Beim Erntedankempfang der Landwirte ging es vor allem um den Klimawandel. Es gab aber auch klare Forderungen an die Politik.
ErntedankLandwirte im Kreis Euskirchen sind zuversichtlich trotz vieler Herausforderungen
Der Sitzungssaal des Kreishauses hatte sich verwandelt, war geschmückt mit Kürbissen, Rüben, Äpfeln und allen möglichen anderen Früchten, die auf den Feldern und an den Bäumen in der Region gedeihen. Es war eine stimmungsvolle Kulisse für den Erntedankempfang der Kreisbauernschaft, abgerundet durch ein kleines Orchester, in dem Landwirtinnen und Landwirte bewiesen, dass sie nicht nur melken und Mähdrescher fahren können, sondern auch Musik machen. Das traditionelle Erntedankfest bietet Gelegenheit, Bilanz des Erntejahres zu ziehen.
Das vorherrschende Thema war das ungewöhnliche Wetter dieses Jahres, das keinen Zweifel daran gelassen hat, dass sich das Klima verändert. Dass Wetterextreme, seien es Dürren oder eben langanhaltende Regenfälle, zunehmen werden, davon geht auch Landrat Markus Ramers aus. Die Getreideernte sei bundesweit um zwei Prozent geringer ausgefallen als im Vorjahr, in der Region sogar fünf Prozent.
Landrat erinnert an die Bauernproteste im Kreis Euskirchen
Er benannte aber auch weitere Herausforderungen, vor denen die Landwirtschaft stehe: die Blauzungenkrankheit beispielsweise, die in mehr als 130 Betrieben im Kreis ausgebrochen sei. Und neben wirtschaftlichen Schäden auch Tierleid verursacht habe: „Tierelend lässt die Halter nicht kalt.“
Ramers erinnerte an die Bauernproteste in den ersten Monaten dieses Jahres. Auch im Kreis Euskirchen gab es Treckerkorsos und Mahnfeuer, mit denen die Landwirte gegen die Streichung von Subventionen, wachsende Bürokratie und drohende Flächenstilllegung protestierten: „Im Kreis waren die Proteste laut, aber friedlich, kooperativ mit der Polizei und auf dem festen Fundament der demokratischen Grundordnung.“
Das Wetter war auch für Helmut Dahmen ein großes Thema. „Der Klimawandel hat uns fest im Griff“, sagte der Vorsitzende der Kreisbauernschaft. Dem müsse weltweit begegnet werden, lokale oder auch regionale Maßnahmen würden verpuffen. Am Ende, so Dahmen , „müssen wir uns anpassen“. Und bei dieser Anpassung seien pauschale Vorgaben und Verbote kontraproduktiv.
Die starren Reglungen in Sachen Pflanzenschutz und Düngemitteln hätten dazu geführt, dass nicht mehr genug Getreide angebaut werde, dessen Qualität ausreiche, um Mehl daraus zu machen. Den Landwirten sei schon aus Kostengründen daran gelegen, so wenig Chemie wie nur möglich einzusetzen.
Vielen ist der günstige Fleischpreis wichtiger als das Tierwohl
Vor allem die Tierhalter gerieten durch gesetzliche Vorgaben unter Druck. „Wenn die Politik so weitermacht, verliert sie die tierische Produktion in Deutschland“, so Helmut Dahmen. „Ernüchternd“ nannte er es, dass vielen Menschen der geringe Preis bei Fleisch wichtiger sei als das Tierwohl in der Haltung.
Das aktuelle Tierschutzgesetz entmutige Tierhalter, und der Strukturwandel verlaufe erschreckend schnell. Dahmen forderte ein „brauchbares Wolfsmanagement“ und sprach sich für wolfsfreie Zonen aus. Dies auch vor dem Hintergrund, dass viele Weiden in der Eifel gar nicht so eingezäunt werden könnten, dass die Raubtiere zuverlässig vom Vieh ferngehalten werden.
Doch der Kreislandwirt zeigte sich auch in einigen Punkten zuversichtlich. Die Landwirtschaft habe Rückhalt in der Gesellschaft, den meisten Menschen sei bewusst, wie wichtig eine gesicherte heimische Nahrungsmittelproduktion sei. Ernährungssicherheit müsse im Mittelpunkt stehen, so Dahmen: „Und die kann gelingen, ohne Umwelt- und Tierschutz aus den Augen zu verlieren.“
Die Bauernproteste zu Jahresbeginn hätten gezeigt, dass die Landwirte mit ihren Forderungen in der Bevölkerung auf offene Ohren gestoßen seien. An die Politik richtete Dahmen einen klaren Appell: „Mehr Pragmatismus, weniger Ideologie.“ Ziel müsse auch sein, jungen Menschen Mut zu machen, mit Herz und Leidenschaft einen Hof zu übernehmen.