Zülpichs Stürmer Dominik Spies steht momentan auf Platz drei der Torjägerliste. Dabei hat er auf einer ganz anderen Position angefangen.
Interview mit Dominik SpiesZülpichs Stürmer: „David Sasses Fußstapfen sind mir zu groß“
Zülpichs Trainer David Sasse bescheinigt Dominik Spies eine starke Entwicklung. Völlig zu Recht, denn der Torjäger trifft für den TuS seit Monaten fast nach Belieben. Dabei war der 27-Jährige zunächst weit davon entfernt, ein echter Knipser zu sein.
14 Tore nach 13 Spieltagen: Sind Sie dabei, in die Fußstapfen Ihres Trainers zu treten?
Dominik Spies: Eine Saison, wie sie David mit seinen 53 Toren gelungen ist, war absolut außergewöhnlich. Seine Fußstapfen sind eindeutig zu groß und ich möchte mich auch gar nicht mit ihm vergleichen, weil er ein ganz anderer Spielertyp war als ich. Ich bin froh, dass ich von seiner Erfahrung und seinem Wissen als Stürmer profitieren kann.
Welche Tipps gibt er Ihnen?
Zum Beispiel, dass ich auf meinen Instinkt vertrauen soll, den man ja eigentlich nicht lernen kann. Dann geht es um Sachen wie Laufwege, mein Kopfball- und mein Positionsspiel.
Nur Taner Yalcin und Nuri Yasar stehen in der Torjägerliste vor Spies
In der Torjägerliste vor Ihnen stehen momentan mit Elsdorfs Taner Yalcin und Nuri Yasar aus Bessenich nur zwei Akteure. Das sind sicherlich nicht die schlechtesten Referenzen, oder?
Ja, das stimmt. Ich bin momentan ganz zufrieden.
38 Treffer in der Meisterschaft seit Ihrem Wechsel nach Zülpich zur Spielzeit 2022/23 sprechen für sich. Was sind die Gründe für Ihre bestechende Form?
Meine Mitspieler machen es mir relativ einfach, indem sie mich super in Szene setzen. Deshalb ist meine Arbeit im Endeffekt auch gar nicht mehr nicht so schwierig.
Mit Luca Ohrem ergänzt sich Dominik Spies sehr gut
Welchen Anteil hat Kollege Luca Ohrem an Ihrem Erfolg?
Ich kann mir keinen besseren Sturmpartner wünschen. Er ist sich nicht zu schade, viele lange Wege zu gehen, um dann auch noch uneigennützig die Mitspieler zu bedienen. Wir zwei ergänzen uns wirklich sehr gut.
Dabei sind Sie gar nicht immer Angreifer gewesen. Wer ist auf die Idee gekommen, Sie im Sturm spielen zu lassen?
Ich habe beim SV Nierfeld als Rechtsverteidiger angefangen und bin später in die Innenverteidigung gewechselt. Im letzten Landesligajahr spielte ich dann erstmals weiter vorne und unter Dominik Peiffer wurde ich schließlich dauerhaft als Stürmer eingesetzt.
Burak Hendem und Michael Jansen waren in Nierfeld starke Konkurrenten
Peiffers Vorgänger Achim Züll hat Ihre Torjägerqualitäten also nicht erkannt?
Das will ich so nicht sagen. Aber damals war hinten Not am Mann und ich habe meine Aufgabe in der Abwehr auch ganz ordentlich erledigt, denke ich. Außerdem hatte ich mit Burak Hendem und Michael Jansen starke Konkurrenten, sodass es gar nicht erforderlich war, im Angriff etwas zu ändern. Die Mannschaft in Nierfeld war damals ziemlich gut besetzt.
Als Sie Ihren Platz im Sturm endlich gefunden hatten, kam eine schwere Verletzung dazwischen. In der Saison 20/21 konnten Sie kein einziges Spiel bestreiten.
Ich bin mit einer Schambeinentzündung und der anschließenden Operation knapp anderthalb Jahre ausgefallen. Das war eine sehr schwierige Zeit, in der ich versucht habe, die Mannschaft als Co-Trainer wenigstens ein bisschen zu unterstützen. Insgesamt war die Verletzung extrem ärgerlich, weil ich daran eine gewisse Mitschuld hatte.
Dominik Spies hat gelernt, auf seinen Körper zu hören
Inwiefern?
Es fing mit einer Adduktorenzerrung an, die ich allerdings ignoriert beziehungsweise auf die leichte Schulter genommen habe. Da ich trotz der Schmerzen, die ich hatte, geglaubt habe, weiterspielen zu können, ist die ganze Sache nur noch schlimmer geworden. Da bin ich einfach zu blauäugig gewesen.
Welchen Einfluss auf Ihre weitere Entwicklung hat die Geschichte genommen?
Ich habe gelernt, dass ich auf meinen Körper hören und bei allem Ehrgeiz akzeptieren muss, wenn er eine Pause braucht. Ich denke aber, dass mich die lange Auszeit insgesamt stärker gemacht hat.
In der Laufarbeit muss sich Dominik Spies noch verbessern
Mit 27 haben Sie die besten Jahre als Fußballer noch vor sich. Was dürfen die Zülpicher noch von Ihnen erwarten und in welchem Bereich können Sie sich verbessern?
Der Trainer würde ganz sicher sagen: in der Laufarbeit. Aber es stimmt schon, hin und wieder mache ich den einen oder anderen Meter zu wenig. Ansonsten hoffe ich, dass ich meine aktuelle Form halten und weiter Tore machen werde, damit wir die angestrebten Ziele mit der Mannschaft erreichen.
Was ist mit dem TuS in diesem Jahr möglich?
In den ersten Spielen hat man gesehen, was die Jungs können. Das 7:2 gegen Horrem war ein deutliches Ausrufezeichen. Auf der anderen Seite haben Auftritte wie gegen Ahrem oder Bergheim gezeigt, dass 85 oder 90 Prozent nicht ausreichen. Wir spielen alle leistungsorientiert und würden sicherlich nicht nein sagen, wenn am Saisonende die Tür zur Landesliga offen stünde.
Ist Sasses Rekord in der laufenden Spielzeit durch Taner Yalcin in ernsthafter Gefahr?
Ich weiß es nicht. Taner Yalcin hat in der Klasse einen großen Namen und nicht umsonst mal Bundesliga gespielt. Außerdem schwimmt er zurzeit auf einer Erfolgswelle. Trotzdem hoffe ich, dass Davids Rekord bestehen bleibt.
Ihr Trainer lobt Ihre Vielseitigkeit und bringt Sie auch schon mal auf der Zehn. Wo spielen Sie denn nun eigentlich am liebsten?
Als klassische Neun, also als Mittelstürmer, fühle ich mich am wohlsten, da ich einfach unheimlich gerne Tore schieße. Und von dieser Position aus ist der Weg zum Abschluss am kürzesten.