Wie zufrieden sind die Kaufleute im Kreis Euskirchen mit dem Weihnachtsgeschäft? – Stimmen aus Euskirchen, Bad Münstereifel und Kommern.
Weihnachtsgeschäft 2024Einzelhändler im Kreis Euskirchen hoffen auf ein starkes Finale
Die Wochen vor dem Fest gehören zu den umsatzstärksten des Jahres: Der Anteil des Weihnachtsgeschäfts am Jahresumsatz des gesamten Einzelhandels machte im vergangenen Jahr etwa 18,5 Prozent aus. In einigen Branchen, zum Beispiel bei Büchern oder Spielwaren, liegt der Anteil sogar noch darüber, wie die Online-Plattform „Statista“ errechnet hat.
Für das Jahr 2024 prognostiziert der Handelsverband Deutschland (HDE) Umsätze in Höhe von insgesamt 121,4 Milliarden Euro in den Monaten November und Dezember. Damit wären die Umsätze etwa 1,3 Prozent höher als im Vorjahr. Und auch im hiesigen Einzelhandel lässt das Weihnachtsgeschäft in diesen Tagen die Kassen ordentlich klingeln.
Abschluss der Bauarbeiten in der Fußgängerzone wirken sich positiv aus
„Euskirchen ist auf dem richtigen Weg“, sagt etwa Christian Lange, Inhaber des gleichnamigen Schuhhauses und Vorsitzender des Stadtmarketing-Vereins Zeus: „Im Vergleich zum Vorjahr ist in vielen Branchen eine Umsatzsteigerung zu verzeichnen.“
Bezogen auf die Betriebe in der Euskirchener Innenstadt sei für diesen positiven Trend auch der Abschluss der Bauarbeiten in der Fußgängerzone verantwortlich. Die Baustelle habe im Vorjahr sicher noch einige Gäste von einem Einkaufsbummel in der Kreisstadt abgehalten, ist Lange sicher.
Verhaltener Start ins Weihnachtsgeschäft
Trotzdem: Der Start des Weihnachtsgeschäfts verlief trotz fertiggestellter Fußgängerzone auch in Euskirchen eher schleppend, was durch eine Umfrage des Einzelhandelsverbands bestätigt wird: 71 Prozent der Befragten in Bonn, Rhein-Sieg und Euskirchen vermelden demnach einen geringeren Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, 14 Prozent eine Steigerung und 15 Prozent einen konstanten Umsatz.
Knapp die Hälfte der Befragten war mit dem bisherigen Weihnachtsgeschäft nicht zufrieden, 29 Prozent beschreiben es als mittelmäßig und nur 20 Prozent sind mit den Umsätzen zufrieden. Die Stimmung im Einzelhandel insgesamt ist ebenfalls schlecht: Rund 60 Prozent der Befragten erwarten ein schlechteres Weihnachtsgeschäft als in den Vorjahren, während nur zehn Prozent mit besseren Umsätzen rechnen.
„Die vierte Adventswoche ist für den Einzelhandel die stärkste Umsatzzeit des Jahres. Nicht unbegründet setzt der Handel daher die ganze Kraft und Hoffnung in diese Woche, so dass der Endspurt besonders stark wird und dadurch eine starke Umsatzkorrektur nach oben stattfinden wird“, gibt sich Jannis Vassiliou, Vorsitzender des Einzelhandelsverbands Bonn Rhein-Sieg Euskirchen, optimistisch.
Euskirchener Innenstadt am dritten Adventssamstag gut gefüllt
Dem stimmt auch Vorstandskollege Christian Lange zu: „Wir können am vierten Adventssamstag und vor allem am Montag noch viel aufholen.“ Und grundsätzlich gelte: „Wir müssen uns in Euskirchen nicht schlechter machen, als wir sind – auch wenn man über die Qualität mancher Läden sicherlich streiten kann“, so Lange. Inzwischen könne sich das Angebot in der Innenstadt nach den Rückschlägen durch Corona und Flutkatastrophe durchaus wieder sehen lassen.
