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Held rettet Eifeldorf KrekelDie wahre Geschichte hinter dem RTL-Film „Starfighter“

Lesezeit 4 Minuten

Die Unfallbilanz des Starfighters ist wirklich erschreckend: Von den von der Bundeswehr insgesamt angeschafften 916 Starfightern stürzten 292 ab.

Krekel – Am Donnerstagabend lief auf RTL der Film "Starfighter" über die vielen Piloten, die durch Mängel an dem Flugzeugtyp ums Leben kamen. Auch wenn viel vom Gezeigten reine Fiktion ist, so steckt hinter der Geschichte um die Hauptfigur eine wahre Begebenheit. Eim Kampfpilot hat vor mehr als 50 Jahren ein Dorf in der Eifel vielleicht vor einer schlimmen Katastrophe bewahrt. Das Dorf erinnert sich noch immer voller Dankbarkeit an den jungen Mann, den es nie kennengelernt hat, der ihm aber eine Katastrophe, die zum Verlust vieler Menschenleben hätte führen können, erspart hat. Der Starfighter-Pilot Erik-Edgar Bedarf opferte sein Leben, um eine Tragödie zu vermeiden.

Am Mittag des 3. September 1962 startete der 26-jährige Oberleutnant mit seinem Starfighter vom Fliegerhorst Nörvenich zu einem Übungsflug. Doch als er sich mit seiner F-104G mit der Kennung DA-116 über Mechernich befand, gab es plötzlich Probleme mit dem Fahrwerk. „Das Luftfahrzeug überflog, eine schwarze Rauchfahne hinter sich herziehend, die Eifel, verlor über den Ortschaften Kall, Rinnen, Sistig an Höhe und drohte auf den kleinen Eifelort Krekel abzustürzen“, berichtet Dieter Züll. Der frühere Bundeswehr-Fahrlehrer, der auch in Nörvenich stationiert war, ist ehemaliger Kaller und war zum Zeitpunkt des Unglücks Mitglied der freiwilligen Feuerwehr.

Die Maschine geriet in Flammen. Doch Bedarf schaffte es noch so gerade, die F-104 über Krekel in der Luft zu behalten. Wegen dieses Flugmanövers, mit dem er den Ort wohl vor einer Katastrophe gerettet hatte, verlor er zu viel Höhe, um sich selbst mit seinem Schleudersitz retten zu können. Wenige Meter hinter dem Dorf und hinter einer heute noch existierenden Tankstelle an der B?258 stürzte die Maschine in den Wald.

Der Schleudersitz prallte auf den Boden, der Pilot wurde später von Krekeler Bürgern von einem Baum herunter geholt. Der Aufprall war jedoch so heftig, dass der Mann vermutlich sofort tot war. Der Wald stand im Umkreis von 100 Metern in Flammen.

Züll: „Für die Bevölkerung war damals klar: Er hat sein Leben für viele Menschen aus Krekel geopfert. Dies hat die Krekeler Bevölkerung bis heute nicht vergessen.“ An der Absturzstelle erinnert heute noch ein Holzkreuz an das tragische Datum. Und der Bürgerverein sorgt dafür, dass Blumen und ein brennendes Grablicht an den Retter des Ortes erinnern. Dieter Züll musste damals nach dem Absturz mit der Feuerwehr zur Unglücksstelle ausrücken. Er war später in der Kaserne in Nörvenich stationiert und 1973 auch kurzfristig für ein paar Monate zum JaboG 31 abkommandiert. Während dieser Zeit stürzte einer seiner Kameraden in einem Starfighter über Belgien ab. Heute ist Züll Mitglied im Deutschen Luftwaffen-Ring. Gemeinsam mit seinem Sohn Andreas hat er nach der Familie des Piloten geforscht. Unterstützt wurden sie dabei von der Gemeinschaft der Flieger Deutscher Streitkräfte, insbesondere von den Generälen a.D. Peter Vogler und Hermann Hammerstein.

Sohn wurde am Tag vor dem Unglück getauft

Allerdings hatte es bislang trotz umfangreicher Recherchen keine Hinweise darauf gegeben, dass der Pilot verheiratet war. Merkwürdig war nur, dass man sich in Krekel noch heute daran erinnert, dass es nach dem Absturz im Ort geheißen hatte: „Mein Gott, dann wächst der Kleine ja ohne Vater auf!“

Pilot Erik-Edgar Bedarf stammte aus Berlin und wurde in Arizona ausgebildet. 1961 startete er im Jagdbombergeschwader 31 „Boelcke“ in Nörvenich auf einer F-84-F seine fliegerische Laufbahn. Im September 1961 wurde er auf den Starfighter F-104 umgeschult. Dass der Pilot kein Junggeselle gewesen war, stellte sich schließlich heraus, als Züll Kontakt zum Militärarchiv in Freiburg aufnahm. Dort erfuhr er den Geburtsnamen von Ursula Ruth Bedarf, der Witwe des Piloten, und dass sie wohl in Dortmund lebe. Er habe dann gegoogelt und gleich mit dem ersten Telefonanruf einen Volltreffer gelandet, als er ihre Nichte am Apparat hatte. Anlässlich der Recherchen vor dem 50. Jahrestag des Unglücks konnte er 50 Minuten mit der Witwe, die nur neun Monate mit Bedarf verheiratet gewesen war, sprechen. Noch am Tag vor dem Unglück war der heute 50-jährige Sohn der beiden auf den Namen Erik Artur getauft worden.

16 Jahre später heiratete die Witwe erneut. Sie hat Krekel immer wieder einmal besucht und damals auch als Erinnerung an ihren Mann ein Abbruchstück des Starfighters mit nach Hause genommen. Ihrem Sohn hatte sie dies nie erzählt, erst im Zuge der Recherchen für den Gedenktag erfuhr er davon.

Erik Bedarf und seine Mutter Ursula Ruth Förges werden an der Gedenkfeier selbst nicht teilnehmen, weil sie für sich andere Wege des Andenkens bevorzugen. Es gibt allerdings einen sehr freundlichen Brief des Sohnes, den Dieter Züll zum Abschluss der Veranstaltung verlesen wird. Er deutete an, dass beide wohl zeitnah Krekel einen Besuch abstatten werden.