Katja und André Dederichs feiern Weihnachten mit ihren acht Kindern – ein tolles Fest mit einigen Traditionen. Doch einmal ging alles schief.
Social-Media-StarsSo feiert die zehnköpfige Familie Dederichs aus Euskirchen Weihnachten
Alles ist ruhig. Dann klingelt ein Glöckchen, die Wohnzimmertür geht auf, der Weihnachtsbaum erstrahlt in voller Pracht. Und unter ihm: Geschenke. So wie bei Familie Dederichs geht es vermutlich bei vielen Familien im Kreis Euskirchen an Weihnachten zu. Nur sind hier die Dimensionen etwas größer. Beim Plätzchen backen verwendet Mutter Katja die vierfache Menge Teig, fürs Einpacken der Geschenke benötigt sie mindestens zehn unterschiedliche Rollen Geschenkpapier und an Nikolaus stehen zehn verschiedene Schuhe vor der Haustür – die Dederichs sind eine Großfamilie. Neben Mutter Katja und Vater André leben acht Kinder im Alter von sieben bis 20 Jahren in dem Euskirchener Einfamilienhaus.
Bei so vielen Beteiligten kommt es vor allem auf eines an: eine gute Organisation. Die liegt, wie vermutlich in den meisten Familien, bei der Mama. „Zu 90 Prozent ist es schon so, dass ich es mache“, sagt Katja Dederichs. Angefangen beim Eintreiben der Wunschzettel über das Besorgen und Einpacken der Geschenke bis zum Plätzchenbacken, Weihnachtsdeko basteln und Essen vorbereiten: „Ich mache das von Herzen gerne, aber die To-do-Liste ist schon ziemlich lang.“
Katja und Noel Dederichs haben viele Fans auf TikTok, Youtube und Instagram
Und dann ist da noch Social Media. Unter dem Namen Mamiversum veröffentlicht Dederichs regelmäßig Sketch-Videos über und mit ihren Kindern. Auch Weihnachten ist da ein Thema. So bewertet sie die Nikolausstiefel ihrer Familie oder fragt die Kinder nach ihrem größten Weihnachtswunsch. Mehr als eine halbe Million Menschenverfolgen ihre Beiträge auf TikTok, ihren Youtube-Kanal haben mehr als 700.000 Menschen abonniert und auf Instagram hat sie gut 80.000 Follower. Etwa alle zwei Tage veröffentliche sie ein neues Video, berichtet Dederichs.
Hilfe bekommt sie dabei von Sohn Noel. Der 19-Jährige ist schon seit Jahren in den sozialen Netzwerken aktiv und hat 1,4 Millionen Follower auf TikTok, mehr als 500.000 Abonnenten auf Youtube und gut 200.000 folgen ihm auf Instagram. Zusammen mit Mutter Katja betreibt er auch einen Podcast – „Muttersöhnchen“ heißt der. „An Weihnachten produzieren wir natürlich nicht. Wir produzieren vor“, sagt Noel Dederichs. Das sei zwar zusätzliche Arbeit, aber für sie auch ein guter Ausgleich zum Alltag, sagt Katja Dederichs.
Der Weihnachtsbaum ist das Hoheitsgebiet von André Dederichs
Und den kann sie gerade in der Advents- und Weihnachtszeit gut gebrauchen. Wobei sie immer wieder betont, dass sie sich die Arbeit für das Fest wirklich gerne mache. „Ich finde, es gibt nichts Schöneres für Kinder als Traditionen und Rituale“, sagt sie. Entsprechend geht es bei Familie Dederichs an Heiligabend zu.
Los geht es am Vormittag mit dem gemeinsamen Schmücken des Weihnachtsbaumes. „Also Papa mit den Kindern“, spezifiziert Katja Dederichs. Alles rund um den Baum sei das Hoheitsgebiet ihres Mannes André Dederichs, vom Aussuchen bis hin zum Schmücken. „Und das ist ein Zelebrieren“, betont Sohn Noel. Die Kinder dürfen natürlich helfen und mitentscheiden, welche Kugeln an den Baum kommen. „In diesem Jahr wird er rot-weiß“ verrät Katja Dederichs. Und zwar mit echten Kugeln.
