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Kommentar zum SpielabbruchEmotionen sind keine Entschuldigung, sondern zeugen von Unreife

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Lesezeit 3 Minuten
Eine Schiedsrichterin steht mit roter und gelber Karte auf einem Rasen und hält in der anderen Hand eine Trillerpfeife.

Die Schiedsrichter sind an allem schuld. Das ist oft die einfachste Erklärung bei Fehlverhalten.

Das Kreispokalendspiel der A-Junioren zwischen der JSG Erft und Erftstadt wurde nach heftigen Beleidigungen in der 119. Minute abgebrochen.

Schuld sind immer die anderen. Der Fußballkreis. Die Schiedsrichter sowieso, denn die sind alles schuld. Der Rasen (zu lang, zu trocken, zu kurz, zu nass, zu künstlich, nicht vorhanden). Oder ein plötzlich aufkommender Westwind, der plötzlich zum Blizzard wurde. Oder die Mondphase. Ja, ganz besonders die.

Und dann kommt bei jeder Rechtfertigung eines Fußballspiels, das aus dem Ruder gelaufen ist, die Standardfloskel: Man müsse das doch verstehen, schließlich sei Fußball ein emotionaler Sport. Na dann – raus mit der übelsten Beleidigung, sind doch nur Emotionen.

Emotionen gehören dazu, benehmen sollten sich Zuschauer trotzdem

Das ist natürlich genauso wenig eine Entschuldigung für irgendwelche Vergehen, wie die oft gehörte Aussage, dass ein Stadion (oder ein Fußballplatz) für Zuschauer ein rechtsfreier Raum ist. So konnte man sich daneben benehmen und war ja vermeintlich raus aus der Nummer.

Ja, Emotionen gehören zum Fußball dazu. Aber sie dürfen nicht so überkochen, dass sie zu einem Spielabbruch führen. Nur weil man auf dem Fußballplatz steht oder ein Spiel besucht, heißt das nicht, dass man am Eingangstor sämtliche Benimmregeln zurücklassen darf.

Beleidigungen dürfen zum Fußball nicht dazugehören

Doch offenbar ist das im Kreispokalendspiel von A-Jugendlichen, also jungen Männern an der Schwelle zum Erwachsensein, passiert. Zuschauer, die schon nach 15 Minuten gegnerische Spieler aufs Übelste beleidigen, sollten einmal ganz tief in sich gehen und sich in die Haut eines Spielers versetzen, der beleidigt wird. Und falls jetzt jemand mit einer weiteren Standardfloskel kommt: Nein, das gehört nicht zum Fußball dazu.

Thomas Schmitz

Thomas Schmitz

Lokalsportkoordinator in der Redaktion Euskirchen. Außerdem kümmert er sich um die Stadt Bad Münstereifel. Er war von Herbst 2004 bis Mitte 2014 bereits in der Euskirchener Redaktion als Digitaljourna...

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Genauso wenig die Provokation eben jener Zuschauer durch die Spieler, die auf der Siegerstraße sind. Das ist genauso unreif und wurde von JSG-Erft-Trainer Christopher Kockerols zu Recht angemahnt und – freundlich – als „suboptimal“ bezeichnet. Unschuldig sind seine Spieler, die den Kreispokalsieg eigentlich errungen hätten, nicht. Derzeit gibt es keinen Gewinner, nur Verlierer.

Wolfgang Vesen sucht die Schuld beim Fußballkreis Euskirchen

Noch schlimmer ist dann nur die Reaktion von Erftstadt-Lechenichs Vereinschef Wolfgang Vesen, der, anstatt zu sagen: „Wir distanzieren uns von diesen Zuschauern, die sich daneben benommen haben“, die Schuld beim Fußballkreis sucht. Der habe für dieses Finale ein „Kindergarten-Schiedsrichtergespann“ engagiert.

Schiedsrichter Tim Kreuser ist mit seinen 21 Jahren immerhin älter als die Spieler auf dem Platz, pfeift seit sieben Jahren und hat schon Erfahrung bei Endspielen, entweder auf dem Platz oder an der Seitenlinie. Und dass er das Spiel, auch wenn nur noch eine Minute zu spielen ist, abpfeift, ist konsequent. Man muss sich als Schiedsrichter nicht alles gefallen lassen – zumal er einen Spielabbruch ja in der Halbzeit schon angedroht hatte.

Erftstadts Vorstandschef ist vor allen Dingen eins: ein schlechter Verlierer

Dass er dann aber auch noch Schiedsrichterin Lisa Reinecke, die das Herren-Pokalfinale der Männer vor zweieinhalb Monaten (nach unserer Beobachtung souverän) geleitet hat, mit einem abstrusen Vergleich (Kettcar/Ferrari) beleidigt, ist ein Zeichen von maßloser Selbstüberschätzung und zeigt eher, dass Vesen ein schlechter Verlierer ist. Schließlich hatte Erftstadt-Lechenich das Spiel gegen Zülpich verloren. Reinecke, im gleichen Alter wie Kreuser, pfeift in der Saison auch Bezirksliga-Spiele der Männer.

Derzeit ist der SC Erftstadt-Lechenich als einziger Landesligist das sportliche Aushängeschild des Fußballkreises Euskirchen. Regional gehört der Klub nicht zum Kreis Euskirchen, sondern ist im Rhein-Erft-Kreis beheimatet. Vielleicht ist es an der Zeit, dass es den Klub auch fußballerisch dorthin verschlägt. Er scheint sich ja ohnehin nicht mehr im Fußballkreis wohlzufühlen.