Nach dem Skandalspiel zwischen Erftstadt-Lechenich und der JSG Erft hat sich der Vereinsboss entschuldigt und will das Gespräch suchen.
Nach SpielabbruchErftstadts Boss kündigt Konsequenzen an – Schiedsrichter-Chef reagiert
„Leider haben wir die Situation im Vorfeld und während des Spiels deutlich unterschätzt“, sagt Wolfgang Vesen, Vorsitzender des SC Germania Erftstadt-Lechenich. Er bezieht sich auf die Vorfälle im Rahmen des Kreispokalendspiels der A-Junioren des SC gegen die JSG Erft 01 Euskirchen.
Das Finale war am 26. Oktober beim Stand von 3:1 für die JSG Erft in der 119. Minute von Schiedsrichter Tim Kreuser abgebrochen worden. Vorausgegangen waren massive Beleidigungen aus dem Fanlager der gastgebenden Erftstädter.
Erftstadt-Lechenich will Sicherheitskonzept erstellen
Zudem zündelten Fans des SC vor und während des Spiels immer wieder Bengalos. „Wir stehen in der Pflicht, dies frühzeitig zu erkennen und Lösungen zu schaffen. Als Konsequenz aus den Vorfällen werden wir zeitnah ein Sicherheitskonzept, in Absprachen mit Stadt, Kreis und Verband, erstellen, um solche Vorfälle in Zukunft gänzlich zu unterbinden“, so Vesen.
Zusätzlich werde die Position eines Schiedsrichterbetreuers geschaffen, um als Ansprechpartner für Schiedsrichter bei Fragen oder Entscheidungen zu unterstützen. Doris Mager, Vorsitzende des Fußballkreises, sagt im Gespräch mit dieser Zeitung, dass die Stellungnahme und die Entschuldigungen ein erster Schritt seien. „Den Worten müssen aber auch Taten folgen“, so Mager: „Wie das Sicherheitskonzept aussehen soll, warte ich einfach mal das Gespräch und die konkreten Vorstellungen ab.“
Vesen nutzt die Stellungnahme auch, um sich in „aller Form bei der Gastmannschaft, den Zuschauern von JSG Erft 01 und dem Schiedsrichtergespann für das Auftreten der Zuschauer entschuldigen“.
Christopher Kockerols, Trainer der A-Junioren der JSG Erft, erfuhr von der Entschuldigung von dieser Zeitung. „Natürlich nehmen wir die Entschuldigung an. Es ändert aber nichts an der Tatsache, dass den Jungs ein einmaliges Erlebnis genommen worden ist: Nach einem Spiel, den Pokal in die Höhe zu strecken.“
Erftstadts Vorsitzender beleidigte Schiedsrichterin Lisa Reinecke
Der Vorsitzende des SC Germania Erftstadt-Lechenich betont, dass der Verein sich von Gewalt und Beleidigungen in jeglicher Form distanziere. „Der Spielabbruch ist aus unserer Sicht vollkommen in Ordnung und gerechtfertigt“, so Vesen, der ankündigt sich bei Schiedsrichter Tobias Kreuser und auch Schiedsrichterin Lisa Reinecke zu entschuldigen. Vesen hatte nach dem Skandalspiel gesagt, dass sich der Fußballkreis keinen Gefallen getan habe, ein „Kindergarten-Schiedsrichtergespann zu einem Finale mit knapp 400 Zuschauern zu schicken“.
Der Kreis habe anscheinend keine Erfahrung mit solchen Ereignissen, weil er ein „Kreisklassen-Fußballkreis sei“. Schiedsrichterin Lisa Reinecke hatte im August das Pokalfinale der Herren zwischen dem SC und dem TuS Zülpich gepfiffen. Reinecke sei mit dem Tempo der Partie überfordert gewesen, sagte Vesen im Gespräch: „Das ist in etwa so, als wenn man Kettcar gefahren ist und dann Ferrari fahren muss.“
Uwe Stark, Chef der Schiedsrichter im Fußballkreis Euskirchen, findet zunächst lobende Worte für das jetzige Vorgehen des SC Germania Erftstadt-Lechenich. „Dass sich der Verein für das Verhalten entschuldigt, finde ich total klasse“, sagt er.
Germania-Boss will sich bei Schiedsrichter entschuldigen
Dass Vesen sich – wie angekündigt – beispielsweise bei Schiedsrichter Tim Kreuser entschuldigen wird, ist laut Stark bisher noch nicht erfolgt. Weder schriftlich noch in einem persönlichen Gespräch. Aus Sicht des Schiri-Chefs reiche es, wenn Vesen den Unparteiischen Kreuser anruft. Dessen Assistenten zu kontaktieren, sei nicht unbedingt nötig.
„Aus meiner Warte muss er sich aber bei Lisa Reinecke entschuldigen, die eine absolute Spitzenschiedsrichterin ist“, sagt Stark. Sie habe den Test, der nötig ist, um in der Männer-Bezirksliga zu pfeifen, mit Bravour bestanden. „Sie ist kein Kettcar“, so Stark. Er ergänzt: „Die Angebote, die wir für die Verbesserung vor Ort und das Wohlfühlgefühl der Schiedsrichter und Gastmannschaften erhalten haben, sind sehr begrüßenswert. Das könnte über die Fußballkreisgrenzen hinaus Schule machen.“
Auch wenn der SC nun einen Schritt auf den Fußballkreis und die Schiedsrichter zugegangen sei, heiße das nicht, dass wieder alles eitel Sonnenschein sei. „Dass wir deshalb die Maßnahme, vorerst keine Schiedsrichter aus dem Kreis Euskirchen mehr zu Spielen in Erftstadt-Lechenich zu entsenden, zurücknehmen, kann ich mir gerade nicht vorstellen“, so Stark. Darüber werde beim nächsten Schiedsrichterausschuss Ende des Monats sicherlich diskutiert werden.