Schleiden-Wolfgarten – Hubertus Weckmann (62) aus Wolfgarten brennt für seine Idee: Seit sieben Jahren tüfteln er und ein Team von 29 Freunden und Kollegen an einem Generator, den man als „die eierlegende Wollmilchsau“ der Heizungstechnik bezeichnen könnte. Ein preisgünstiges Blockheizkraftwerk für das Einfamilienhaus, das Wärme und Strom erzeugt, einen extrem hohen Wirkungsgrad hat und kaum nennenswerte Abgase erzeugt: Das soll der Beitrag des Teams für die Energiewende sein. Es sind in der Hauptsache ältere Semester, die an dem Projekt tüfteln, aber auch junge Leute arbeiten mit.
„nanoBHKW“ nennen Weckmann und seine Mitstreiter ihr Kind, für das er sich in den vergangenen Jahren mit extrem viel Herzblut und Geld eingesetzt hat. 14 Patente habe er dafür eintragen lassen, sagt Weckmann. „Ein klassisches Tüftlerprojekt aus der Garage, realisiert ohne Fremd-Finanzierung“ sei diese Neuentwicklung, die kurz vor der Serienreife stehe. Man stehe nun in Gesprächen mit Investoren, geplant sei als erstes der Aufbau von zehn jeweils unterschiedlich dimensionierten Anlagen, die ein Jahr lang im Testbetrieb laufen sollen. Weckmann verspricht, dass Hausbesitzer mit dem nanoBHKW Gewinne erzielen könnten.
Kernstück kaputt
Stolz präsentiert er in Wolfgarten die Anlage, die in einem Containerhäuschen aufgebaut wurde. Leider ist ausgerechnet vor dem Pressetermin das Kernstück, der Synchron-Generator, kaputt gegangen. Da muss offenbar noch nachgearbeitet werden. Trotzdem ist das für Weckmann eine gute Gelegenheit, die Funktionsweise der Anlage zu erklären.
Zentrales Patent des Kleinkraftwerks ist eine Einschubvorrichtung, auf der ein 160-Kubik-Rasenmäher-Motor von Honda mit einem integrierten Synchron-Generator montiert ist. Damit werden sowohl Strom als auch Wärme produziert. „Ziel war es, eine kleine kompakte Anlage mit einer noch nie dagewesenen Energieeffizienz zu schaffen“, so Weckmann Das sei gelungen, weil Motor und Generator direkt in den Wärmepuffer eingebaut sind, also keine Wärme verloren gehe. Weckmann stolz: „Wir haben einen Wirkungsgrad von weit über 98 Prozent, da kommt keiner dran.“
Selber produzieren möchte Weckmann die Anlagen übrigens nicht. „Ich baue gar nichts mehr. Für die Lizenznehmer stehen wir jedoch bis zur Serienreife bereit, falls gewünscht. Ich moderiere das dann gerne mit dem Team.“ Er habe bereits Zusagen von Lizenznehmern, die erklärt hätten: „Wir unterstützen das.“
Wenn die Erfindung in Serie gehen kann, muss sie sich gegenüber der Konkurrenz behaupten. Wulf Binde vom in Berlin ansässigen Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung gab auf Anfrage eine Einschätzung der Technik der Anlage. Die ist laut Binde durchaus stimmig. Schon sehr ungewöhnlich sei die Lösung, Motor- und Generator in den Pufferspeicher einzubauen.
Dozent in Köln
„Von Berufs wegen habe ich mich immer schon für regenerative und alternative Energien interessiert. Das Kraftwerk bündelt meine Arbeit von 30 bis 35 Jahren“, sagt Weckmann. Der gebürtige Urfter hat in Aachen studiert und ist Gießerei-Ingenieur. Über 15 Jahre hatte er leitende Funktionen in der Automobilindustrie inne, seit 1995 ist er freier Auditor für Zertifizierungen. Bis 2002 war er außerdem Dozent der Rheinischen Fachhochschule Köln.
Die Idee zur Kerntechnik des nano-Kleinkraftwerks sei ihm mit seinem Freund, dem Motorenentwickler Xaver Stemmer, beim Wein gekommen. „Warum nicht den Motor im Zentrum des Pufferspeichers montieren, so dass die Abwärme komplett genutzt wird?“, fragten sie sich. Gekühlt wird das Aggregat mit sechs Litern Öl. Weckmann betont, der Motor arbeite bedarfsabhängig, steigere also seine Drehzahl, wenn mehr Energie gebraucht werde. Den Kunden werde eine „All-in-One“-Lösung angeboten. Und im Gegensatz zu den bisherigen Blockheizkraftwerken sei der Platzbedarf minimal. Die Anlage werde nicht teurer als ein normaler Heizkessel, und es könnten Fördermittel genutzt werden, sagt Weckmann. Es werde sogar eine App entwickelt, um das Minikraftwerk bequem zu steuern.
Der Service für die Anlage könne kostengünstig durchgeführt werden, behauptet Weckmann. Denn da ein preiswerter Rasenmähermotor verwendet werde, könne einmal jährlich die komplette Motor-Generator-Einheit ausgetauscht werden. Das könne auch von einer gering qualifizierten Hilfskraft erledigt werden.
Was vom Konzept her einleuchtet, harrt nun der Realisierung. Man darf gespannt sein, ob die Industrie beim nanoBHKW anbeißt. In diesem Fall würden die Tüftler um Weckmann wohl auch finanziell für ihr Engagement belohnt.
www.nanobhkw.com