Ab Sonntag rollt in der Bezirksliga wieder der Ball. So lief für Zülpich, Wißkirchen, Nierfeld, die JSG Erft und Bessenich die Winterpause.
Fußball-BezirksligaDer TuS Zülpich schaut nach oben, der Rest blickt in den Keller
Wenn am Wochenende in der Bezirksliga die Rückrunde beginnt, ist dieser Begriff streng genommen eine Mogelpackung. Weil die beiden ersten Partien der zweiten Saisonhälfte bereits vor der Winterpause ausgetragen wurden, stehen für die Vereine, die keine Nachholspiele haben, nur noch 13 Begegnungen auf der To-do-Liste. Einer dieser Klubs ist der TuS Zülpich, der wie die anderen vier Vertreter aus dem Kreis Euskirchen noch keine Klarheit darüber hat, in welcher Spielklasse er im nächsten Jahr an den Start gegen wird. Während es für die Schützlinge von David Sasse jedoch um die Frage „Bezirksliga oder Landesliga?“ geht, muss das restliche Quartett Stand jetzt den Fokus noch in Richtung Tabellenende lenken.
TuS Zülpich (Platz 1): Testspielgegner ausschließlich auf Verbandsebene
Ob die Römerstädter den Aufstieg feiern dürfen, wird spätestens am 20. Mai, wenn die Meisterschaft offiziell beendet wird, geklärt sein. Die Voraussetzungen scheinen in diesem Jahr so günstig wie nie, auch wenn der Vorsprung (nur dank des besseren Torverhältnisses liegt der TuS vorn) momentan denkbar knapp ausfällt.
Die Mannschaft hinterließ in der Hinserie einen äußerst gefestigten Eindruck, überzeugte sowohl im Abwehrverhalten als auch in der Offensive, die mit 77 erfolgreichen Abschlüssen in der Liga konkurrenzlos ist. Neben den beiden Toptorjägern Dominik Spies (16) und Luca Ohrem (11) spielte sich dabei vor allem der junge Manuel Macherey in den Vordergrund, der als Joker das beste aus seiner Einsatzzeit herausholte und von der Bank kommend starke sieben Treffer beisteuerte. Auch in der Vorbereitung überzeugte Macherey mit fünf Toren und stand stellvertretend für das gesamte Team, das sich in der Testphase von Spiel zu Spiel steigerte und bei der Generalprobe ein verdientes 4:2 gegen Landesligist SSV Bornheim feierte.
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Generell übten die Zülpicher auf einem hohen Niveau und traten ausschließlich gegen auf Verbandsebene tätige Kontrahenten an – mit überwiegend positiven Ergebnissen. Einzig der SSV Merten, Tabellenführer der Landesliga, war, auch wegen zahlreicher Wechsel zur Halbzeit, eine Nummer zu groß.
Apropos Merten: Der SSV ist eine der früheren Stationen des einzigen TuS-Neuzugangs während der spielfreien Zeit, Lucas Carell. Der 27-Jährige, der unter anderem beim Bonner SC in der A-Junioren-Bundesliga auflief, bringt eine Menge Erfahrung auf Landes- und Mittelrheinliga-Niveau mit, muss sich durch sein Engagement als Spielertrainer in der Kreisliga B aber wieder an die höheren Anforderungen gewöhnen. „Wir haben Lucas nicht als Ergänzungsspieler geholt, er soll bei uns wieder zu alter Stärke zurückfinden“, setzt sein Coach David Sasse große Hoffnungen auf den hünenhaften Verteidiger.
Trotz der unzweifelhaften Klasse des Kaders, der mit dem in der Hinrunde verletzten Alex Ems einen weiteren Qualitätsschub erhält, bleibt der Übungsleiter beim Thema Aufstieg zurückhaltend: „Andere können gerne darüber sprechen. Wir konzentrieren uns lieber auf den nächsten Gegner und schauen von Woche zu Woche.“
Abgänge: Marcel Maus (SV Nierfeld), Fabian Hüttmann
Zugang: Lucas Carell (SF Wüschheim-Büllesheim)
SC Wißkirchen (Platz 8): Dustin Oellers als namhafte Verstärkung
Etwas überraschend geht der SC Wißkirchen tabellarisch als zweitbestes Team aus dem Kreis in die zweite Phase der Meisterschaft. Zu verdanken hat der Neuling die gute Platzierung in erster Linie seiner Auswärtsstärke, denn 14 der 19 Zähler holten die Schützlinge von Kevin Greuel auf fremden Sportplätzen.
Dass es zu Hause bislang deutlich schlechter lief, erscheint rätselhaft, weil der Rückhalt aus dem Dorf keine Wünsche offenlässt und überdurchschnittlich viele Zuschauer die Mannschaft bei den Heimspielen unterstützen – sehr zur Freude des Trainers. „Ich hatte am Anfang das Gefühl, dass der Verein durch die personellen Veränderungen eher kritisch gesehen wird. Diesen Eindruck kann ich zum Glück revidieren, die Jungs haben sich mittlerweile viele Sympathien erspielt“, lobt Greuel, der den Prozess des Zusammenwachsens stetig voranschreiten sieht.
