Das FVM-Pokal-Spiel zwischen dem TuS Zülpich und Viktoria Köln bot mehr als normalerweise in eine Fußballpartie passt und war ein Spektakel.
Kommentar zum Pokal in ZülpichEin Fußballspiel als Therapie gegen ein Trauma
Es gibt nichts Schlimmeres als ein Fußballspiel in der Kälte, in dem nichts passiert. Mein persönliches Trauma datiert auf den 7. Dezember 1990. An einem Freitagabend spielt der 1. FC Köln im Müngersdorfer Stadion gegen den Karlsruher SC – beide Vereine waren und sind mir relativ egal. Die Partie endet 0:0 – bei gefühlt null Grad. „Höhepunkte“ waren eine Gelbe Karte gegen Falko Götz und die einzige Auswechslung: Andreas Gielchen kam für Mucki Banach. Nur 9000 Zuschauer wollten das Spiel sehen, darunter die Jugendmannschaft, in der ich eher weniger erfolgreich kickte, deren Weihnachtsausflug das war.
Ob Olaf Janßen damals beim FC auf der Bank saß, kann man heute nur noch schwer überprüfen – trotz zahlreicher Statistikseiten im Internet. Aber 1990 war eben noch vor dem Internet. Was ich aber mit Bestimmtheit sagen kann: Fast auf den Tag genau 34 Jahre später stand er als Trainer von Viktoria Köln an der Seitenlinie in der Zülpicher Kälte. Und das bei einem Fußballspiel, das wie eine Therapie gegen das Trauma von Müngersdorf wirkte.
Denn das Mittelrheinpokal-Spiel hatte mehr zu bieten, als in ein normales Fußballspiel passt: die frühe Führung durch den Außenseiter; der Flutlichtausfall durch ein übereifriges Kind; der Favorit, der den Klassenunterschied ausnutzt; der David, der sich dann noch einmal gegen den Goliath aufbäumt und ihm phasenweise mindestens ebenbürtig ist; eine zweifelhafte Aberkennung eines Tores; einen unzweifelhaften Platzverweis; einen absichtlich herbeigeführten Wechselfehler – und am Ende eine Niederlage der Amateure gegen die Profis.
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Zülpich verliert das Spiel, ist aber der moralische Sieger des Abends
Die wichtigste Erkenntnis des Abends: Der TuS Zülpich als Landesligist hat sich gegen den Drittligisten Viktoria Köln vor rund 1300 Zuschauern sehr gut verkauft und besonders in der zweiten Halbzeit eine Leidenschaft an den Tag gelegt, die alle mitriss. Zwar verlor die Elf von David Sasse dieses Spiel. Sie darf sich trotzdem als moralischer Sieger feiern lassen. Außerdem hat sie gezeigt, was in ihr steckt.
Und wer weiß: Wenn ein paar der jungen Spieler noch reifen, wenn die ohnehin schon hohe Qualität der Mannschaft noch an ein paar Stellschrauben verbessert wird, wenn die Chancen konsequent genutzt werden – dann darf der Verein auch davon träumen, öfter vor großer Kulisse zu spielen. Abheben wird man beim TuS mit Sicherheit nicht, denn die meisten wissen noch, wie es ist, wenn man selbst ein Trauma zu überwinden hat: Noch vor 16 Jahren spielte der Klub nach sportlichem Absturz in der Kreisliga C.