Der Sinzenicher Leroy Zeller stand am Wochenende zum ersten Mal für seinen neuen Verein zwischen den Pfosten. Im Winter kam er aus den USA.
FußballAlemannia Aachen ist für Zülpicher Leroy Zeller eine Herzensangelegenheit
Vom kalifornischen Sandstrand ins Dreiländereck: Nach Beendigung seines Studiums in den USA kehrte Leroy Zeller Ende vergangenen Jahres nach Deutschland zurück und trägt seit Januar die Farben des Regionalligisten Alemannia Aachen; der Verein ist einer der heißesten Aufstiegskandidaten in die 3. Liga. Schwarz-Gelb nun also statt Blau-Gold, den Farben von Zellers Team an der University of California Santa Barbara (UCSB), für das er die letzten drei Jahre aufgelaufen ist.
Hinter Marcel Johnen ist Zeller bis zum Ende der laufenden Saison die Nummer zwei im Tor. Am Wochenende gab er für den kurzfristig erkrankten Stammtorhüter beim 4:0-Sieg gegen Gütersloh sein Startelf-Debüt.
Vor fünf Jahren zog Leroy Zeller ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten
„Wenn man fünf Jahre die Nummer eins war und jedes Spiel zwischen den Pfosten gestanden hat, ist das schon eine große Umstellung“, räumt Zeller ein, den es vor fünf Jahren ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten zog. Zwei Jahre spielte der Global-Business-Absolvent bei den Newberry Wolves in South Carolina, bevor er die letzten zweieinhalb Jahre für das Collegeteam der UCSB, die „Santa Barbara Gauchos“, in der höchsten Spielklasse des College-Fußballs auflief.
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In seiner Karriere als College-Torhüter hat der 1,95 Meter große Schlussmann alles erreicht, was man erreichen kann: Neben den Auszeichnungen als „Goalkeeper of the Year“ der Liga und als bester College-Torwart aller Westküstenstaaten der USA erhielt er jüngst den Legendenstatus der UCSB. Als erstem deutschem Torwart gelang ihm die Aufnahme in die „Hall of Fame“ des Colleges: 60 Einsätze, 20 Spiele ohne Gegentor und 210 Torwartparaden in drei Spielzeiten stehen für ihn zu Buche. Überragende Werte, die ihn unvergessen machen. Diese Ehre wurde bisher nur MLS-Allstar-Legende Dan Kennedy zuteil, der 2004 Torwart der Santa Barbara Gauchos war.
Sprung in die US-Profiligen scheiterte an fehlender Greencard
Der Sprung in eine der beiden amerikanischen Profiligen, die MLS (Major League Soccer, die höchste Fußballliga) oder die USL Championship (die zweite Liga), blieb Zeller aufgrund administrativer Voraussetzungen bislang verwehrt: Der 23-Jährige besitzt keine Greencard.
Zwar hatten mehrere amerikanische Profi-Vereine den Torwart bereits ins Visier genommen. „Doch nur fünf bis acht Plätze können die MLS-Vereine an internationale, also nicht-amerikanische Spieler vergeben. Da ist es verständlich, dass sie lieber gestandene Profis aus Deutschland oder Europa als einen College-Torhüter verpflichten. Das haben die Vereine mir gegenüber auch offen so kommuniziert“, schildert Zeller. Seine Zukunft sehe er dennoch „irgendwann in Amerika“.
Öcher Platt statt kalifornisches Englisch für Leroy Zeller
Die Einladung zum Probetraining bei Alemannia Aachen eröffnete dem gebürtigen Sinzenicher gleich mehrere Perspektiven: Statt kalifornischem Englisch steht nun Öcher Platt auf der Tagesordnung. Darüber hinaus ist Zeller jetzt aber erst einmal glücklich darüber, die Chance erhalten zu haben, Teil eines professionell aufgestellten Traditionsvereins zu sein, sich unter Torwarttrainer Hans Spillmann und dessen sehr hochwertigem Training weiterentwickeln zu können und sich wieder einen Namen in Deutschland zu erarbeiten.
Die Alemannia ist eine Herzensangelegenheit für Zeller und eng verknüpft mit seiner Jugend, in der er als Spieler für Viktoria Köln und Greuther Fürth auflief. Damals sei es für ihn immer ein Highlight gewesen, zum Tivoli zu fahren und gegen Aachen zu spielen. „Besonders freue ich mich darauf, erstmals als Spieler der Alemannia die leidenschaftlichen Fans und die elektrisierende Atmosphäre im Stadion zu erleben.“ Und da die Kaiserstadt nicht weit entfernt von seinem Geburtsort Sinzenich gelegen ist, zog der ehemalige Collegetorwart vorübergehend wieder ins elterliche Haus.
Los Angeles, Miami, New York, Sinzenich: Ein Kulturschock
Los Angeles, Miami, New York. „Es ist schon ein kleiner Kulturschock, wieder in Sinzenich zu wohnen“, sagt Zeller und lacht. „Nicht viele Spieler, die von Deutschland in die USA gehen und dort einige Zeit gespielt haben, schaffen den Weg zurück. Viele hören dann auf zu spielen“, weiß der 23-Jährige.
Im Team der Schwarz-Gelben sei er sehr gut aufgenommen worden. Seinen Teamkollegen Frederic Baum, gebürtiger Mechernicher, kennt er noch aus seiner Zeit bei Viktoria: „Alles super Typen, die das gleiche Ziel vor Augen haben: den Aufstieg.“