nichts zu holen – das sagen viele Bürger mit mehr oder weniger Ernst. Man sollte aber auch bedenken, dass mitunter Gegenstände, die nur einen geringen materiellen Wert haben, für den Betroffenen doch von einem hohen ideellen Wert sein können, weil es ein Erb- oder Erinnerungsstück ist, das sich nicht leicht ersetzen lässt.“ Grundsätzlich sollte man Wertsachen daher vorab fotografieren. „Das kann dann gegebenenfalls bei der Identifizierung und Wiederbeschaffung der Gegenstände helfen“, so Braun weiter.
Eva Winkel weist unterdessen auf einen weiteren Aspekt hin, den man nicht unterschätzen sollte: die psychische Belastung nach einem Einbruch in die eigenen vier Wände. „Die Vorstellung, dass sich Fremde unbefugt Zutritt in die eigenen vier Wände verschaffen, ist vermutlich für jeden Bürger beängstigend“, sagt Winkel. „Das sollte man nicht unterschätzen.“ Ihr Tipp: „Sprechen Sie den Hausarzt darauf an, der kann entsprechende Therapie- und Hilfsangebote vermitteln.“
Technischer Einbruchschutz durch moderne Fenster, Türen und Schlösser, Alarmanlagen oder Smart-Home-Anwendungen kosten Geld, können sich aber schnell bezahlt machen, wenn ein Einbrecher wirksam abgeschreckt wird oder ihm die Tatausführung unmöglich gemacht wird.
Beratungstermine der Polizei
Die Polizei bietet zwei öffentliche Beratungstermine in Euskirchen an. Schwerpunkt ist jeweils die Nachrüstung von Einbruchschutz an bestehenden Fenstern und Türen.
Die Termine: Dienstag, 29. Oktober, um 18 Uhr in der Beratungsstelle im Polizeigebäude, Kölner Straße 76, und Montag, 4. November, um 19.30 Uhr in der Volkshochschule des Kreises, Altes Rathaus, Baumstraße 2.
Eine Anmeldung zu den Gruppenberatungen ist erforderlich, per E-Mail an vorbeugung.euskirchen@polizei.nrw.de oder unter der Telefonnummer 02251/79 95 55.
Informationen zu staatlichen Fördermöglichkeiten bietet auch die Website der polizeilichen Einbruchschutzkampagne.