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AnmeldeverfahrenViele Eltern aus dem Kreis Euskirchen warten lieber auf die Wunsch-Kita

Lesezeit 8 Minuten
Das Bild zeigt drei Kinder, die eine Treppe in einer Kita hochgehen.

Etwa 1100 Elternwünsche für Kitas wurden laut Kreisverwaltung im vergangenen Jahr nicht erfüllt.

Der Kreis Euskirchen ist zufrieden mit der Versorgung in den Einrichtungen. Rückgang der Bautätigkeit spiegelt sich bei Anmeldungen wider.

Der Kreis Euskirchen rechnet mit 7857 Kindern, die zum kommenden Kita-Jahr ab August eine Einrichtung besuchen. Der Kreisanteil für die Kosten am Betrieb der dann 157 Kitas beträgt laut Kreisverwaltung rund 45,3 Millionen Euro.

Darin enthalten sind die an die Träger weitergeleiteten Betriebskosten sowie die Kosten aus der Planungsgarantie. Das ist die Summe aus den Kindpauschalen abzüglich des jeweiligen Trägeranteils. Die Betriebskosten beinhalten Mietzuschüsse, Zuschüsse für eingruppige Kitas sowie finanzielle Unterstützung für Waldkitas.

Etwa 1100 Elternwünsche für Kitaplätze wurden laut Kreis nicht erfüllt. „Zu beobachten ist, dass Eltern bereit sind, auf freie Plätze in der Wunschkita zu warten, anstatt einen freien Kitaplatz in einer anderen Kita in Anspruch zu nehmen“, sagt Sven Gnädig von der Pressestelle des Kreises auf Anfrage.

Kreis Euskirchen: 1020 Kinder aktuell ohne einen Kita-Platz

Die 1100 Wünsche gliedern sich laut Kreis auf in 429 Ü3-Kinder und 671 U3-Kinder. In 29 Ü3-Fällen und 31 U3-Fällen konnte der Kreis in Rücksprache mit den Eltern einen Platz organisieren, weil diese einen „dringenden Bedarf“ angemeldet hatten. Entsprechend sind aktuell 1020 Kinder – davon 400 Ü3-Kinder – ohne einen Kitaplatz. Die Eltern können sich laut Verwaltung aber noch über den Kita-Navigator melden, um einen Platz – wenn auch nicht vielleicht den Wunschplatz – vermittelt zu bekommen. Darüber hinaus stehen dem Kreis zufolge noch Plätze in Kindertagesstätten und in der Kindertagespflege zur Verfügung.

Die Kinder im Kreis

Zum 1. November 2024 lebten nach Angaben der Verwaltung im Kreis Euskirchen 9160 Kinder, die älter als ein Jahr und jünger als sieben Jahre waren. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es 9288 Kinder. In der Altersgruppe U3 sind das 47 Kinder weniger, in der Altersgruppe Ü3 insgesamt 81 Kinder weniger.

Dem prognostizierten demografischen Wandel mit starkem Rückgang der Geburtenzahlen hat in den vergangenen Jahren der starke Zuzug in Baugebiete entgegengewirkt. Durch steigende Zinsen für die Baufinanzierung und hohe Baukosten seien die Aktivitäten der Baubranche aber spürbar zurückgegangen.

Fachkräftemangel

Der vielzitierte Fachkräftemangel spiele bei den Kitaträgern im Kreis Euskirchen nach deren Aussage derzeit keine Rolle, so der Kreis. „Vielmehr haben besonders die großen Träger mehr Personal, als es die Personalverordnung als Standard vorsieht“, heißt es seitens der Verwaltung.

Austausch mit den Kommunen

Der Platzbedarf in Bezug auf die Geburtenzahlen werde aus Sicht der Kindergartenbedarfsplanung mit allen Kommunen rechtzeitig diskutiert. Besonders beachtet würden Planungen von Neubaugebieten, die den stärksten Effekt auf die Bedarfsplanung haben. Der enge Austausch mit den Städten und Gemeinden im Rahmen des Kindertagesstättenkonsens habe sich bewährt, so der Kreis.

Kindertagespflege

Im neuen Kindergartenjahr werden im Kreis Euskirchen laut Verwaltung voraussichtlich 78 Tagespflegepersonen tätig sein. Drei davon befinden sich zurzeit noch in der Überprüfung (persönliche Eignung und Eignung der Räumlichkeiten, in denen Tagespflege durchgeführt werden soll). In der Tagespflege ist laut Kreis Platz für 343 Kinder unter drei Jahren. Hinzukommen drei Plätze für Kinder unter drei Jahren mit einer Behinderung und zwei Plätze für die Kinder, die älter sind als drei Jahre. Tatsächlich sei die Zahl der in Tagespflege betreuten Kinder höher. So gebe es Tagespflegepersonen, die (ausschließlich) Kinder über drei Jahren in den sogenannten Randzeiten – also nach der Kita oder Schule betreuen.

