Hauswand herausgebrochenDomenik Tilk aus Schweinheim erinnert sich an die Flut-Nacht
Euskirchen-Schweinheim – Als Domenik Tilk bemerkte, dass das Wasser in der Straße vor seinem Haus den Berg hinauf zu fließen schien, spätestens da war ihm klar, dass es gefährlich werden würde. Zusammen mit weiteren Familienmitgliedern machte sich der junge Mann aus Schweinheim daran, Fenster und Türen im Erdgeschoss des Fachwerkhauses mit Handtüchern abzudichten. Doch es dauerte nicht lange, bis allen klar war, dass dies ein vergebliches Unterfangen war: „Als das Wasser auch von der Gartenseite kam und langsam an den Fenstern hochstieg, haben wir das abgebrochen und sind in den ersten Stock gegangen“, berichtete Tilk im Flut-Talk, den die Redaktion gemeinsam mit Radio Euskirchen durchführte, Moderator Norbert Jeub.
Aus dem Obergeschoss beobachtete die Familie dann den reißenden Bach, der inzwischen mit lautem Getöse durch die Schweinheimer Straße am Haus der Tilks vorbeifloss. „Das war so laut – wir haben versucht, uns durch lautes Rufen mit den Nachbarn auf der anderen Straßenseite, die sich ebenfalls ins Obergeschoss gerettet hatten, zu verständigen, aber das war unmöglich“, erinnert sich Tilk.
Fachwerkwand im Erdgeschoss herausgebrochen
Dann schreckte plötzlich ein lauter Knall die Familie auf, die Nachbarn von gegenüber gestikulierten wild und zeigten auf das Haus von Familie Tilk. „Wir sind dann raus auf den Balkon gegangen und haben geguckt, was los ist“, erzählte Domenik Tilk: „Dann haben wir gesehen, dass bei uns die Fachwerkwand im Erdgeschoss herausgebrochen war.“ Durch das bis auf eine Höhe von rund 1,50 Metern gestiegene Wasser im Inneren des Hauses war der Druck auf die Wand offenbar so groß geworden, dass sie mit einem lauten Krachen herausgedrückt wurde.
Bei allem Schrecken, der diese Beobachtung in der Nacht des Hochwassers sicher bei den Betroffenen im Haus auslöste – heute ist Domenik Tilk davon überzeugt, dass dieser Umstand ihm und seiner Familie vielleicht sogar das Leben gerettet hat: „Wir hatten im Obergeschoss keine Möglichkeit, das Haus über das Dach oder sonst irgendwie zu verlassen. Das Wasser wäre sicher noch weiter im Haus angestiegen, wenn die Wand nicht herausgebrochen wäre“, vermutet der Schweinheimer.
Evakuierung nach Hochwasser-Nacht
Auch, als am Tag nach dem Hochwasser das ganze Ausmaß der Schäden in Schweinheim für alle sichtbar wurde, lief nicht alles, wie Tilk sich das vorstellte: „Wir wollten am Donnerstag gerade mit dem Aufräumen beginnen, als ein Feuerwehrmann auf mich zukam und fragte, was ich denn noch hier mache – das Dorf sei doch evakuiert, weil der Damm der Steinbachtalsperre zu brechen drohte“, erzählte der junge Mann beim Talk im Gemünder Kursaal, zu dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, Kölnische Rundschau und Radio Euskirchen Betroffene, Helfer und Entscheider eingeladen hatten.
Die nächsten fünf Tage verbrachten viele Schweinheimer in Dom-Esch in der Turnhalle. Auch Familie Tilk kam dort unter, bevor sie wieder in den Ort und ihr zerstörtes Fachwerkhaus an der Schweinheimer Straße zurückkehren durfte. Inzwischen, ein Jahr später, ist die Familie mit fast allen Sanierungsarbeiten durch.
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Auch Domenik Tilk kann immer noch nicht fassen, wie groß die Unterstützung und Hilfe von Freunden, Bekannten und auch von vielen zunächst „wildfremden“ Menschen beim Wiederaufbau war. Und etwas hat sich auch bei Familie Tilk geändert. „Als die Flut kam, hatten wir keine Elementarversicherung. Das ist jetzt zum Glück anders“, berichtet der Versicherungskaufmann.