Sein großer Wunsch, in den kommenden Monaten mit der Abstiegsfrage nichts zu tun zu haben, wirkt durchaus realistisch, denn das Team hat sich in der Winterpause deutlich verstärkt. Namhaftester Neuzugang ist zweifellos Dustin Oellers, der bis vor einem halben Jahr noch beim TuS Zülpich aktiv und danach nur sporadisch für den B-Ligisten Billig/Veytal im Einsatz war. Der 34-Jährige zählte als Kapitän und Abwehrchef zu den absoluten Leistungsträgern bei den Römerstädtern und sollte mit seiner Routine in kürzester Zeit dazu in der Lage sein, den Blau-Weißen weiterzuhelfen. „Er wollte sich in der Bezirksliga noch einmal beweisen und ist sportlich wie menschlich ein absoluter Gewinn für uns“, schwärmt Greuel.
Angetan ist der Coach auch von „Arbeitsbiene“ Nico Heuser, der von Rhenania Bessenich kommt und davor in Frauenberg bereits Erfahrung auf Verbandsebene sammelte. Komplettiert wird der Kader von Luca Pleimes, den Greuel noch aus seiner Trainertätigkeit bei der JSG Erft 01 kennt, sowie den bulgarischen Talenten Valentin Ivanov und Kaloyan Petrov, die sich schon hervorragend ins Team integriert haben.
Abgänge: Jehon Vatovci, Justin Neagu (beide SV Bessenich)
Zugänge: Nico Heuser (SV Bessenich), Valentin Ivanov, Kaloyan Petrov, Dustin Oellers (SG Billig/Veytal), Luca Pleimes (SV Vorgebirge)
SV Nierfeld (Platz 9): Dirk Scheer holt das Optimale aus dem Team heraus
Genauso viele Punkte wie der SCW, allerdings aus 17 Partien, hat der SV Nierfeld auf der Habenseite. Angesichts der Tatsache, dass der Kader vor der Saison überwiegend mit Akteuren aus der eigenen Reserve sowie von Vereinen aus unteren Spielklassen ergänzt wurde, eine sehr beachtliche Leistung. Trainer Dirk Scheer hat in den vergangenen Monaten nachgewiesen, dass er in der Lage ist, aus den vorhandenen Möglichkeiten das Optimale herauszuholen. Entgegen kam dem früheren Klassekeeper sicherlich die Tatsache, dass er den Klub aus dem Schleidener Tal wie seine Westentasche kennt und genau weiß, wie er mit den Spielern umzugehen hat, damit diese an ihre Grenzen gehen.
Ungeachtet der bisherigen Resultate stehen die Schwarz-Weißen vor einer schwierigen Rückrunde, denn das Aufgebot blieb qualitativ nahezu unverändert. Die Vorbereitungsphase, in der die Mannschaft gegen unterklassige Kontrahenten wie Schöneseiffen, Dahlem-Schmidtheim oder Sötenich antrat, verlief nicht zufriedenstellend – auch weil zahlreiche Akteure verletzt ausfielen.
Besonders in der Defensive fehlten zuletzt die Alternativen, sodass die Pläne, eine neue Abwehrformation einzuspielen, verworfen werden mussten. Immerhin befindet sich Stammtorwart Marc-Andre Virnich nach längerer Zwangspause wieder im Training, während die „Baustelle“ des zweiten Torhüters nicht geschlossen werden konnte.
„Wir haben noch gar nichts erreicht. Das Auftaktprogramm in den ersten vier Wochen wird zeigen, wo der Zug hinfährt. Läuft es gut, könnten wir eine ruhige Saison spielen. Andernfalls wird es für uns bis zum letzten Spieltag gegen den Abstieg gehen“, weiß Scheer die Zeichen zu deuten.
Abgang: Fabian Langen
Zugänge: Enis Etemi (SV Sistig-Krekel), Marcel Maus (TuS Zülpich)
JSG Erft 01 Euskirchen (Platz 10): Ligaverbleib als größter Erfolg
Vertraut man der Einschätzung von Coach Stephan Reimer, erlebte die JSG Erft 01 die „schlechteste Vorbereitung ever“. Die Witterungsbedingungen und die personelle Situation sorgten dafür, dass der sportliche Leiter nicht den Rahmen vorfand, den er sich gewünscht und erwartet hätte. Lediglich zwei Testspiele bestritt der Neuling, wobei die Aussagekraft der Begegnungen gegen Horrem II (5:1) und RW Merl (2:3) kaum zu bemessen ist.
