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VorbeugungDas rät Euskirchener Versicherungsexperte zum Thema Einbrüche

Lesezeit 4 Minuten
Ein Mann bringt eine Türsicherung an.

Mechanische Maßnahmen können Einbrechern das Leben schwer machen.

Die Einbrüche im Kreis Euskirchen nehmen zu. Ein Versicherungsexperte sagt, wie man vorbeugen kann und was zu tun ist, wenn es doch passiert.

Claus Decker weiß jetzt schon, dass Wohnungseinbrüche ihn und sein Team in den kommenden Monaten wieder vermehrt beschäftigen werden. Es sind halt Erfahrungswerte, die der Inhaber der Axa-Agentur in Euskirchen im Laufe seines Berufslebens gesammelt hat.

Wer das noch nicht erlebt hat, weiß nicht, wie das ist. Aber es ist ein schreckliches Gefühl, sich im Zuhause nicht mehr zuhause zu fühlen.
Claus Decker, Axa-Agentur in Euskirchen

„Je dunkler eine Ecke, je schneller der Einbruch“, nennt Decker eine Faustregel der Branche. Ein Einbrecher habe drei Ziele: So schnell wie möglich ins Haus zu kommen, so viel wie möglich mitzunehmen und so schnell wie möglich wieder zu verschwinden – und das Ganze ohne aufzufallen. Was also rät der Experte?

Jeder kennt die Schwachstellen in seinem Haus

Mechanische Sicherung: Bauliche Maßnahmen, die es den Tätern möglichst schwer machen, sind Decker zufolge einer Einbruchmeldeanlage vorzuziehen: „Wenn die nämlich anschlägt, ist der Einbrecher ja schon im Haus.“

Jeder kenne die Schwachstellen in seinem Haus. „Man sollte überlegen, wie man die abstellen kann“, rät Decker. Das könnte eine Verstärkung oder automatische Verriegelung der Haustür sein. „Bei den Balkontüren, die aufgebrochen werden, bin ich manchmal erschrocken, wie wenige Menschen eine Mehrfachverriegelung haben“, sagt Decker. Automatische Rollläden und eine gute Ausleuchtung, heutzutage leicht steuerbar, schützten natürlich auch: „Licht schreckt ab.“

Claus Decker sitzt am Schreibtisch

Claus Decker kennt auch die emotionalen Folgen eines Einbruchs.

Den Kunden empfiehlt Decker zum Thema Einbruchschutz ein Gedankenspiel: „Wenn man überlegt, wie man ins eigene Haus kommt, falls man den Schlüssel vergessen hat, fallen einem automatisch die Schwachstellen auf.“

Wer dann das Kellerfenster benutzen würde, wisse, was zu tun ist: Gitter vor dieses Fenster (auch wenn man sich selbst dabei aussperrt). Denn die Profis unter den Einbrechern kennen Schwachstellen oft besser als der Hauseigentümer selbst. „Die wissen auch ganz genau, ob der Bewohner den Schlüssel unter der Fußmatte oder im Blumentopf versteckt hat. Das ist deren Job.“

Geld oder Schmuck in Kühlschrank oder Herd – das ist keine gute Idee

Es sei im Übrigen auch wenig pfiffig, Geld oder Schmuck im Kühlschrank oder im Herd zu verstecken. So schlau seien die Kriminellen schon lange. „Das finden die. Die Einbrecher, abgesehen von denen, die Beschaffungskriminalität betreiben, sind Profis“, mahnt Decker.

Alarmanlagen: Sie seien immer hilfreich, sagt Decker: „Ich rate aber davon ab, damit die Versicherungsprämie zu senken.“ Schnell werde mal vergessen, sie scharf zu stellen – dann könnte das Ärger mit der Versicherung geben. Denn nur eine scharfgestellte Anlage ist Bestandteil des Vertrages. Für eine Prämiensenkung sei eine Selbstbeteiligung, beispielsweise von 150 Euro, auf jeden Fall besser geeignet.

Nachbarschaft: „Nachbarn sind die besten Faktoren im Einbruchschutz“, sagt Decker. Nach Corona seien die Einbruchszahlen wieder rasant gestiegen: „Denn die Einbrecher wissen genau, wann der Bewohner arbeiten ist und wann er wieder nach Hause kommt.“ Dagegen helfe die Aufmerksamkeit der Umgebung am besten.

Emotionale Folgen: Decker kennt Fälle zu Genüge, in denen die Opfer zwar den materiellen Schaden ersetzt bekommen, aber einen hohen ideellen Verlust zu verkraften haben: Erinnerungsstücke an verstorbene Verwandte etwa. Dazu komme die Angst in den eigenen vier Wänden.

Experte: Trickdiebstahl ist nicht durch Hausratsversicherung abgedeckt

„Es macht etwas mit Menschen, wenn man weiß, dass jemand Fremdes in den persönlichsten Sachen herumgewühlt hat“, sagt Decker: „Wer das noch nicht erlebt hat, weiß nicht, wie das ist. Aber es ist ein schreckliches Gefühl, sich im Zuhause nicht mehr zuhause zu fühlen.“

Es gebe daher bei vielen Versicherern die Möglichkeit, bei Unwohlsein nach einem Einbruch für eine gewisse Zeit ins Hotel zu gehen, erläutert der Experte. Das komme häufiger vor als vermutet. „Die Menschen sagen dann: ,Ich muss hier erstmal raus, bis die Sicherheitsfirma aus dem Haus ein Fort Knox gemacht hat'.“

Trickdiebe: Trickdiebstahl, also wenn sich etwa Diebe unter einem Vorwand Zugang zur Wohnung verschaffen, fällt nicht unter die Diebstahlversicherung (Hausrat).

Nach dem Einbruch: Ganz wichtig: Polizei rufen und den Schaden aufnehmen lassen! Noch wichtiger: Die Stehlgutliste sollte vollständig sein. „Wenn einem nach drei Wochen auffällt, dass die gute Uhr von Oma auch weg ist, sofort nachmelden“, rät Decker. Wenn nämlich die Liste nicht mit dem übereinstimme, was der Polizei angegeben worden sei, könne das bei der Schadensregulierung Schwierigkeiten bereiten.