Der Kaufmann, der auch stellvertretender Vorsitzender im Einzelhandelsverbands Bonn Rhein-Sieg Euskirchen ist, kann die gestiegene Attraktivität der Einkaufsstadt Euskirchen auch mit Zahlen belegen: In der Neustraße ist ein Frequenzmesser installiert, der dort den „Fußgängerbetrieb“ misst.
Am bislang besten Einkaufstag vor Weihnachten, dem vergangenen Samstag, wurden dort rund 17.000 Frequenzpunkte gemessen, so Lange: „Man kann diese Zahl zwar nicht 1:1 in Personen umrechnen, weil die Leute ja zum Teil mehrfach die Messstelle passieren“, erklärt Lange. „Wenn man aber bedenkt, dass am gleichen Tag der Wert in der Sternstraße in der 338.000-Einwohner-Stadt Bonn nur etwa doppelt so hoch lag wie in Euskirchen mit seinen 60.000 Einwohnern, ist das schon ein gutes Ergebnis.“
City-Outlet Bad Münstereifel profitiert auch im Advent vom „Gesamtpaket“
Es brauche allerdings Frequenzbringer, um die Kundschaft in die Innenstadt zu locken. Am dritten Adventswochenende waren das der „Winterzauber“ auf dem Alten Markt und der verkaufsoffene Sonntag. „Ohne solche Events ist es schwer – und wenn dann auch noch das Wetter kalt und ungemütlich ist, bleiben die Leute lieber Zuhause“, sagt Lange. Das habe man zum Beispiel am „usseligen“ Donnerstag in dieser Woche sehr gut beobachten können.
Anders sieht es in Bad Münstereifel aus, wo es mit dem durchgehenden Weihnachtsmarkt schon seit dem 22. November (und noch weiter bis zum 30. Dezember) einen permanenten und attraktiven Frequenzbringer in malerischer Altstadt-Kulisse gibt. „Wir sind mit dem Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr sehr zufrieden“, sagt City-Outlet-Geschäftsführerin Julia Brucherseifer: „Das trifft sowohl für uns als Outletbetreiber als auch für die einzelnen Stores zu.“
Eine Frequenzmessung wie in der Euskirchener Neustraße gebe es zwar in Bad Münstereifel aktuell wegen der Flut nicht. „Aber die einzelnen Stores messen ihre Kundenzahlen und können auch anhand der Umsatzzahlen von einem guten Geschäft sprechen“, so Brucherseifer: „Wir profitieren in Bad Münstereifel von dem hohen Erlebnis-Potenzial, das die Stadt bietet.“ Die Menschen verbinden einen Besuch im Outlet oft mit weiteren Aktivitäten wie einer Wanderung, einer Fahrradtour im Sommer oder eben dem Besuch des Weihnachtsmarktes, sagt die Geschäftsführerin. „Mit entsprechend guter Stimmung betreten die Kunden dann auch die Stores.“
Zum Telefonieren hat Marianne Urfey in Kommern keine Zeit
Hochbetrieb herrschte am Freitag auch im Geschäft des Kommerner Elektronik-Händlers Euronics XXL Urfey. „Ich habe eigentlich gar keine Zeit zum Telefonieren“, sagt Prokuristin Marianne Urfey beim Anruf des Reporters: „Im Laden stehen Kunden und wollen beraten werden.“ In aller Schnelle verrät Urfey dann aber doch, wie zufrieden sie mit dem diesjährigen Weihnachtsgeschäft ist: „Sehr!“
Es gebe eine hohe Konsumbereitschaft, und im Gegensatz zu anderen Branchen habe es bei Unterhaltungselektronik oder Elektrogeräten auch keine hohen Preissteigerungen gegeben. „Mit viel Service und guter, fachlich fundierter Beratung können wir uns sehr gut gegen die Online-Konkurrenz behaupten“, so Urfey.