Auf externe Neuzugänge muss Reimer wegen der Klubphilosophie, ausschließlich auf den eigenen Nachwuchs zu setzen, auch in dieser Winterpause verzichten. Ergänzt wird der Kader einzig mit Dino Halilic, dem Sohn des ehemaligen Torjägers Melo Halilic aus Dahlem-Schmidtheim, der langsam an das Niveau im Seniorenbereich herangeführt werden soll. Eine deutliche Verstärkung versprechen die beiden Offensivkräfte Luke Bungart und Luc-Seal Roggendorf, wobei auch hier abzuwarten bleibt, wie schnell der Toptorjäger und der Topvorbereiter der Vorsaison nach ihren langen Verletzungspausen wieder an ihre alte Form anknüpfen können.
Für Coach Reimer wird der Auftakt gegen Nierfeld zum Wegweiser für den Rest der Spielzeit. „Ich bin fest davon überzeugt, dass wir durch einen Sieg mit dem Abstieg nichts mehr zu tun haben werden. Dann hätten wir 21 von 30 zum Klassenerhalt erforderlichen Punkten erreicht“, lautet die Rechnung des Verantwortlichen. Dann wäre auch die mehr als durchwachsene Vorbereitung kein Thema mehr. „Wir haben in diesem Jahr schwierige Voraussetzungen und enormes Pech mit Verletzungen gehabt. Wenn wir in der Liga bleiben würden, wäre das mein größter Erfolg als Trainer bei der JSG“, erklärt Reimer.
Abgänge: keine
Zugang: Dimo Halilic (eigene A-Jugend)
SV Bessenich (Platz 11): Ende von Artur Mezler ist beschlossene Sache
Dass der SV Bessenich aktuell das am schlechtesten platzierte Team aus dem Kreisgebiet ist, stellt für die handelnden Personen im Verein zweifellos eine Enttäuschung dar – auch wenn man mit einem Erfolg im Nachholspiel gegen Wißkirchen an den drei Lokalrivalen vorbeiziehen würde. Unter dem Strich steht die magere Bilanz von 17 Zählern aus 15 Begegnungen, die klar auf der Hand liegende Gründe hat.
Zahlreiche Platzverweise und die Verletzungen von Leistungsträgern wie Siggi Kunst oder Moritz Hartmann sorgten dafür, dass die beste Formation nie gemeinsam auf dem Feld stand. Auch in der Einspielphase auf die zweite Saisonhälfte änderte sich daran nichts. Zwar trainierte Hartmann laut Coach Artur Mezler schmerzfrei und wirkte in den Testspielen meist 60 bis 70 Minuten mit, doch dafür fiel Kunst erneut für zwei bis drei Wochen aus. „Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass es optimal gelaufen ist“, berichtet der Übungsleiter.
Hinzu kommt, dass das Aufgebot im Winter einmal mehr Veränderungen unterworfen wurde. Mit dem veranlagten, aber im Gesamtbild nicht überzeugenden Harun Pindzo und dem zweimaligen Rotsünder Redouan Toumi verließen zwei als Leistungsträger verpflichtete Kicker den Verein. Im Gegenzug holte man mit Redouan Aissa und Enes Kiracti, der Erfahrung aus der Landes- und Mittelrheinliga mitbringt, neue Akteure, die die Abgänge kompensieren sollen.
„Wenn es uns gelingt, mehr Konstanz an den Tag zu legen und alle Topspieler gesund bleiben, mache ich mir keine Sorgen und halte einen einstelligen Platz für möglich“, glaubt Artur Mezler, dessen Anfang 2022 begonnenes Engagement beim Zülpicher Stadtteilverein nach dieser Spielzeit enden wird. „Die Entscheidung, dass die Mannschaft einen neuen Impuls braucht, ist im regelmäßigen gemeinsamen Austausch zwischen Artur und mir gereift“, erklärt Sportdirektor Beniamin Warrach.
„Mein eigener Anspruch und die Einstellung des ein oder anderen Spielers stimmten nicht überein. Trotz zahlreicher Gespräche habe ich gemerkt, dass sich grundsätzlich am Verhalten so gut wie nichts geändert hat. Um sportlichen Erfolg zu haben, ist es jedoch unbedingt erforderlich, dass alle Beteiligten an einem Strang ziehen“, ergänzt Mezler, der seine Linie bis zum Ende durchziehen möchte. „Es ist mein Ziel, mit dem Klassenerhalt und einem guten Gefühl in Bessenich aufzuhören.“
Wie es bei der Rhenania weitergehen soll, wird in einem Treffen zwischen Warrach, Präsident Ralf Gesenberg sowie den Spielern Kunst und Hartmann am Montag erörtert. „In diesem Kreis wollen wir die Weichen für die Zukunft des Vereins stellen“, kündigt Warrach an. Ein Trainergespann Kunst/Hartmann sei aber aus unterschiedlichen Gründen unwahrscheinlich.
Abgänge: Nico Heuser (SC Wißkirchen), Harun Pindzo, Redouan Toumi (Falcons Berg)
Zugänge: Redouan Aissa (BW Königsdorf II), Enes Kiracti (SC Rheinbach), Justin Neagu, Jehon Vatovci (beide SC Wißkirchen)