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KriseDem Gastgewerbe im Kreis Euskirchen geht es nicht gut – Das sind die Gründe

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Ein Tisch wird in einem Restaurant wird eingedeckt.

Für die Gastronomie im Kreis Euskirchen sind es schwierige Zeiten. Die Gründe sind vielfältig.

Viele Betriebe im Kreis Euskirchen haben ganz geschlossen oder die Öffnungszeiten eingeschränkt. Verbandschef Patrick Rothkopf erklärt, warum.

Als Hotel- und Restaurantbetreiber weiß Patrick Rothkopf natürlich, wie man Gäste behandelt. So stellte der Euskirchener nicht nur seine Räumlichkeiten für die Pressekonferenz der Nordeifel-Tourismus GmbH (NeT) zur Verfügung, sondern lobte als Kreisvorsitzender und NRW-Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) auch deren Wirken, aber aus vollem Herzen, wie er betonte.

Patrick Rothkopf im Außenbereich seines Restaurants.

Weist auf die Probleme der Gastronomie hin: Patrick Rothkopf, Kreisvorsitzender und NRW-Dehoga-Präsident.

„Die Arbeit ist unbezahlbar“, so der Hotelier. Vor der NeT-Gründung vor 15 Jahren hätten die Betriebe im Norden des Kreises lediglich von Geschäftsreisenden gelebt. „Meine Mutter hat immer gesagt: ,Am Wochenende stellen wir Möbel aus'.“

Seit die NeT ihre Arbeit begonnen habe, steige der Freizeittourismus auch im Norden stetig, so Rothkopf. Ein Lob, das NeT-Geschäftsführerin Iris Poth sicher gerne hört. Sie sagte aber auch, dass die Therme in Euskirchen, das Outlet in Bad Münstereifel und die Landesgartenschau in Zülpich zu dieser Entwicklung beigetragen hätten.

Die Nachfrage ist gut, aber die Erträge sind zurückgegangen

„Die Nachfrage ist gut, die Auslastung ist gut“, sagt Rothkopf. „Mir fehlen aber drei Mitarbeitende“, spricht er den Fach- und Arbeitskräftemangel direkt an. Wenn man 14 Beschäftigte brauche, aber nur elf – darunter auch nur eine Vollzeitkraft – habe, sei das nicht trivial. So gehe es fast allen in der Branche. Die Folgen seien vielerorts eingeschränkte Öffnungszeiten oder gar fehlende Einkehrmöglichkeiten für Wanderer und Radler.

So hätten Mitarbeitende während Corona andere Jobs gefunden, erläuterte der Dehoga-Funktionär. Er wisse aber auch von ehemaligen Kräften in der Gastronomie, die aus anderen Gründen nicht mehr zurückkehrten. „Etwa, weil sie nach Corona und Flut psychisch nicht mehr klarkamen. Die können einfach nicht mehr.“

Was ich für ein Schnitzel nehmen kann, das sagt mir am Ende der Gast.
Patrick Rothkopf, NRW-Dehago-Präsident und Hotelier in Euskirchen

Viele Betriebe seien aus Corona und Flut mit finanziellen Belastungen herausgekommen, berichtet der Dehoga-Kreischef. Inflation und hohe Energiepreise schlügen in der Branche voll ins Kontor. „Die Ertragslage ist trotz der guten Auslastung zurückgegangen “, fasst er zusammen.

Denn wenn das Geld allgemein nicht mehr so locker sitze, werde oftmals beim Restaurantessen gespart, bei gleichzeitig steigenden Kosten für die Betriebe, die man nicht einfach auf die Preise draufschlagen könne. „Was ich für ein Schnitzel nehmen kann, das sagt mir am Ende der Gast“, so Rothkopf.

In diese Multi-Krise hinein kam dann noch der Mindestlohn. „Nicht, dass der nicht nötig gewesen wäre“, will Rothopf keineswegs falsch verstanden werden. Aber der Anstieg der Personalkosten müsse halt auch gestemmt werden.

Bürokratie macht den Betrieben im Kreis Euskirchen zu schaffen

Wie auch die aus seiner Sicht sicherlich notwendigen Maßnahmen für mehr Umwelt- und Klimaschutz. „Es ist nicht so, dass wir uns dem als Branche verschließen“, sagt Rothkopf auch in seiner Funktion als Vorsitzender des Ausschusses für Energie, Umwelt und Nachhaltigkeit beim Dehoga: „Aber wir haben in den letzten Jahren andere Sorgen gehabt.“

Dass die EU von den Konzernen und großen Firmen Nachhaltigkeitsberichte fordere, habe unmittelbare Folgen für die Gastronomiebetriebe vor Ort. „Das fängt damit an, dass Konzerne, deren Mitarbeiter nach Euskirchen kommen, darauf achten, wie nachhaltig ein Hotel ist, in dem ihre Mitarbeiter übernachten.“

Auch der Bund lege hohe Nachhaltigkeitskriterien an – was die Betriebe etwa an Bundeswehrstandorten wie dem Kreis Euskirchen zu spüren bekämen. „Wir versperren uns den Themen nicht“, stellt der Euskirchener Hotelier noch mal klar: „Aber stellen Sie sich einen Familienbetrieb oder einen Einzelkämpfer wie mich vor, der von morgens bis abends vom Hausmeister bis zum Manager alle Jobs hat und es mit immer mehr Bürokratie und Forderungen zu tun hat.“