Deshalb ist Kita wichtig

Für die frühe Bildung, besonders aber in der Sprachentwicklung, ist die Bildungseinrichtung Kita – auch Kindertagespflege – nach Angaben des Kreises „von enormer Bedeutung.“ Wenn Kinder ohne ausreichende Ausdrucks- und Sprachfähigkeit mit zu geringem Sprachvermögen in die Schule gehen, sei eine beeinträchtigte Bildungskarriere vorbestimmt.

Im Unterschied zu anderen Städten und Kreisen seien die Träger im Kreis Euskirchen in der Lage, für alle Gruppen den geforderten Personalschlüssel vorzuhalten. Die Träger bilden laut Kreisverwaltung unterschiedlich intensiv aus, einzelne über den eigenen Bedarf hinaus. „Das Interesse an sozialpädagogischen Berufen ist vorhanden, Anmeldungen an den Berufskollegs lassen auf volle Klassen hoffen“, so der Kreis.

Das Bild zeigt einen Stifthalter in einer Kita aus Holz.

Der Kreis geht optimistisch ins neue Kita-Jahr.

Bad Münstereifel

Die Geburtenzahlen sinken. In diesem Jahr geht auch die Zahl der Ü3-Kinder zurück. Die Versorgungslage im Bad Münstereifeler Stadtgebiet sei entspannt, zumal im Einzelfall auch ein Platzangebot im Stadtgebiet Mechernich vermittelt werden konnte, so der Kreis.

Dass diese Situation so unvorhersehbar entstanden ist, hänge auch mit der Zurückhaltung bei den Zuzügen zusammen. Wäre das Baugebiet in Eschweiler realisiert, würde das Bedarf für Plätze auslösen, die in unmittelbarer Nähe nicht zur Verfügung stünden. In diesem Fall werde auf die Entwicklung und Vermarktung der Baugebiete entsprechend mit Platzausbau zu reagieren sein.

Blankenheim

Ein weiterer Rückgang der Geburtenzahlen führt laut Verwaltung zu Stabilität in der Platzversorgung. Auch in Blankenheim werde auf die Entwicklung und Vermarktung der Baugebiete gegebenenfalls mit einem Platzausbau zu reagieren sein. Das neue Familienzentrum wurde in Betrieb genommen.

Dahlem

Mit dem Neubau der dreigruppigen Kita in Schmidtheim sei in Dahlem ein sehr großes Platzangebot geschaffen worden. Perspektivisch sei dadurch eine lang geplante Reduzierung um eine Gruppe im Familienzentrum möglich, so der Kreis. Langfristig kann auch die bestehende Schmidtheimer Kita in das neue, deutlich zeitgemäßere Gebäude umgesiedelt werden.

Euskirchen

Die Stadt Euskirchen mit ihrem Fachbereich Schulen, Generationen und Soziales ist selbst Träger von 19 Kitas. Der Fachbereich übernimmt – in Abstimmung mit der Fachabteilung des Kreises – aber auch die Kindergartenbedarfsplanung im Rahmen des Kindertagesstättenkonsens. Nach einer erheblichen Anzahl freier Plätze im Stadtgebiet Euskirchen im laufenden Kitajahr – besonders in den neuen Kitas Weiße Erde und In den Herrenbenden – stellt sich die aktuelle Planung so dar, dass dort ausreichend Plätze belegt sein sollten.

Auf die Zurückhaltung bei der Annahme von Betreuungsangeboten und bei der Bautätigkeit hat die Stadt Euskirchen reagiert und nicht sechs zusätzliche Gruppen in der neuen Kita am Jülicher Ring vorgesehen, sondern zwei bestehende Kitas mit insgesamt fünf Gruppen und eine zusätzliche Gruppe, dann auch in eigener Trägerschaft, dort platziert.

Die Waldkita Kirchheim wird laut Kreis frühestens zum 1. August 2026 in Betrieb genommen – und damit zwei Jahre nach dem eigentlichen Bestreben des Trägers.

Die Kita Löwenherz an der Alten Tuchfabrik wird, wie bereits vor der Flut geplant, ebenfalls im Kita-Jahr 2026/27 um zwei Gruppen erweitert. Alle weiteren Platzzahlentwicklungen werden laut Kreis abhängig von der Vermarktung noch geplanter Baugebiete in enger Abstimmung zu planen sein.

