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Historischer RomanEuskirchener Archivarin hat ihr drittes Buch geschrieben

Lesezeit 4 Minuten
Judith Hages hält ihr Buch in den Handen.

Judith Hages, Mitarbeiterin des Euskirchenerin Stadtarchivs, hat ihren dritten Roman geschrieben.

Judith Hages arbeitet im Euskirchener Stadtarchiv. Mit „Zeit des Gewissens“ hat sie ihren dritten Roman vorgelegt.

„Schreiben ist für mich wie Essen und Trinken – ein alltägliches, völlig natürliches Bedürfnis“, sagt Judith Hages. Die 41-jährige Nörvenicherin, die seit vier Jahren im Euskirchener Stadtarchiv arbeitet, veröffentlicht an diesem Montag, 27. Januar, ihr drittes Buch. Das Datum für die Veröffentlichung hat sich die Archivarin bewusst ausgesucht.

Der 27. Januar ist der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus und bezieht sich auf den 27. Januar 1945, den Tag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau und der beiden anderen Konzentrationslager in Auschwitz durch die Rote Armee im letzten Jahr des Zweiten Weltkriegs.

Die Geschichte spielt 1943 in Berlin

Und da der historische Roman „Zeit des Gewissens“ von Hages im Berlin von 1943 spielt, habe sie sich bewusst für den 27. Januar entschieden. „Emmas Lage scheint hoffnungslos: Ihr Ehemann, ein hochrangiger SS-Offizier, lässt keine Gelegenheit aus, seine Macht und Kontrolle über sie zu demonstrieren“, erzählt die Autorin über die Protagonistin ihres Werks.

Die muss sich aber nicht nur mit ihrem Mann herumschlagen, sondern auch tatenlos mitansehen, wie unschuldige Menschen verfolgt und verhaftet werden. Auch ihr elfjähriger Sohn begeistert sich für die väterliche Ideologie und entgleitet ihr immer mehr. Die unerwartete Begegnung mit Johann, einem charismatischen Arbeitskollegen ihres Mannes, verändert alles.

Leser müssen auf die Fortsetzung warten

Als Johann nach einer Verhaftungswelle plötzlich verschwindet, eskaliert der Streit zwischen Emma und ihrem Mann. „Sie muss fliehen und ihren Sohn zurücklassen. Emma schließt sich einer Widerstandsgruppe an. Zerrissen zwischen dem Kampf gegen das nationalsozialistische Regime und ihrem Sohn muss sie letztendlich eine schwerwiegende Entscheidung treffen“, erzählt die 41-Jährige.

Wie das Buch ausgeht – das will Hages nicht verraten. Und es wird auch nicht verraten, wenn man den Roman selbst bis Seite 283 gelesen hat. Dort steht dann nämlich: „Fortsetzung folgt ...“. Eigentlich sei alles erzählt und doch sei noch vieles offen. Es werde also definitiv eine Fortsetzung geben, versichert die Autorin. Drei Jahre hat die 41-Jährige nach eigenen Angaben an dem Buch gearbeitet – inklusive intensiver Recherche und zahlreicher Abende vor dem Computer.

Beim Schreiben sehe ich dann die Figuren vor mir: Sie werden lebendig und reagieren, je nach Charakter, auf verschiedene Situationen.
Judith Hages

„Um damalige Zeiten lebendig werden zu lassen, stimme ich mich normalerweise vorher aufs Schreiben ein, indem ich mir Dokumentationen zu den Themen ansehe und Musik aus der Zeit höre“, sagt die Autorin: „Beim Schreiben sehe ich dann die Figuren vor mir: Sie werden lebendig und reagieren, je nach Charakter, auf verschiedene Situationen.“ „Zeit des Gewissens“ ist nicht der erste historische Roman von Judith Hages. Auch in ihrem ersten Werk geht es auf Zeitreise. Der Roman „Zeitenschmiede“ handelt von einer Handwerkerfamilie, die in Düren von 1889 bis in die Nachkriegszeit eine Schmiede betrieben hat.

Es geht darin um Krieg und um Flucht, aber auch um die Liebe und den Zusammenhalt innerhalb der Familie in schwierigen Zeiten. Der Leser begleitet die Familienmitglieder nicht nur durch die verschiedenen Epochen, sondern auch an verschiedene Orte. So verschlägt es sie von Ostpreußen nach Düren und weiter in die Eifel. Und dann gibt es da noch ein zweites Ich der Schriftstellerin. Das hört auf den Namen Stella Nickel.

Freunde durften den Roman bereits lesen

Unter diesem Pseudonym hat Hages „Provinz-Anomalien“ geschrieben. Dabei handelt es sich aber nicht um eine Familiensaga. Der Name Stella Nickel stammt aus einer Zeit, als die 41-Jährige eine neue Handynummer erhielt. Das ist mittlerweile einige Jahre her, doch immer noch erhalte sie Anrufe, bei denen nach einer Stella Nickel gefragt werde, berichtet Hages.

Ein paar wenige Freunde, sagt Judith Hages, haben das Buch „Zeit des Gewissens“ bereits gelesen. Das Feedback sei positiv gewesen. Aber es habe auch Kritik gegeben. „Jemand war sogar ziemlich sauer, dass es eine Fortsetzung geben wird“, berichtet Hages augenzwinkernd. Die Empörung sei letztlich aber nur aufgesetzt gewesen, weil derjenige am liebsten sofort weitergelesen hätte.

Doch man muss sich wohl ein wenig in Geduld üben. Aber die Schriftstellerin macht auch ein wenig Hoffnung. „Wieder drei Jahre bis zum nächsten Buch sollen nicht vergehen“, sagt sie. Aber, so Hages, sie werde sich auch nicht am 28. Januar hinsetzen und direkt weiterschreiben. Schließlich stehe noch ein aufwendiger Umzug mit dem Stadtarchiv Euskirchen ins neue Rathaus an.

Lesungen soll es auch einige geben. Und dann wäre da noch ein Herzensprojekt, wie Hages berichtet: „Ich würde gerne mit dem Buch in den Schulunterricht und mich mit Schülern über das Thema auseinandersetzen. Wir dürfen die Zeit nämlich niemals vergessen und müssen uns immer daran erinnern. Nicht nur am 27. Januar.“