„Das sind Glaskugeln – und klar, da geht auch mal eine kaputt“, sagt sie und zuckt die Achseln. Bei acht Kindern wird man vermutlich schmerzfreier, was Scherben angeht. Am Nachmittag geht es dann in die Kirche oder zu einem Krippenspiel. Vorher werden noch ein Glas Milch und ein paar Kekse für den Weihnachtsmann sowie eine Möhre für das Rentier bereitgestellt. Nach der Kirche werde bei Plätzchen und Kakao gemeinsam gesungen, bis das erwähnte Glöckchen klingelt.
Für die Bescherung in Euskirchen gibt es ein paar Regeln
Damit die Bescherung nicht zu sehr ausufert, haben die Dederichs irgendwann eine Regel aufgestellt: Jedes Kind bekommt drei Päckchen. Wobei durchaus in einem Päckchen mehrere Geschenke verpackt sein können, gibt Katja Dederichs zu. Und um nerviges Suchen unter der Tanne zu vermeiden, werden die Geschenke für jedes Kind mit anderem Geschenkpapier eingepackt und unter den Baum gelegt.
„Unter den Baum ist relativ, das liegt mehr um den Baum herum“, merkt Katja Dederichs an und lacht. Denn nicht nur die Kinder werden bedacht. Auch Katja und ihr Mann André Dederichs schenken sich untereinander etwas. Sie packen allerdings erst nach dem Essen aus. Was das angehe, mache sie es sich inzwischen einfach und bereite ein Ofengericht vor, berichtet Katja Dederichs. Dann müsse niemand während der Bescherung in die Küche laufen, um nach dem Essen zu schauen.
Beim Auspacken der Geschenke geht es reihum – die Jüngste darf mit einem Geschenk anfangen. „Wir machen das nacheinander, damit jedes Geschenk seine Wertschätzung erhält“, erklärt Mutter Katja. Zugegeben, für die Kinder ist das auch eine Geduldsprobe. Beim Geschenke auspacken an Weihnachten habe es ihn als früher schon mal genervt, dass er so viele Geschwister habe, berichtet Noel Dederichs. Es habe einfach immer so lange gedauert, bis er wieder mit Auspacken an der Reihe war.
Dabei kann sich der 19-Jährige eigentlich nicht über mangelnde Geschenke in der Weihnachtszeit beklagen: Noel Dederichs hat eine Woche vor Heiligabend Geburtstag. Heute freue er sich, die Weihnachtstage mit seinen Geschwistern zu verbringen. „Das Familienbeisammensein ist das Highlight“, sagt er bestimmt. Das sieht auch Mutter Katja so. Zwar leben die Dederichs das ganze Jahr über unter einem Dach, aber im Alltag sei es viel wuseliger. An Weihnachten herrsche so eine gute Grundstimmung. „Da sind die Gespräche anders, intensiver“, beschreibt es Katja Dederichs.
Trotzdem gehe es bei acht Kindern nicht immer besinnlich zu. „Es gab tatsächlich ein Weihnachten, da habe ich Heiligabend abgebrochen und alle Kinder ins Bett gesteckt“, berichtet sie: „Da war nur noch ein Gezanke und ein Geschrei.“ Da habe sie die Reißleine gezogen. Die viele Arbeit, die vor allem Frauen und Mütter in der Weihnachtszeit leisteten, werde leider oft nicht gesehen: „Ich muss nicht auf Händen getragen werden, aber der Moment verdient Wertschätzung.“
Trotz des einen oder anderen Geschwisterstreits liebt sie ihr trubeliges Weihnachten und will es nicht missen. Sie selbst, so Katja Dederichs, habe nur eine Schwester und die sei elf Jahre älter. „Ich fand das immer ein bisschen langweilig bei uns in der Familie. Da war nicht so viel Leben in der Bude.“ Umso mehr genieße sie nun die Feiertage mit ihrer Großfamilie.