Hellenthal

Die Geburtenzahl in Hellenthal sinkt leicht. Auch in Hellenthal seien Baugebiete in der Vermarktung und es gebe Planungen für eine neue Kita. Die Entwicklung bleibe abzuwarten, heißt es vom Kreis.

Kall

Die Anzahl der Kinder hat sich stabilisiert. Der Bau einer neuen zweigruppigen Einrichtung, eventuell zunächst eingruppig nutzbar in der Auelstraße (als Träger ist Caritas Lebenswelten vorgesehen) am Standort der früheren Grundschule, und der Neubau einer Einrichtung am Hallenbad sind laut Kreis erst für das nächste Kita-Jahr in der Planung. „In Kall stehen noch einige freie Kitaplätze in den Außenorten zur Verfügung“, heißt es seitens der Verwaltung.

Mechernich

Mit einer U3-Betreuungsquote von 77,26 Prozent inklusive der Tagespflege sei Mechernich „weiterhin sehr gut aufgestellt“. Mit der Ü3-Quote könne auf Zuzüge und Schulrückstellungen ohne Überbelegungen reagiert werden. Freie Plätze führen laut Kreis dazu, „dass in Mechernich Kinder aus angrenzenden Kommunen bei dringendem Bedarf aufgenommen werden können“. Für das geplante große Baugebiet in Obergartzem/Firmenich sei eine weitere Kita vorgesehen.

Nettersheim

In Nettersheim sind die Geburtenzahlen recht stabil. Aus baulichen Gründen musste die Kita Zingsheim um eine Gruppe reduziert werden.

Schleiden

In den Geburtenzahlen der Stadt Schleiden sind auch die Kinder, die in der Zentralen Unterbringungseinrichtung des Landes in Vogelsang geboren werden, enthalten. Es handelt sich laut Kreis um etwa 35 Kinder, die jedoch keine Kita besuchen werden. Flutbedingt sind in Olef noch die beiden DRK-Kitas I und II aus Gemünd in Modulen untergebracht, der Umbau des alten Kinos in Gemünd befindet sich in der Umsetzung. Der Umzug soll dem Kreis zufolge voraussichtlich Anfang 2026 stattfinden.

Die Planung in Schleiden geht dahin, in Olef eine neue Kita zu bauen, die den Bedarf in Schleiden decken soll und die Kitas Oberhausen und Olef ersetzt. Die Größe wurde angepasst: die Kita soll viergruppig und nicht fünfgruppig gebaut werden. In Schleiden werde die Entwicklung der Kinderzahlen weniger als in anderen Kommunen durch Zuzüge beeinflusst.

Weilerswist

Die Anzahl der U3-Kinder bleibt laut Kreis schwankend. Aufgrund des guten Platzangebots kann jedoch dem Bedarf entsprechend ein Platz vermittelt werden. In Weilerswist-Süd II wird in diesem Jahr eine Gruppe nicht mehr belegt werden. Ein Rückgang, der zu erwarten war. Familien, die in zusätzliche Baugebiete (Hausweiler ist in Planung) zuziehen, müssen sich laut Kreis gegebenenfalls darauf einstellen, einen Kitaplatz in Weilerswist in Anspruch nehmen zu müssen.

Zülpich

Die Stadt Zülpich hat mit hohem Einsatz mit dem Träger Bunter Wald eine zweigruppige Kita initiiert. Die Kita Sinzenich wurde zweigruppig nach der Flut an anderer Stelle aufgebaut und in Betrieb genommen. Im kommenden Kita-Jahr wird eine weitere neue Kita im Stadtgebiet viergruppig Plätze anbieten.

Die Bebauung des künftig rund 600 Wohneinheiten umfassenden Baugebiets „Seeterrassen“ wurde in Bauabschnitten geplant. Erste Zuzüge sind laut Kreis 2028 zu erwarten.


Beantragte Kita-Plätze im Kreis Euskirchen

  1. Münstereifel: 137 (U3) / 473 (Ü3)
  2. Blankenheim: 65 (U3) / 270 (Ü3)
  3. Dahlem: 32 (U3) / 132 (Ü3)
  4. Euskirchen: 555 (U3) / 1865 (Ü3)
  5. Hellenthal: 52 (U3) / 209 (Ü3)
  6. Kall: 74 (U3) / 284 (Ü3)
  7. Mechernich: 296 (U3) / 914 (Ü3)
  8. Nettersheim: 85 (U3) / 329 (Ü3)
  9. Schleiden: 79 (U3) / 353 (Ü3)
  10. Weilerswist: 186 (U3) / 598 (Ü3)
  11. Zülpich: 152 (U3) / 711 (Ü3)
  12. Gesamt: 1716 (U3) / 6141 (Ü3)